Innere Grenzflächen in kristallinen Gefügen (Polykristallen,
Schichtsystemen, ...) bestimmen durch ihre Atom- und Elektronenstrukturen
wesentlich viele Materialeigenschaften und physikalische Phänomene
(Deformations- und Bruchverhalten, Transportvorgänge, Phasenumwandlungen,
Mikroelektronik, ...).
Der Vortrag beschäftigt sich mit der theoretischen Beschreibung
von inneren Grenzflächen auf atomarer Längenskala
mit quantenmechanischen Rechenverfahren der Festkörper-Elektronentheorie
(ab-initio-Dichtefunktionaltheorie, empirische Tight-Binding-Modelle)
sowie mit klassischen atomistischen Struktursimulationen (Molekularstatik
mit empirischen interatomaren Potentialen).
Am Beispiel von symmetrischen Kippkorngrenzen in Niob und Molybdän
wird vorgeführt, wie sich mikroskopische Gleichgewichtsstrukturen
an Homophasengrenzen mit hoher Genauigkeit berechnen lassen.
Die Aussagekraft der theoretischen Verfahren und Resultate wird
illustriert durch Vergleiche mit experimentellen Ergebnissen der
hochauflösenden Transmissionselektronenmikroskopie (TEM).
Beispielhaft für Heterophasengrenzen werden Berechnungen
zu den Metall/Keramik-Grenzflächen A1(001)/Spinell(001) und
Ag(001)/Spinell(001) im Zusammenhang mit Experimenten der hochauflösenden
und der analytischen TEM (Elektronenenergieverlust-Spektroskopie)
diskutiert. Die Untersuchungen liefern detaillierte Aussagen über
Grenzflächen- und Adhäsionsenergien ebenso wie über
lokale Elekronenstrukturen und interatomaren Bindungen in Abhängigkeit
von mikroskopischen strukturellen Freiheitsgraden.
Ort: Wilhelm-Klemm-Str. 9, Hörsaal 404
Zeit: 17 Uhr c.t. Einladender: Kohl/Krüger