Forschungsbericht 1997-98 | |
Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin Albert-Schweitzer-Str. 33 48149 Münster Tel. (0251) 83-47251 Fax: (0251) 88704 e-mail: hva@uni-muenster.de WWW: http://medweb.uni-muenster.de/institute/anaest/ Direktor: Prof. Dr. med. H. Van Aken | |
Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin Beeinflussung des perioperativen Stoffwechsels, Frau Dipl. Chem. Dr. med. C. Goeters (Leiter), Dr. Mertes, Dipl. Oecotroph. C. Schulzki, Dipl. Oecotroph. A. Wenn | ||||
Beeinflussung des Postaggressionsstoffwechsels durch a-2-Agonisten
Durch a-2-Agonisten kann eine Dämpfung der
sympathoadrenergen Reaktion auf schmerzhafte Reize (Intubation, Operation) erzielt werden.
Hierdurch wird ein glatterer Narkoseverlauf erreicht. Massive Blutdruckanstiege und Tachykardien
mit entsprechender Gefährdung des Herz-Kreislaufsystems werden vermieden. Der
Narkotikaverbrauch wird gesenkt, dies führt zu einer geringeren Belastung des Organismus.
Gleiches gilt für die postoperative Analgosedierung. Durch Dämpfung der
sympathoadrenergen Reaktion und Veränderung des hormonellen Milieus wird eine
Reduktion der Katabolie im Postaggressionsstoffwechsel vermutet. Theoretisch sind
a-2-Rezeptor-Agonisten in der Lage, eine Anzahl von "anabolen" Einflüssen bei Tier und
Mensch zu erzielen: hGH- und Glukagonfreisetzung werden stimuliert, wohingegen Insulin,
Katecholamine und Cortisol vermindert produziert werden. Endorphinfreisetzungen tragen
theoretisch zu diesen antikatabolen Effekten bei. Ziel unserer Untersuchungen ist es, den Einfluss
von a-2-Agonisten auf den Proteinstoffwechsel und dessen klinische
Folgen (Wundheilung, Infektionsrate, Organkomplikationen, Krankenhausliegedauer) im Verlauf
des Postaggressionsstoffwechsels zu ermitteln.
Eine Studie wurde mit dem a-2-Agonisten Clonidin
durchgeführt. Untersucht wurden 24 männliche Patienten, die unter kombinierter
Anästhesie (thorakale epidurale Anästhesie (TEA), ITN) einer Oesophagusresektion
unterzogen wurden. Alle Patienten erhielten postoperativ eine isonitrogene, isokalorische
Ernährung sowie standardisiert eine patientenkontrollierte Peridural-Analgesie über 5
Tage. Die Patienten der Testgruppe (n=14) erhielten vom Ende der Operation bis zum Morgen des
dritten Tages 1,0 µg/kg KG/h Clonidin, mit 0,5 µg/kg KG/h am vierten
und 0,25 µg/kg KG/d am fünften postoperativen Tag. 10 Patienten dienten als
Kontrolle. Bei 5 Patienten der Prüfgruppe wurde die Untersuchung wegen persistierender
Hypotension trotz adäquater Volumengabe bzw einer Dopaminzufuhr von
>5 µg/kg KG/min abgebrochen. Die metabolischen Daten der Prüf- und
Kontrollgruppe waren in der Stickstoffbilanz, Plasmaprotein- und
Plasmaaminosäurekonzentration vergleichbar. Am dritten und vierten postoperativen Tag, war
der VAS-Schmerz-Score in der mit Clonidin behandelten Gruppe signifikant höher. Das
perioperative Management für Oesophagusresektionen mit intraoperativer Kombination von
TEA und ITN sowie der multimodalen postoperativen Behandlung incl. PCEA hat stickstoffsparende
Effekte. Die Kombination von TEA, PCEA und kontinuierlicher postoperativer Clonidinzufuhr
führte zu hämodynamischer Instabilität, die die Zufuhr von Katecholaminen
erforderte. Es wurde keine weitere Verbesserung der Stickstoffökonomie gefunden. Es ist
denkbar, daß die Zufuhr von Katecholaminen potentiell positive Effekte des Clonidins
überdeckt hat.
In einer doppelblinden, plazebokontrollierten, prospektiv randomisierten Studie erhielten Patienten
nach größeren abdominalchirurgischen oder thorakalen Eingriffen entweder
4 µg/kg Mivazerol zu Beginn der Narkose gefolgt von einer kontinuierlichen Infusion
von 1,5 µg/kg /h (n=9) über drei Tage oder Plazebo (n=10). Bei zwei
Patienten der Behandlungsgruppe wurde die Untersuchung wegen Bradykardie abgebrochen. Die
Anästhesie und postoperative Schmerztherapie war standardisiert, das
Ernährungsregime isokalorigen und isonitrogen. Präoperativ und an den Tagen 1,3 und
5 postoperativ wurden Blutproben für die Analyse von Plasmaproteinen und Zytokinen
entnommen. Der Prognostic Inflammatory Nutrition Index (PINI) wurde berechnet, täglich
wurden die Stickstoffbilanzen ermittelt. Die demographischen Daten, Dauer und Art der Operation
sowie die intraoperativen Blutverluste waren für beide Gruppen vergleichbar. PINI, CRP und
IL-6 waren in der Prüfgruppe signifikant geringer. In den Stickstoffbilanzen zeigten sich keine
Unterschiede, an Tag 5 waren die Präalbuminkonzentrationen in der Mivazerolgruppe
signifikant höher. Die vorliegenden Daten deuten auf eine Verminderung der Stressantwort
durch Mivazerol hin. Signifikant mehr Patienten der Testgruppe wurden aufgrund von Hypotension
und Bradykardie mit Katecholaminen behandelt, was die Stickstoffbilanzen beeinflußt haben
wird.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter