Klinische Psychologie und experimentelle Psychopathologie
Das Programm des M.Sc. Schwerpunkts Klinische Psychologie und experimentelle Psychopathologie vermittelt Wissen, Methoden und Fertigkeiten für einen innovativen und produktiven Forschungs- und Praxisbereich. Dieser liegt an der Schnittstelle zwischen Psychologie, Neurowissenschaften und jenen medizinischen Teildisziplinen, die sich mit psychischen Störungen und den zahlreichen körperlicher Störungen mit psychischen Auswirkungen und psychologischen Mechanismen der Aufrechterhaltung befassen. Der Studiengang integriert das Wissen der Grundlagenfächer der Bachelor-Ausbildung mit speziellen Forschungsmethoden sowie diagnostischem und klinisch-psychologischem Interventionswissen. Er vermittelt, wie diese Kenntnisse für die Erklärung der Verursachung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen zu nutzen sind und auch, wie effektive Präventions- und Behandlungsmaßnahmen zu selektieren, zu planen und zu bewerten sind. In seiner Orientierung an einem biopsychosozialen Modell psychischer Störungen ist der Studiengang interdisziplinär angelegt und berücksichtigt die Methoden, Prinzipien und Befunde der Neurowissenschaften, der Epidemiologie, der Psychiatrie und weiterer Teildisziplinen.
Im forschungsbezogenen Teil ist das Studienprogramm auf die empirische und insbesondere auf die experimentelle Überprüfung von Annahmen zur Psychopathologie bei psychischen Störungen ausgerichtet. Die Bedingungsmodelle für die Psychopathologie von zum Beispiel affektiven Störungen, Angststörungen oder substanzassoziierten Störungen werden aktuell immer differenzierter auf Ursachenbeiträge, Risikopotential und Auswirkungen bezogen. Entsprechend dem internationalen Stand der Forschung werden hier Paradigmen zur Untersuchung von Störungen der Informationsverarbeitung, biopsychophysiologische Methoden und moderne multivariate statistische Verfahren praktisch angewendet.
Den Studierenden wird die Kompetenz vermittelt, die aktuelle Forschungslage zu verstehen und methodenkritisch zu beurteilen und durch eigene Forschungsbeiträge zur Weiterentwicklung beizutragen. Studierende sollten dafür besonders von Wahlmodulen aus dem M.Sc. Programm Kognitive Neurowissenschaften profitieren. Die praktischen Teile der Ausbildung sind evidenzbasiert und aus dem hier vermittelten biopsychosozialen Störungsmodell abgeleitet. Die Studierenden erwerben dabei zum einen interaktionale Kompetenz für den Umgang mit Patienten mit psychischen Störungen oder entsprechend gefährdeten Menschen, zum anderen praktische Fertigkeiten für unterschiedliche Arbeitsfelder. Vermittelt werden störungsübergreifende und störungsspezifische Strategien zur Ableitung, Planung und Durchführung von diagnostischen, präventiven, therapeutischen und rehabilitativen Maßnahmen.
Der Studiengang bereitet einerseits auf eine sich anschließende Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten vor. Die forschungsorientierte Ausrichtung auf theoretische und methodische Entwicklungen in der Erklärung psychischer Störungen schafft die theoretische Grundlage für diese Ausbildung. Andererseits erlangen die Studierenden unabhängig von einer nachfolgenden Psychotherapieausbildung jedoch das intellektuelle Rüstzeug, das sie für alle Tätigkeitsfelder qualifiziert, deren Gemeinsamkeit die Beschäftigung mit psychischen Störungen ist. Dazu gehören zum einen Tätigkeiten in der universitären und außeruniversitären Forschung, zu denen sich die Studierenden in anschließenden Promotionsvorhaben weiter qualifizieren können. Zum anderen bestehen zahlreiche Tätigkeitsfelder, für die dieser Schwerpunkt günstige Bewerbungsvoraussetzungen auch ohne Psychotherapieausbildung schafft. Zu diesen Tätigkeitsfelder gehören zum Beispiel leitende Funktionen in
- Beratungsinstitutionen
- Aufgaben im administrativen Bereich der Gesundheitsversorgung (u.a. Versicherungen)
- Mitarbeit in psychosomatischen Kliniken, Rehabilitationskliniken und anderen medizinischen Einrichtungen (neben diagnostisch-therapeutischen auch evaluative und Geschäftsleitungsaufgaben)
- Tätigkeiten in der betrieblichen Gesundheitsförderung bzw. Risikominimierung
- wissenschaftsjournalistische Spezialisierungen im Bereich psychischer Störungen