Hagiographie und Bildkunst

Stichel untersuchte ein bekanntes byzantinisches Elfenbeinrelief des 10. Jahrhunderts, das allgemein als Darstellung der Vision des Propheten Ezechiel (ez 31,1-11) gedeutet wird. Tatsächlich handelt es sich um eine Szene aus dem Martyrium des hl. Georg. Das Relief dürfte Teil einer Ikone des hl. Georg gewesen sein, auf deren Rändern die Episoden seines Martyriums gezeigt wurden. Gleichzeitig ist es das einzige byzantinische Zeugnis der archaischen Form das passio s. Georgii, nach der der Heilige mehrmals getötet und von Christus wieder zum Leben erweckt wird, bis er schließlich enthauptet wird. R. Stichel berichtete darüber auf einer Konferenz, die das Moskauer Institut für Kunstwissenschaft aus Anlaß des hundertjährigen Geburtstages des russischen Kunsthistorikers Viktor Lazarev veranstaltete (Zusammenfassung: Scena iz itija sv. Georgija na vizantijskom rel'efe slonovoj kosti X v. [Eine Szene aus dem Leben des hl. Georg auf einem byzantinischen Elfenbein des 10. Jahrhunderts] [russ.]. In: Vizantija, Rus', zapadnaja Evropa. Iskusstvo i kul'tura. Tezisy dokladov konferencii, posvja ennoj 100-letiju sodnja ro denija professora V. N. Lazareva [1897-1976], Moskva 29 sentjabrja - 2 oktjabrja 1997. Sankt Petersburg 1997, 9). Nochmals sprach er darüber während eines vom Ikonenmuseum Recklinghausen veranstalteten internationalen Kolloquiums über griechische Ikonen (1998).