Forschungsbericht 1995-96 | |
Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie Hittorfstraße 56 48149 Münster Tel.: (0251) 83 - 3 33 80 Fax: (0251) 83 - 3 83 41 Direktor: Prof. Dr. Adolf Nahrstedt nahrste@uni-muenster.de | |
Forschungsschwerpunkte 1995 - 1996 Fachbereich 17 - Chemie Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie Arbeitsbereich Prof. Dr. Adolf Nahrstedt |
Phytochemische und pharmakologische Untersuchungen an Arzneipflanzen
Inhaltsstoffe begründen die Wirksamkeit der Arzneimittel pflanzlicher Herkunft sowohl bei
den traditionellen Zubereitungsformen als auch den modernen Phytopharmaka; für die
Wirksamkeit ist jedoch selten nur ein bestimmter Inhaltsstoff verantwortlich; in der Regel
führt die Gesamtheit aller Inhaltsstoffe sowie deren Interaktion zum Wirksamkeitsbild
eines pflanzlichen Arzneimittels; hier besteht großer Forschungsbedarf.
Für die Isolierung und Strukturaufklärung pflanzlicher Sekundärstoffe werden
alle Verfahren der präparativen und analytischen Chromatographie, spektroskopische
Verfahren und chemische Abbaureaktionen genutzt; pharmakologische Testmodelle werden in
Kooperation mit pharmakologisch arbeitenden Gruppen eingesetzt (Prof. Winterhoff, Prof.
Verspohl).
Ein standardisierter Extrakt aus dem Schöllkraut, Chelidonium majus, sowie
dessen Alkaloid- und Phenol-Fraktion wurden auf ihre choleretische (Galle-produzierende)
Aktivität am Modell der isoliert perfundierten Rattenleber untersucht. Während der
Gesamtextrakt die Gallensäure-unabhängige Cholerese (Hydrocholerese) deutlich
stimuliert, waren beide Fraktionen allein und in Mischung inaktiv. Extrakte aus Chelidonium
majus und dem gelben Lerchensporn (Corydalis lutea) zeigten auch spasmolytische
Aktivität am isolierten Rattendarm; das Alkaloid Coptisin (Schöllkraut) und in
geringem Maß die kürzlich von uns in Papaveraceen und Fumariaceen gefundene
Caffeoyläpfelsäure (Lerchensporn) wurden als spasmolytisch aktiv erkannt. Neu
aufgenommen wurden Untersuchungen zu den bislang unbekannten Wirkstoffen des
Johanniskrautes Hypericum perforatum), dessen antidepressive Wirksamkeit klinisch
gut belegt ist. Erste positive Ergebnisse zur Fraktionierung und Lokalisierung der Wirkstoffe
liegen vor.
Die Arbeiten zur Gerbstoff-Führung der brasilianischen Mimosacee Stryphnodendron
adstringens wurden vorläufig abgeschlossen. Zahlreiche Flavan-3-ole und
Proanthocyanidine, Prodelphinidine und die selteneren Prorobinetinidine, mit teils bekannten,
teils neuen Strukturen wurden isoliert und strukturell bis zur exakten Stereochemie
aufgeklärt. Aus den als Venentonikum verwendeten Samen der Roßkastanie
(Aesculus hippocastanum) wurden neue Quercetin- und Kämpferolglykoside mit
verzweigter Zuckerkette isoliert; entsprechende Publikationen sind in Vorbereitung. Für
die spasmolytische Aktivität des als Hustenmittel eingesetzten Efeuextraktes (Hedera
helix) sind neben weiteren Sekundärstoffen auch phenolische Substanzen wie
Flavonoide und Phenolcarbonsäuren verantwortlich. Untersuchungen zu Wirkstoff-
Fraktionen des Weißdorn (Crataegus spec.) und Cimicifuga spec. wurden
neu aufgenommen; ebenso werden Extrakte von Plantago und Cynara spec. auf
therapierelevante spasmolytische Wirkstoffe hin untersucht.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Hans-Joachim Peter