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Carlotta Paffhausen, Master of Education (Gymnasium/Gesamtschule)

Warum hast du dich für ein Physikstudium entschieden?

Ich habe Physik als Studienfach gewählt, weil ich dank einem tollen Physiklehrer in der Oberstufe gemerkt habe, wie viel Spaß Physikunterricht machen kann und wie interessant Physik ist. Er sagte zu mir, dass ich doch sicher etwas studieren würde, das mit Physik zu tun hat. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich nie darüber nachgedacht, dass das eine Option für mich sein könnte – ich hatte meine Stärken immer eher in den Fremdsprachen gesehen. Durch seinen Kommentar habe ich mir dann aber gedacht „Warum eigentlich nicht?!“ und mich dann dafür entschieden, mich noch weiter mit der Welt der Physik zu beschäftigen – in der Hoffnung, selbst einmal eine gute Physiklehrerin zu werden, die ihre Schüler für Physik begeistern kann.
Also wenn ihr nicht das Glück habt, dass euch ein Lehrer empfiehlt, Physik zu studieren, nehmt meine Geschichte doch als Anlass, darüber nachzudenken und lasst euch von mir die Frage stellen: „Könnte es sein, dass für dich ein Physikstudium genau das Richtige ist?“. Vielleicht gibt euch ja diese kleine Frage den Denkanstoß in die richtige Richtung.

Entspricht das Physik-Studium deinen Vorstellungen?

Das Physikstudium entspricht weitgehend meinen Vorstellungen. Ich habe viel Interessantes über die Welt der Physik gelernt und im Experimentier-Praktikum konnten wir das Gelernte in den Versuchen selbst anwenden. Das hat mir großen Spaß gemacht! Für mich als Lehramtsstudentin hätte ich mir schon im Bachelor mehr schulbezogene Inhalte und Veranstaltungen gewünscht, aber dies wurde dann in den Physikdidaktik-Seminaren im Master of Education nachgeholt.

Hast du dich beraten lassen oder an Tagen der offenen Tür teilgenommen?

Ich habe mich damals bei der Studienberatung über die Inhalte des Physikstudiums beraten lassen und mir den Studienverlaufsplan auf der Homepage der WWU Münster angesehen. Außerdem habe ich an einem Tag an einer Physikvorlesung teilgenommen, da ich leider beim Tag der offenen Tür nicht nach Münster fahren konnte. Die speziell für Schüler angebotenen Veranstaltungen des Tags der offenen Tür wären aber sicherlich auch spannend gewesen. Ich kann euch auf jeden Fall empfehlen: informiert euch vorher bei der Studienberatung und am Tag der offenen Tür über das Physikstudium, dann wisst ihr, was euch erwartet!

Würdest du noch einmal mit einem Physikstudium beginnen?

Ich würde auf jeden Fall noch einmal mit einem Physikstudium beginnen, da es für mich immer noch die richtige Studienwahl wäre. Ich hatte mit der Wahl des Studienfachs Physik das Glück, ein interessantes und abwechslungsreiches Studium zu haben. Mein Zweitfach ist Spanisch und so hatte ich mit Physik immer genug Abwechslung und es wurde nie langweilig. Klar, es gab auch immer wieder harte Zeiten. Gerade am Anfang war es sehr schwierig, sodass ich auch mal durch die Klausur am Semesterende durchgefallen bin. Aber beim zweiten Versuch hat es dann immer geklappt und ich bin froh, durchgehalten zu haben! Also, wenn ihr am Anfang ein paar Probleme habt, gebt nicht auf, sondern kämpft euch durch – es lohnt sich!

Wie viele Frauen waren/sind in deinem Semester?

Wir waren erstaunlicherweise relativ viele Frauen, die mit mir im gleichen Semester das Physikstudium angefangen haben. Ich würde schätzen, dass wir schon so 30 Frauen waren und die meisten haben das Physikstudium auch beendet. Viele der Frauen waren wie ich Lehramtsstudentinnen, aber es gab auch einige Frauen, die Physik im 1-Fach-Bachelor studiert und danach auch ihren Master of Science an der WWU Münster gemacht haben. Natürlich war der Männeranteil der Physikstudenten deutlich größer, aber zumindest für unseren Jahrgang galt die Aussage, dass es unter den Physikstudenten kaum Frauen gibt, nicht.

Empfindest du es als Nachteil, wenige Mitstreiterinnen zu haben?

Da wir relativ viele Frauen waren, konnten wir uns gegenseitig gut unterstützen. Ich hatte nie das Gefühl, als Frau benachteiligt zu werden, sondern wir konnten jederzeit auf die Unterstützung unserer männlichen Kommilitonen vertrauen. Wichtig ist aber, dass ihr Lerngruppen bildet, in denen ihr gemeinsam die Übungsaufgaben bearbeitet, für die Klausuren lernt und gemeinsam eventuelle Fragen klärt. Dies ist meiner Meinung nach im Physikstudium noch wichtiger als in vielen anderen Studiengängen.

Bist du schon einmal in eine Situation gekommen, in der du es schwieriger hattest, als es ein Mann gehabt hätte?

Ich glaube, dass vielen Männern das Verständnis für physikalische Inhalte einfacher fällt. Aber wenn man sich als Frau anstrengt und ein generelles Interesse an und eine Neigung für Physik hat, hat man gegenüber den Männern keinen besonderen Nachteil.

Siehst du Schwierigkeiten darin, als Physikerin zu arbeiten und gleichzeitig eine Familie zu haben?

Da ich selbst Physik auf Lehramt studiere, werde ich keine Probleme haben, meine Arbeit als Physiklehrerin mit einer Familie zu vereinbaren. Aber auch für die Physikerinnen, die bei Firmen oder im Labor arbeiten, denke ich, gibt es keine großen Probleme. Mittlerweile gibt es in den meisten Firmen und auch an den Unis sehr gute Betreuungsprogramme für die Kinder der Mitarbeiter, sodass eine Karriere als Physikerin eine eigene Familie nicht ausschließt.

Weißt du schon, wo du später arbeiten möchtest?

Ja, ich möchte später an einem Gymnasium oder einer Gesamtschule in NRW als Physiklehrerin für die Sekundarstufe I und II arbeiten.

Hast du einen Tipp für Studienanfänger/innen?

Mein erster Tipp für euch: traut euch selbst etwas zu und wagt es einfach, Physik zu studieren! Selbst wenn ihr Zweifel habt, ob ihr das Physikstudium schaffen könnt, gebt euch selbst die Zeit, euch an das Studium und die Anforderungen zu gewöhnen. Und mein zweiter Tipp: bleibt dran! Am Anfang ist man etwas überfordert mit der Stoffmenge und dem fachlichen Niveau in den Vorlesungen. Auch die erste Klausur kann schon einmal daneben geben, aber es gibt immer noch einen zweiten (und zur Not dritten) Versuch. Daher gebt nicht direkt auf, wenn am Anfang nicht alles ganz reibungslos klappt, sondern beißt euch durch, es lohnt sich! Wenn ihr die Möglichkeit habt, kann ich euch auch nur empfehlen: geht für ein oder zwei Semester ins Ausland – ihr werdet viele neue Erfahrungen machen und tolle Menschen aus der ganzen Welt kennenlernen.
Und sonst, trotz allem Lernstress: genießt das Leben als Student/in und macht eure Zeit in Münster zu etwas ganz Besonderem!