Westfälische Wilhelms-Universität Münster
- Fachbereich Physik
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SONDERKOLLOQUIUM
ÜBER SPEZIELLE FRAGEN DER PHYSIK
Freitag, 25. April
2003
Prof. Dr. Reinhard Alkofer
Institut für
Theoretische Physik, Universität Tübingen
Facetten
des Confinements:
Greensche
Funktionen der QCD und ihre Anwendung in der Hadronphysik
Neuere Untersuchungen der Dyson-Schwinger-Gleichungen sowie
Monte-Carlo-Gitterrechnungen haben zu einer übereinstimmenden Beschreibung der
vollen Gluon-, Geist- und Quarkpropagatoren in der QCD in Landaueichung
geführt. Im Dyson-Schwinger-Zugang wird das Infrarotverhalten dieser
Propagatoren analytisch bestimmt. Für endliche raumartige Impulse stimmen diese
Greensche Funktionen mit den bisher verfügbaren Gitterresultaten fast
quantitativ überein.
Diese Ergebnisse für die nicht-perturbativen Propagatoren erlauben eine
rein analytische Verifikation des Kugo-Ojima-Confinement-Kriteriums. Ausserdem haben
sie gezeigt, dass Teile dieses Kriteriums mit Zwanzigers Bedingung für Greensche
Funktionen am Gribov-Horizont identisch sind. Die numerische Beobachtung von
Positivitätsverletzung für den Gluonpropagator erlaubt eine Bestätigung der
Oehme-Zimmermann-Superkonvergenz-Relation auf nicht-perturbativem Niveau. Die
Bestimmung der analytischen Struktur des Gluonpropagators zeigt, dass dieser
einen Schnitt in der komplexen Impulsebene besitzt.
Die nicht-perturbative laufende Kopplung, die sich aus diesen
Propagatoren ergibt, besitzt einen Infrarotfixpunkt. Der Quarkpropagator, und
zwar auch bei Berücksichtigung der Rückwirkung der Quarkschleife in der Gluon-Dyson-Schwinger-Gleichung,
zeigt dynamische Brechung der chiralen Symmetrie, und die hierbei erzeugte
Quarkmasse stimmt mit "phänomenologischen" Massen und Gitterwerten
überein.
Die Doppelnatur des Pions, sowohl ein Goldstone-Boson wie auch ein gebundener
Quark-Antiquark-Zustand zu sein, findet in einem solchen Greens-Funktions-
Zugang, der symmetrieerhaltende Näherungen benutzt, eine natürliche Erklärung.
Die chiralen Wardidentitäten sind erfüllt, und die chirale Anomalie wird
korrekt wiedergegeben.
Korrelierte Quark-Antiquark-Paare werden als effektive Konstituenten
von Baryonen eingeführt. Ein möglicher Confinement-Mechanismus für diese ``Diquarks''
wird dargestellt. Eine Näherung zur Poincare-kovarianten Form der
Faddeev-Gleichung wird benutzt, um Baryonen als relativistische Bindungszustände
von drei Quarks zu beschreiben. Resultate für Nukleonformfaktoren in diesem
Zugang werden präsentiert. Für Produktionsprozesse wird gezeigt, dass mögliche
Mechanismen für Quarkconfinement durch den Vergleich von berechneten
Wirkungsquerschnitten zu experimentellen Daten stark eingeschränkt werden.
Ort: Wilhelm-Klemm-Str. 10, HS2
Zeit: 15.15 Uhr
Einladender: Prof. Dr. G. Münster