Forschungsbericht 1995-96 | |
Institut für Botanik und Botanischer Garten Schloßgarten 3 48149 Münster Tel. (0251) 83 - 2 38 10 Fax (0251) 83 - 2 38 23 Geschf. Direktor: Prof. Dr. B. Gerhardt | |
Forschungsschwerpunkte 1995 - 1996 Fachbereich 18 - Biologie Institut für Botanik und Botanischer Garten Arbeitsbereich Prof. Dr. B. Gerhardt |
Kristalloide Einschlüsse pflanzlicher Peroxisomen
Peroxisomen pflanzlicher Zellen sind membranumschlossene Kompartimente mit variablen
Aufgaben im zellulären Stoffwechsel. Sie können in der Regel den oxidativen
Abbau von Fettsäuren betreiben, aber auch an der Photorespiration oder an der
Umwandlung von Fetten in Kohlenhydrate beteiligt sein. Neben der Membran und der von ihr
umschlossenen Matrix enthalten Peroxisomen in vielen Pflanzenspezies und -organen als
drittes Subkompartiment einen kristalloiden Einschluß (auch Core genannt). Ziel unserer
Arbeiten ist die Aufklärung der stofflichen Zusammensetzung und strukturellen
Organisation, sowie der Biogenese und physiologischen Funktion dieser Cores.
Hauptkomponente der Cores in Sonnenblumen-Keimblättern ist eine spezielle Variante
des Enzyms Katalase, die sich von der Katalase in der Matrix in ihrer
Aminosäuresequenz unterscheidet. Katalasen setzen das Zellgift Wasserstoffperoxid in
Wasser und molekularen Sauerstoff um. Transmissions-elektronenmikroskopische und
biochemische Untersuchungen an gereinigten Cores haben gezeigt, daß Katalase selbst
die kristalline Struktur der Cores bildet. Zwischenräume von etwa 5 Nanometer
Durchmesser ermöglichen die Diffusion von Molekülen etwa bis zu
mittelgroßen Proteinen. Wie aus raster-elektronenmikroskopischen Untersuchungen
hervorgeht, besitzen isolierte Sonnenblumen-Cores eine quadratische Grundfläche von
300 bis 500 Nanometer Kantenlänge und eine Höhe von 100 bis 200 Nanometer.
Cores aus der Kartoffelknolle erscheinen größer und besitzen eine andere
Feinstruktur, sind aber ebenfalls aus Katalase aufgebaut.
Die Biogenese der Cores in Sonnenblumen-Keimblättern ist genetisch reguliert. Die
messenger RNA für den coreständigen Katalasetyp erscheint in der
Keimblattentwicklung erst kurz vor den ersten Cores. Vermutlich wird die Katalase nach der
Synthese im Cytosol unmittelbar nach oder sogar im Zuge ihres Transportes durch die
Peroxisomenmembran zur Bildung der Corestruktur genutzt. Bei der Corebildung wird die in
diesem Zeitraum ebenfalls synthetisierte Matrixkatalase durch einen unbekannten
Mechanismus selektiv ausgeschlossen. Die im Core integrierte Katalase ist ein
hämhaltiges Tetramer und besitzt damit die für pflanzliche Katalasen übliche
Struktur.
Erste Hinweise auf eine physiologische Funktion der Cores ergeben sich aus biochemischen
Untersuchungen an gereinigter Corekatalase. Sie ist resistenter gegenüber abiotischen
Faktoren (z.B. Temperatur und Licht) als die, insbesondere sehr photosensitive, Matrixkatalase.
Außerdem unterliegt sie in vivo einem deutlich geringeren Abbau als die Matrixkatalase. Da
die Corekatalase auch innerhalb des Coreverbandes enzymatisch aktiv ist, ergibt sich die
Vorstellung, daß sie eine Minimalaktivität an Katalase sicherstellt, bei deren
Unterschreitung es in der Zelle zu Schädigungen durch Wasserstoffperoxid kommen
könnte.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Hans-Joachim Peter