
"Zwischen weißen Kitteln und Kimchi - unsere Zeit an der Chungnam National University"
Auslandspraktikum in Daejeon, Südkorea - ein Erfahrungsbericht
Wir beide entschieden uns dazu, die Semesterferien nach dem 6. Semester dazu zu nutzen, ein Praktikum an der CNU (Chungnam National University) in Daejeon, Südkorea zu absolvieren, mit deren School of Pharmacy das Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie der WWU eine Partnerschaft verbindet. Unsere Praktika dauerten jeweils drei Wochen und wir hatten die Gelegenheit uns den Betrieb in der öffentlichen Apotheke, der Krankenhausapotheke und in den Arbeitskreisen verschiedener Professoren anzusehen und aktiv daran teilzunehmen. In jedem dieser Bereiche wurde uns ein koreanischer Student, der selbst gerade im „Praktischen Jahr“ war, zugeteilt, der uns mit Rat und Tat zur Seite stand.
In der öffentlichen Apotheke wurden wir von den Apothekern herzlich empfangen. Sie nahmen sich sehr viel Zeit für uns und versuchten uns das koreanische Gesundheitssystem oder auch traditionelle koreanische Medizin und Medikamente näher zu bringen. …Dies entweder über unseren Mentor als Dolmetscher, meist aber lieber persönlich – mit Smartphone-Übersetzer oder Hand und Fuß. Wir waren überrascht, dass es in der Apotheke kein Labor gab und dass die verschriebenen Medikamente für jeden Kunden per Hand in Einzeldosen verpackt wurden. In größeren Apotheken (oder eben im Krankenhaus) gab es dafür ATCs (Automatic Tablet Counting and Packaging Machines), um Zeit und Aufwand zu sparen.
An der Universität hatten wir zusätzlich zu unserem Mentor einen der wissenschaftlichen Mitarbeiter, der uns betreute. Wir durften viele Versuche selbst durchführen und die Arbeitskreise waren bemüht uns ein möglichst umfangreiches Programm zu bieten.
Des Weiteren fand an der Chungnam National University an einem Nachmittag jeder Woche ein „Off-Line-Meeting“ statt. Es dient dazu, dass der Kontakt zu den Studenten im PJ weiter erhalten bleibt und sie von Seminaren und gegenseitigem Austausch profitieren können. Wir konnten uns dort mit wöchentlichen Präsentationen über das Pharmaziestudium in Deutschland, das deutsche Gesundheitssystem oder zu unseren Erfahrungen vor Ort beteiligen.
In der Krankenhausapotheke gab es viele Aufgabenbereiche, die wir tatkräftig unterstützen durften: das Abpacken von Ampullen oder Säften, die Herstellung von Pulvern, u.v.m. Außerdem halfen wir in der Cytostatika-Abteilung, wo unser Mentor uns erklärte wie die Verschreibungen und Dosierungen überprüft und geändert werden. Während des Praktikums war eine Gruppe von 17 Studenten in der Apotheke, um einen Teil des PJs zu absolvieren. Dadurch gab es viele Möglichkeiten für interessante Gespräche und die Gelegenheit viele Freundschaften zu knüpfen.
Neben den vielen Eindrücken in die berufliche und akademische Welt Südkoreas wurde uns auch ein wunderbarer Eindruck in die koreanische Kultur gewährt.
Die Großzügigkeit und Gastfreundschaft der Koreaner war ein ständiger Begleiter in jeder Situation. Jeder Einzelne hat sich sehr viel Zeit für uns genommen, um uns so viel wie möglich zu erklären, Ausflüge zu planen und getrieben durch die unglaubliche Neugierde der koreanischen Kultur wollte auch jeder Student, Professor oder Assistent so viel wie möglich über das Leben in Deutschland wissen und suchte ein Gespräch mit uns. Mehrere Freunde an der Universität haben einen Ausflug in Stadt Gongju mit uns gemacht, die viele geschichtliche Hintergründe und Sehenswürdigkeiten bietet. Der Chef der Apotheke hat eine Tour durch die zweite Politikstadt Sejong (benannt nach dem beliebtesten König Koreas) organisiert und Professor Kang führte uns in die Welt der traditionellen koreanischen Dörfer ein.
Mit unseren Kommilitonen planten wir Wanderausflüge, erlebten traditionelle Freizeitbeschäftigung und erhielten Eindrücke vom Leben mit ihren Familien. Da wir zufälligerweise zur Erstsemestereinführungszeit in Korea waren, kam der Eindruck in die typische koreanische Ess- und Trink-Kultur auch nicht zu kurz. Wir können gar nicht in Worte fassen, wie dankbar wir für die ganzen Bemühungen und für die herzliche Aufnahme sind und können diese einmalige Erfahrung nur jedem weiterempfehlen!