Forschungsbericht 1995-96 | |
Institut für Biochemie und Biotechnologie der Pflanzen Hindenburgplatz 55 48149 Münster Tel. (0251) 83 - 2 47 91 Fax (0251) 83 - 2 83 71 Geschf. Direktor: Prof. Dr. W. Barz | |
Forschungsschwerpunkte 1995 - 1996 Fachbereich 18 - Biologie Institut für Biochemie und Biotechnologie der Pflanzen Arbeitsbereich Prof. Dr. B. Moerschbacher |
Die axenische Flüssigkultur von Puccinia graminis f. sp. tritici.
Obligat biotrophe Pathogene wie der Rostpilz lassen sich per definitionem nicht in Kultur
nehmen: sie sind für ihr Wachstum und ihre Entwicklung auf lebendes Wirtsgewebe
angewiesen. Der Weizenschwarzrost, Puccinia graminis f. sp. tritici ist jedoch
einer der ganz wenigen obligat biotophen Pathogene, bei denen eine in vitro-Kultur gelungen
ist. (Man spricht dann von einem "ökologisch biotrophen Pathogen".) Diese
axenische Kultur (d.h. die Kultur eines Organismus ohne Zuhilfenahme eines anderen
Organismus) ist jedoch ausgesprochen mühsam und weltweit nur in sehr wenigen
Arbeitsgruppen etabliert. Meist handelt es sich um eine Kultur auf Festagar, eine
Flüssigkultur konnte erst in einem Fall von einer australischen Arbeitsgruppe beschrieben
werden, und hier handelte es sich um ein aberantes Myzel mit einem veränderten
Kernstatus und veränderter Morphologie, das auf Weizenpflanzen nicht mehr
infektiös war.
In unserer Arbeitsgruppe ist zum ersten Mal eine reproduzierbare Anzucht des Rostpilzes in
axenischer Flüssigkultur gelungen, bei der das erhaltene Myzel morphologisch und
cytologisch ununterscheidbar ist von dem parasitären Myzel des Pilzes in der
Wirtspflanze. Das axenische Myzel ist darüberhinaus infektiös, die sich aus einer
solchen Infektion ergebenden Uredosporen sind normal vital. Damit stehen die Vorteile einer
Flüssigkultur zum ersten Mal für einen obligat biotrophen Rostpilz zur
Verfügung.
Gegenwärtig bemühen wir uns, die sehr schwierige Methodik der axenischen
Flüssigkultur in Münster zu etablieren. Das erste angestrebte Projekt wird sich
voraussichtlich mit der Zuckeraufnahme des Rostmyzels befassen.
Beteiligte Wissenschaftler:
Hans-Joachim Peter