Prokrastination

viele Bücher und Frau, die ihren Kopf auf den Schreibtisch legt

Mal wieder zu spät mit dem Lernen angefangen? Um Fristverlängerung für die Hausarbeit gebeten? Die Steuererklärung auf den letzten Drücker abgeschickt?

Sie sind nicht allein! Fast jeder kennt es: das Alltagsphänomen des Aufschiebens. Was für viele nur eine nervige Angewohnheit ist, kann für manche Menschen zum schwerwiegenden Problem werden. Dann handelt es sich um Prokrastination – exzessives Aufschiebeverhalten.

  • Was ist Prokrastination?

    Prokrastination ist die wissenschaftliche Bezeichnung für pathologisches Aufschiebeverhalten. Dieses ist im Gegensatz zum alltäglichen Aufschieben eine ernstzunehmende Arbeitsstörung und kann sowohl private als auch schulische, akademische und berufliche Tätigkeiten betreffen.

  • Wie häufig kommt Prokrastination vor?

    Je nach Studie und Definition von Prokrastination sind ca. 7-14% der Allgemeinbevölkerung betroffen. Es gibt also viele Menschen, die so unter ihrem Aufschiebeverhalten leiden, dass eine Behandlung sinnvoll wäre.

  • Was sind die Ursachen von Prokrastination?

    Die Ursachen sind sehr vielfältig und sollten immer individuell abgeklärt werden. Schwierigkeiten bei der realistischen Planung von Aufgaben können ebenso förderlich für das Aufschieben sein wie bestimmte individuelle Eigenschaften (z.B. mangelnde Konzentrationsfähigkeit, Versagensangst, Perfektionismus) oder situative Faktoren (z.B. fehlende Fristen, komplexe bzw. offene Aufgaben, Ablenkungen durch Lärm oder Smartphone).

    Prokrastination kann darüber hinaus im Rahmen einer diagnostizierbaren psychischen Störung auftreten, z.B. als Teil einer Depression oder ADHS. In solchen Fällen ist die Behandlung der primären psychischen Störung Voraussetzung für die Behebung des Aufschiebens.

    Chronisches Aufschieben beeinträchtigt allerdings auch das psychische Wohlbefinden und kann so selbst zur Ursache für psychische Belastungen und Symptome werden.

  • Wann wird Aufschieben zum Problem?

    Eine allgemeingültige Schwelle gibt es hierfür nicht. Prokrastination wird immer dann zum behandlungsbedürftigen Problem, wenn das Aufschieben zu Leiden und zu Beeinträchtigungen im Studium, Beruf oder anderen Lebensbereichen führt. Dies kann das Verfehlen wichtiger Ziele beinhalten, z.B. schlechte Noten oder den Abbruch des Studiums, ebenso wie körperliche oder psychische Symptome, wie Magen-Darm-Probleme, Kopfschmerzen, Niedergeschlagenheit, verringertes Selbstwertgefühl, Ängste oder Unruhe.

    Sollten Sie diese oder andere negative Konsequenzen in Folge des Aufschiebens bei sich feststellen, lohnt sich eine Abklärung der Symptomatik bei einer psychologischen Beratungsstelle bzw. in einer psychotherapeutischen Praxis.

  • Wie diagnostiziert man Prokrastination?

    Wichtig zu wissen: Prokrastination ist keine psychische Störung, die in den gängigen Diagnosesystemen auftaucht. Sie kann aber, wie oben beschrieben, sowohl Ursache als auch Folge einer anderen psychischen Erkrankung sein und auch für sich genommen ernsthafte und behandlungsbedürftige Symptome hervorrufen. Um die Symptomatik adäquat einschätzen zu können, ist daher eine gründliche Diagnostik notwendig. Diese kann u.a. bei Psychologischen Psychotherapeut*innen durchgeführt werden, welche dazu standardisierte Fragebögen einsetzen. Für erste Hinweise zum Vorliegen pathologischen Aufschiebens können Sie gerne unseren Selbsttest ausfüllen, der einige dieser Fragebögen enthält.

  • Wie behandelt man Prokrastination?

    Je nach Ursache und Ausprägung der Prokrastination sind unterschiedliche Behandlungsoptionen sinnvoll. Grundsätzlich empfehlen wir dabei Behandlungsansätze aus der Kognitiven Verhaltenstherapie. Neben der Möglichkeit selbständig mit Ratgebern an dem Problem zu arbeiten (s. Literatur & Links) kann es insbesondere bei stärker ausgeprägter Symptomatik hilfreich sein, sich professionelle psychologische bzw. psychotherapeutische Hilfe in Beratungsstellen oder Psychotherapiepraxen zu suchen.

    Unser Angebot richtet sich an Studierende und Mitarbeitende der Universität Münster. Wir bieten professionelle Hilfe in Form von Einzel- und Gruppenbehandlungen an, wobei das Ziel die Verbesserung der Selbststeuerung ist, u.a. über das Erlernen und systematische Einüben neuer Arbeitsgewohnheiten. Bewährt haben sich dabei folgende Komponenten:

    • Strukturierung des Arbeitsverhaltens
    • Setzen realistischer Ziele
    • Erstellen realistischer Pläne
    • Umgang mit Ablenkungsquellen und negativen Gefühlen
    • Etablierung eines Belohnungssystems
    • Umstrukturierung von prokrastinationsfördernden Gedanken

    Näheres zu unseren Behandlungsangeboten finden Sie hier.