Forschungsbericht 1995-96 | |
Institut für Biochemie und Biotechnologie der Pflanzen Hindenburgplatz 55 48149 Münster Tel. (0251) 83 - 2 47 91 Fax (0251) 83 - 2 83 71 Geschf. Direktor: Prof. Dr. W. Barz | |
Forschungsschwerpunkte 1995 - 1996 Fachbereich 18 - Biologie Institut für Biochemie und Biotechnologie der Pflanzen Arbeitsbereich Prof. Dr. B. Moerschbacher |
Chitin und Chitosan als Elicitoren der hypersensitiven Resistenzreaktion.
Die meisten Pflanzen sind gegen die meisten potentiellen Krankheitserreger resistent. Sie
erreichen dies einerseits durch präformierte Resistenzfaktoren, wie eine dicke Kutikula
oder stabile Zellwände, und durch post-infektionell induzierbare, aktive
Resistenzmechanismen, wie die Bildung antimikrobiell wirksamer Phytoalexine. Ein besonders
prominenter, aktiver Resistenzmechanismus ist der sogenannte hypersensitive Zelltod, bei
dem nur einige wenige, von einem Pathogen befallene Wirtszellen absterben, so das weitere
Wachstum des Parasiten verhindern und damit die gesamte Pflanze vor Befall schützen.
Ausgelöst wird der hypersensitive Zelltod wie andere induzierbare Resistenzreaktionen
wahrscheinlich durch die Anwesenheit bestimmter Oberflächenmoleküle des
Pathogens, sogenannter Elicitoren. Als solche sind bei pilzlichen Pathogenen v.a.
Zellwandbestandteile beschrieben worden. Chitin oder sein partiell de-acetyliertes
Gegenstück Chitosan bildet typischerweise die Gerüstsubstanz pilzlicher
Zellwände, und Bruchstücke dieser Polymere werden in einer infizierten Pflanze
wahrscheinlich durch pflanzeneigene Chitinasen und vielleicht Chitosanasen aus dem Verband
der pilzlichen Zellwand herausgelöst. Die diffusiblen Bruchstücke können
dann von molekularen Rezeptoren auf der Pflanzenzelloberfläche erkannt werden und so
aktive Resistenzreaktionen auslösen.
In diesem Projekt befassen wir uns mit dem Chitin bzw. Chitosan der Zellwand des Rostpilzes
einerseits und mit den Chitinasen und Chitosanasen der von diesem Pilz befallenen
Weizenpflanze andererseits. Wir haben den Gehalt (22 %) und Acetylierungsgrad (90 %) des
Chitins in den Keimschläuchen des Pilzes analysiert. Mittels Solvolyse in wasserfreiem
Fluorwasserstoff (HF) haben wir das Chitin mit seinem natürlichen in muro
Acetylierungmuster isoliert und seine Elicitoraktivität in intakten Weizenblättern und
in Weizenzell-Suspensionskulturen untersucht. Durch Vergleich mit den biologischen
Aktivitäten chemisch genau charakterisierter Chitin-Oligomere und Chitosan-Polymere
mit definierten Acetylierungsgraden konnten wir zeigen, daß die Pflanzenzelle offenbar
verschiedene Komponenten der Rostpilz-Zellwand erkennen kann. Diese molekulare
Erkennung führt zur Induktion unterschiedlicher Aspekte der Resistenzreaktion. Erst die
Auslösung aller Aspekte durch die Erkennung verschiedener Komponenten führt
zur Expression des hypersensitiven Zelltodes und damit zur Manifestation der
Krankheitsresistenz.
Gegenwärtig analysieren wir die verschiedenen Isoenzyme der Chitinase und
Chitosanase im Apoplasten des Weizens und ihre Induktion nach Rostbefall. Aufbauend auf
der so gewonnenen Kenntnis der Komponenten der Induktionsmaschinerie werden wir
versuchen, ein genaues Bild der räumlichen und zeitlichen Koordination der
Auslösung der hypersensitiven Reaktion zu gewinnen. Das Verständnis der
natürlichen, äußerst effizienten Resistenzmechanismen ist eine conditio sine
qua non für die gezielte Züchtung krankheitsresistenter Nutzpflanzen - sei es auf
klassischem Weg oder mit den modernen Methoden der Gentechnik.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Hans-Joachim Peter