Westfälische Nachrichten (Münster), Samstag, 19. November 2005

"Krass" - Die Zeit geht langsamer

Von Karin V ö l k e r

Im größten Uni-Hörsaal, dem H 1, war es nicht relativ voll. Um es mit Einstein zu sagen: Es war absolut voll. Rund 1000 Mädchen und Jungen wollten mehr über den berühmten Physiker erfahren, der vor 100 Jahren seine wichtigsten Theorien entwickelte. Prof. Der Gernot Münster bei der Kinder-Uni Unter ihnen 85 Kinder der Castell-Grundschule und des Gymnasiums Gregorianum in Lingen, die mit sechs Lehrern per Bahn nach Münster gekommen waren. Dort, im Zug, konnten sie bei der Rückfahrt nach der Vorlesung von Prof. Dr. Gernot Münster schon einige Erkenntnisse Einsteins überprüfen: Wenn es draußen dunkel ist und der Zug fährt ruhig, merkt man gar nicht, dass er sich bewegt. Es ist sogar möglich, fahrend mit drei Bällen jonglieren, wie Jungstudent Jan bewies. Ihn schob der Professor auf einem rollenden Stuhl über die Bühne und die Bälle flogen genauso wie zuvor im Stehen. So richtig ruhig ist es ja nirgends, denn auch die Erde dreht sich ja, ist also in Bewegung. Um den Kindern noch etwas Erstaunliches zu zeigen, missachtete Prof. Münster sogar das strikte Fahrradfahrverbot im Hörsaal. Zur Freude des riesigen Auditoriums kurvte er auf der Bühne herum und zeigte: Ein Ball, den man im Fahren nach vorne wirft, ist schneller, als wenn er von einer ruhenden Position aus geworfen wird. Das Licht aus der Fahrradlampe gewinnt aber beim Fahren nicht an Tempo, verdeutlichte der Professor. "Die Lichtgeschwindigkeitist absolut, denn nichts ist schneller als das Licht."

Nur ein bisschen langsamer als in Lichtgeschwindigkeit ging Nina (10) selbiges auf. Aber dass nach Einsteins Theorie ihre Zwillingsschwester Lea nach 50 Jahren auf der Erde eine ältere Frau wäre, während sie selbst, als Astronautin in einem superschnellen Raumschiff unterwegs, nach dieser Zeit wesentlich jugendlicher zurückkäme, das fand Nina "wirklich krass". Weil es so schnelle Raumschiffe aber – noch – nicht gibt, muss sie sich aber vorerst keine Gedanken machen, beruhigte Münster: Bei allen dem Menschen bisher möglichen Fortbewegungen ist die Zeit nur ein ganz kleines bisschen relativ – "das merkt keiner."

Am 16. Dezember um 16.15 Uhr geht es bei der nächsten Kindervorlesung um Botanik. Prof. Dr. Focke Albers erzählt von Weihnachtsbäumen und Fleisch fressenden Pflanzen.


Vorbericht

Ist alles relativ?

Von Karin V ö l k e r

E=mc2. Wie bitte? Das ist die von Albert Einstein entwickelte Formel für die Relativitätstheorie. Schon wieder etwas, wovon schon viele was gehört, worunter sich nicht viele konkret etwas vorstellen können. Das soll sich am Freitag (18. November) um 16.15 Uhr im großen Hörsaal H 1 am Hindenburgplatz bei Sein altes Buch über die Relativitätstheorie von Albert Einstein hat der Physik-Professor Gernot Münster auch heute noch in seinem Büro an der Uni griffbereit. der nächsten Vorlesung der Kinderuni ändern. Der Physikprofessor  Prof. Dr. Gernot Münster  erklärt "Einstein für Kinder".

"Ist alles relativ?" lautet die Frage die Prof. Münster seiner Vorlesung vorangestellt hat. Bei manchen Dingen ist das sonnenklar – zum Beispiel beim Taschengeld: Fünf Euro Taschengeld pro Woche sind für einen Sechsjährigen viel, für einen 16-Jährigen wohl eher wenig. Fünf Euro an sich aber bleiben fünf Euro, wenn sie nicht in Beziehung zu etwas anderem gesetzt werden. Bleiben fünf Minuten aber auch immer fünf Minuten? "Das kommt darauf an", sagt Prof. Münster mit Albert Einstein, der bewiesen hat, dass auch Zeit relativ ist.

Wer mit einer superschnellen Rakete 50 Jahre durchs Weltall rast und dann zur Erde zurückkehrt, wird weniger gealtert sein, als andere Menschen, die diese Zeit auf der Erde verbracht haben und nur sich sehr viel weniger rasant im Auto oder vielleicht im Flugzeug und manchmal auch gar nicht voran bewegt haben.. Je schneller man sich bewegt, desto langsamer vergeht die Zeit. Diese Erkenntnis des berühmten Physikers Albert Einstein, der vor 100 Jahren geboren wurde, faszinierte Gernot Münster, als er 14 Jahre alt war. Etwas später kaufte sich ein Buch, in dem Einstein selbst die Relativitätstheorie allgemein verständlich erklärt – ein Ansporn für die Vorlesung am Freitag.

Dann will Gernot Münster die komplizierten Gedanken Einsteins kinderleicht erklärten. Er will dabei auch berichten, warum es viele Dinge, die heute im Alltag selbstverständlich sind, ohne die zuerst rein theoretischen Erkenntnisse Einsteins gar nicht gäbe. Das sind nicht nur Satellitengesteuerte Navigationssysteme im Auto, sondern auch so vermeintlich Einfaches wie automatisch öffnende Türen im Kaufhaus oder der gute alte Kühlschrank. In den Naturwissenschaften ist der Gegensatz von relativ absolut. Ohne etwas vorwegzunehmen: Absolute Spannung ist bei der Vorlesung garantiert. Und die Zeit wird dabei relativ schnell vorbeigehen. Wie im Flug mit der Super-Rakete...

Wie immer sind Erwachsene zu der kostenlosen Vorlesung für Mädchen und Jungen ab acht Jahren willkommen. Die Sitzplätze im Hörsaal sind für den Fall, dass der Andrang groß wird, den Kindern vorbehalten. Auch diesmal wird die Vorlesung in angrenzende Hörsäle übertragen.

 

©2005 - Aschendorff Medien GmbH & Co. KG
Soester Straße 13 - 48155 Münster
Tel.: (01801) 690000 - Fax: (01801) 690001 (max. 4,6 ct./min.)