Dr. Oliver Kamps

Warum hast du dich für ein Physikstudium entschieden?

Schon als Kind habe ich mich sehr für die Natur und wie sie funktioniert interessiert, besonders für Sterne und Planeten, also für Astronomie und Raumfahrt. In der Schule fand ich eigentlich alle Naturwissenschaften interessant, aber Physik fand ich besonders gut, da sie die grundlegendste der Naturwissenschaften ist. Außerdem hatte ich in der Oberstufe einen sehr sehr guten Lehrer, bei dem ich den Physik Leistungskurs besucht habe. Dieser Lehrer hat es geschafft, bei uns Neugier und Begeisterung für Naturwissenschaft an sich und für Physik im besonderen hervorzurufen. Das hat mich dann schließlich veranlasst, Physik zu studieren.

Entspricht das Physik-Studium deinen Vorstellungen?

Teils, teils. Der Stil, in dem Vorlesungen und Übungen ablaufen, war der, den ich erwartet habe. Bei einem Tag der offenen Tür hatte ich schon mal ein paar Vorlesungen besucht, und konnte mir daher ein Bild machen. Was ich nicht erwartet habe, war die "schlechte" Ausstattung der Grundpraktika. Durch Laborbesichtigungen und Zeitungsartikel wurden in mir wohl falsche Erwartungen geweckt, was die experimentelle Ausbildung im Studium betrifft, sowohl bei Ausrüstung als auch bei der Art und Weise der Ausbildung. Hier ist auf jeden Fall Nachholbedarf bei den Unis.

Hast du schon ein konkretes Ziel, was du nach dem Studium machen möchtest?

Ich habe mich dafür entschieden, nach meinem Studium in Physik zu promovieren. Man muss sich klar darüber werden, dass ein Großteil der Physiker/innen, die in die Wirtschaft gehen, fachfremd arbeiten. In der Doktorarbeit kann ich aber das machen, für das ich direkt ausgebildet wurde, nämlich forschen. Diese Entscheidung wurde mir aber auch dadurch erleichtert, dass die Bezahlung während einer Doktorarbeit heute, wo es so wenig Nachwuchs gibt, besser ist als früher. Außerdem habe ich Spaß am Forschen und möchte irgendeinen Beitrag zum Fortschritt der Physik leisten (und sei er noch so klein).

Hast du dich beraten lassen oder an Tagen der offenen Tür teilgenommen ?

Zum einen habe ich mich von meinem Lehrer beraten lassen und zum anderen habe ich an einigen Tagen der offenen Tür an verschiedenen Unis teilgenommen.

Irgendeinen Tip für Studienanfänger?

LASST EUCH NICHT ENTMUTIGEN!!!!! Wer Physik studiert, sollte sich darüber klar sein, dass dieses Studium relativ hohe Anforderungen an Einsatz und Zeit mit sich bringt und manchmal auch sehr motivierte Studenten frustrieren kann. Aber niemand sollte sich dadurch abschrecken lassen, da sich ein Physikstudium meiner Meinung nach lohnt.

Im Oktober 2014 haben wir Oliver Kamps noch einmal befragt, um zu sehen, was er heute sagt:

In 2009 hast du deinen Doktor erfolgreich abgeschlossen: haben sich deine Erwartungen und Hoffnungen für deine Promotion erfüllt?

Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Da ich vom Experiment zur Theorie gewechselt bin, hatte ich natürlich die Erwartung, dass sich die Arbeitsweise ändert. Am Ende musste ich aber feststellen, dass es sowohl beim Experiment als auch bei der Theorie meistens bei den Details hakt und man sehr viel Zeit mit "technischen" Kleinigkeiten kämpft. Wahrscheinlich lag es auch daran, dass ich in der Promotion sehr stark numerisch gearbeitet habe. Die Hoffnung, dass ich während meiner Promotion Zeit habe, meinen (wissenschfatlichen) Horizont zu erweitern, hat sich auf jeden Fall erfüllt.

Seit 2008 bist du Geschäftsführer des Center for Nonlinear Science – was sind deine Aufgaben? Und welche besonderen Qualifikationen bringst du als Physiker ein?

Mein Leben als Geschäftsführer oder wissenschaftlicher Koordinator des CeNoS ist zweigeteilt. In der einen Hälfte verfolge ich meine eigene Forschung und beteilige mich an der Lehre zur nichtlinearen Physik. Das ist natürlich recht nah am Physikstudium bzw. der Promotion. Der zweite Teil bezieht sich auf die Koordinierung des interdisziplinären Zentrums. Hier muss ich mich neben vielen anderen Dingen um die Finanzen, den Webauftritt, die Organisation von Veranstaltungen usw. kümmern. Da viele dieser Aufgaben für mich neu waren, war es oft hilfreich als Physiker daran gewöhnt zu sein, sich in scheinbar komplizierte und unbekannte Sachverhalte einzuarbeiten und Aufgaben in lösbare Teile zu zerlegen. Im speziellen war für mich natürlich wichtig, dass ich durch meine Diplomarbeit bzw. Promotion auf dem Gebiet der nichtlinearen Physik Einblick in verschiedene Wissenschaftsbereiche bekommen habe. Das hilft mir bei der Kommunikation mit den Forschern und Forscherinnen der verschiedenen am CeNoS beteiligten Fachgebiete.

Wenn du heute zurückblickst: Würdest du dich immer noch für ein Studium und eine Promotion in der Physik entscheiden?

Ja, ich würde es wieder tun. Rückblickend würde ich natürlich ein paar Kleinigkeiten anders machen ;-)