Klinische Linguistik

Die Klinische Linguistik ist eine neue Teildisziplin der Linguistik, zu der auch ein neues Berufsfeld gehört. Sie untersucht organisch bedingte Sprachstörungen (Aphasien) und wendet linguistische Theorien in der Praxis von Diagnostik und Therapie an. Forschungsschwerpunkt ist daher die Aphasiologie. Sprachproduktion und Sprachrezeption sowie deren Störungen werden anhand verschiedener Modelltypen beschrieben. Einen neuen Forschungsansatz bietet die medizinische Kleinhirnforschung. Während Aphasiologie und Neurolinguistik bisher davon ausgingen, dass Sprachproduktion und Sprachrezeption in den sog. Sprachzentren des linken Schläfenlappens in der Großhirnrinde lokalisiert sind, zeigen klinische Untersuchungen mit neuen bildgebenden Verfahren, dass das Kleinhirn eine wesentliche Rolle zu spielen scheint. Bestimmte Läsionen im Kleinhirn weisen auf entsprechende Ausfallerscheinungen hin, die neurolinguistisch zu beschreiben sind. In einem inderdisziplinären Forschungsprojekt, das gleichzeitig als Promotionsvorhaben durchgeführt werden soll, wird versucht, diese Zusammenhänge zu klären. Der Arbeitstitel lautet: Lokalisationstheoretische bzw. "läsionologische" Probleme in der linguistischen Aphasiologie unter Berücksichtigung der Funktion des Kleinhirns.

Beteiligte Wissenschaftler:

Prof. Dr. E. Bülow, Dr. med. O. Micke

Veröffentlichungen:

Muckel, S.: Kategorienspezifische Wortfindungsstörungen bei Aphasie: Dissoziationen zwischen der Verfügbarkeit von Nomina und Verben. Münster: LIT 1998.