Schau-Prozesse
Vom 26. bis 27. November findet am SFB 1385 "Recht und Literatur" die Tagung "Schau-Prozesse. Inszenierungen in Theater und Recht" statt. Geleitet wird sie von Prof. Dr. Stefan Arnold (Rechtswissenschaftliche Fakultät) sowie Dr. Kerstin Wilhelms vom Germanistischen Institut der WWU Münster.
Der Begriff der Inszenierung hat seine Wurzeln im semantischen Feld des Theaters, wird heute aber auf nahezu alle kulturellen Bereiche angewandt. Häufig ist damit die Klage oder der Vorwurf verbunden, nur noch Schein zu produzieren. 'Inszenierung' ist allerdings gerade nicht als Täuschung zu verstehen. Vielmehr meint 'Inszenierung' die Planung und den Vorgang der Erscheinung von Gegenwart. Das setzt jedoch nicht voraus, dass die Inszenierung auch als solche wahrgenommen wird. Überdies eröffnet die Inszenierung immer auch Freiräume für Nicht-Inszeniertes und Nicht-Geplantes.
Die Tagung wird diskutieren, inwieweit sich der Begriff der Inszenierung sowohl für die Analyse der Rechts- als auch der Theaterpraxis fruchtbar machen lässt. Im Hinblick auf die Rechtspraxis stellt sich beispielsweise die Frage nach der Funktion ritualisierter Inszenierungen in Gerichtsverfahren. Umgekehrt lässt sich untersuchen, wie das Theater seinerseits Praktiken des Rechts inszeniert.
Vorträge halten u.a. der Rechtsphilosoph Prof. Dr. Ino Augsberg ("Nach der Vorstellung"), die Germanistin Dr. Johanna Canaris ("Inszenierung des Urteils – Urteil durch Inszenierung. Bertolt Brechts Lehrstück 'Die Maßnahme'"), das Regieduo krügerXweiss aus Marie-Luise Krüger und Christian Weiß ("Der Stammheimprozess als Hörstück im Überseecontainer") und die Kunsthistorikerin Prof. Dr. Carolin Behrmann ("Ästhetik des Aufschubs. Anachronismus und Environment der Salle des pas perdus im Bataclan-Prozeß").
Die Tagung findet sowohl in Präsenz (Festsaal und JO1) als auch digital statt. Interessierte können sich hier über die Indico-Projektseite zu der Tagung anmelden.