Kultur am Institut 2012

2012 Islandabend
© Institut für Nordische Philologie

Konzept und Organisation: Anna Frewer, M.A. und Dr. Sandra Mischliwietz

Auf Figuren der altisländischen Eddalieder, wie Thor, Odin und Loki treffen wir nicht nur in der Literatur, sondern insbesondere auch in unserer heutigen Populärkultur. Warum diese Faszination für die altnordische Mythologie und ihr Heimtatland Island? Was macht Island gerade für deutsche Reisende und Lesende zu einem solch spannenden Ort?

In szenischen Lesungen wird eine Auswahl der mittelalterlichen isländischen Eddalieder präsentiert: Thor, der seinen Hammer von den Riesen zurück erobern muss oder Loki, der die gesamten Götter gegen sich aufbringt. Die Lesungen werden flankiert von Vorträgen, die aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven Island und seine mittelalterliche Kultur, die das Selbstverständnis der Isländer heute noch prägt, anschaulich machen: Ein populärwissenschaftlicher, altskandinavistischer Vortrag leitet in das Thema ein und ein weiterer Vortrag zeigt aus kulturtouristischer Perspektive die heutigen Spuren der Edda auf Island auf.
Ausgerichtet wird der Abend von Institut für Nordische Philologie/ Skandinavistik der WWU Münster und dem freien Theater Freuynde und Gaesdte.

2012 Ausstellung Strindberg
© Institut für Nordische Philologie

Organisation: Sven Hungenberg, Dr. Sandra Mischliwietz

August Strindberg (1849-1912) ist einer der einflussreichsten und bekanntesten schwedischen Autoren. Insbesondere seine Dramen (Fräulein Julie, Der Vater, Totentanz, Ein Traumspiel, Gespenstersonate u. a.) sind weltbekannt und haben vor allem das Moderne Amerikanische Drama nachhaltig beeinflusst. So lehnt Edward Albee sein absurdes Theaterstück Who is afraid of Virginia Woolf? an Strindbergs Totentanz an.

Zu Strindbergs umfangreichem literarischen Werk zählen aber auch Romane, Novellen, Essays, Briefe und autobiographische Schriften.
Auch als Maler, Illustrator, Wissenschaftler, Fotograf und vor allem Gesellschaftskritiker betätigte der „einsame Giftpilz“ sich zeit seines Lebens.
So prägte und dominierte er bis zu seinem Tod das literarische, kulturelle und gesellschaftliche Schweden. Durch Kontakte zu Künstlern in ganz Europa reichte sein Einfluss jedoch auch über Skandinavien hinaus.

Er legte sich nicht nur mit dem großen Ibsen an, sondern auch mit dem schwedischen Königshaus, der schwedischen Akademie und einflussreichen Personen der gesellschaftlichen Öffentlichkeit. Ständig in Opposition zu allem und jedem wandte er sein eigenes Leben als Kunstwerk an und inszenierte sich selbst ständig neu.

Im Rahmen des Strindberg-Jubiläums 2012 präsentiert das Institut für Nordische Philologie in einer Ausstellung Werk und Person dieses Ausnahmekünstlers. Die Ausstellung findet im Rahmen des internationalen Strindberg-Jahres 2012 statt, das vom Schwedischen Institut, dem schwedischen Kulturrat und der Stadt Stockholm organisiert wird und Veranstaltungen auf der ganzen Welt umfasst.

Vom 18.05. – 12.06. war die internationale Wanderausstellung Strindberg in memoriam Teil der Ausstellung.

Zu der Ausstellung ist ein Artikel in den Westfälischen Nachrichten erschienen: Artikel

2012 Nils Aulike
© Institut für Nordische Philologie

Organisation: Dr. Susanna Stempfle Albrecht, Karl-Axel Daude

Der Schauspieler Nils Aulike aus Kiel präsentierte am 11.06.2012 unterschiedliche Texte des schwedischen Schriftstellers August Strindberg.

Video

Strindbergs Werk zeichnet sich durch eine enorme Vielfalt aus, in der sich sein schriftstellerisches und journalistisches Können in ganzer Breite zeigt. Er schrieb Romane, Gedichte, Dramen, Artikel und Kritiken, und wernn er mal nicht schreiben konnte, dann malte er Bilder. Strindberg war ein streitbarer und kritischer Autor, der nie müde wurde, sich in das gesellschaftspolitische Tagesgeschehen Schwedens einzumischen. So ist er auch ein wichtiger Zeitzeuge und Seismograph der schwedischen Gesellschaft in der Mitte des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts.

Strindbergs Werk ist stark von seinem Privatleben geprägt. So kann man sagen, dass Leben und Kunst eine fruchtbare Symbiose eingingen und Strindberg seine Kunst mit voller Intensität lebte und erlebte, was sich auch in seinem häufig beschriebenen fieberhaften" Niederschreiben seiner Texte äußerte.

Um seiner schriftstellerischen Vielfalt möglichst gerecht zu werden, präsentierten wir an diesem Leseabend einen Querschnitt durch Strindbergs Schaffen. Nils Aulike las Ausschnitte aus der Autobiographie, aus Gedichten, Briefen, Romanen und einzelne, mittlerweile zu geflügelten Worten gewordene Zitate von Strindberg.

Die beiden Schwedischlektoren Dr. Susanna Stempfle Albrecht (Münster) und Karl-Axel Daude (Kiel) führten durch den Abend und lasen einzelne kurze Texte auf Schwedisch. Am Ende durften Fragen gestellt werden, die wir dann gemeinsam diskutierten.

2012 Gaute Heivoll
© Institut für Nordische Philologie

Organisation: Magnus Enxing, M.A.

Am Montag, den 14.05.2012, war der norwegische Autor Gaute Heivoll zu Gast im historischen Rathaus der Stadt Münster. In einer fast voll besetzten Rüstkammer stellte er seinen seit Anfang des Jahres auch auf Deutsch erhältlichen Spannungsroman Bevor ich verbrenne vor. Nach der Begrüßung durch Bürgermeisterin Wendela-Beate Vilhjalmsson und den Norwegisch-Lektor des Instituts für Nordische Philologie der Universität Münster, Magnus Enxing, begann der Schauspieler Andreas Ladwig Passagen aus der deutschen Ausgabe zu lesen.

Auch wenn der erste Textauszug es noch nicht vermuten ließ: es geht um weitaus mehr als um einen Brände legenden Pyromanen. Das Verhältnis von Vater und Sohn, die unterschiedliche Entwicklung die zwei Menschen mit annähernd gleichen Voraussetzungen nehmen können, mangelnde Kommunikation und Gaute Heivolls eigenes Leben sind Themen des Romans.
Und naja, eben auch das Feuer. So interessierten sich die Zuhörer brennend (auch wenn die Wortspiele an diesem Abend beinahe überstrapaziert wurden ;-)) für die Bedeutung des Feuers und den Verbleib des Pyromanen Dag. Ob Heivoll das Feuer bewusst als Symbolik eingesetzt habe? Nicht wirklich. Eigentlich – so Heivoll – schreibe er eher intuitiv als bis aufs Kleinste durchdacht, aber natürlich habe das Feuer für ihn eine sowohl zerstörende als auch erneuernde Kraft. Ob er denn die Möglichkeit hatte den Brandstifter Dag nach Erscheinen des Romans noch einmal persönlich zu treffen? Nein, der sei schon lange tot und hieße in Wirklichkeit auch gar nicht Dag. Warum der Pyromane die Brände gelegt hat? Darauf gibt der Roman keine eindeutige Antwort – wer weiß schon, was in einem solchen Menschen vorgeht?
Es war ein interessanter Abend, der Lust auf ein Buch gemacht hat, welches nicht umsonst einen solch großen Erfolg in Norwegen hatte. Vielen Dank noch einmal an Gaute Heivoll und Andreas Ladwig.

Zu dieser Veranstaltung ist ein Artikel in der Münsterschen Zeitung erschienen: Artikel

2012 Sami Gold Source
© Institut für Nordische Philologie

Organisation: Julia Langhof, M.A.

Am 17. April 2012 waren die samischen Schwestern Mari Helander und Anne-Lise Johnsen zu Gast am Institut für Nordische Philologie, um über die samische Kultur und Sprache sowie über die Rolle des samischen Volkes im heutigen Norwegen zu berichten.

Die beiden Schwestern stammen gebürtig aus einer kleinen samischen Stadt namens Tanadalen (Ost-Finnmark). Mittlerweile leben sie seit einigen Jahren in Oslo. Mari Helander ist Geschäftsführerin des Samiske Barnehagen i Oslo. Zudem arbeitet sie an der Samisk språk-Universitetet i Tromsø und der Samiske Høgskolen i Kautokein. Gemeinsam mit ihrer Schwester Anne-Lise Johnsen macht sie sich stark für den Erhalt und die Weitervermittlung der samischen Kultur und Sprache. Zu diesem Zweck riefen die beiden Schwestern vor einigen Jahren Sami goldsource ins Leben. Anne-Lise Johnsen ist die Geschäftsführerin von Sami goldsource. Sie hat einen Master im Bereich Sosial Arbeid absolviert und beschäftigte sich während ihres Studiums insbesondere mit der Situation des Urfolks in der Region Barents.
Mari Helander und Anne-Lise Johnsen haben sich zum Ziel gesetzt, einen Beitrag zum Erhalt der samischen Kultur und Tradition in ihrem eigenen Kultur- und Lebensraum zu leisten, indem sie die kulturellen Besonderheiten und Eigenarten des samischen Volkes weitervermitteln. Darüber hinaus möchten sie auch außerhalb Skandinaviens über ihre Kultur informieren. Mit ihrer Arbeit wollen sie falschen Vorstellungen und Mythen über die samische Kultur korrigieren und Raum für Verständigung und den Austausch von Erfahrungen schaffen. Für sie steht der Dialog mit den Menschen über die samische Kultur im Mittelpunkt ihrer Kulturarbeit. In diesen Dialog treten sie mittels ihrer Vorträge, in denen sie nicht nur von den Besonderheiten ihrer Kultur berichten, sondern auch die Situation des samischen Volkes des 21. Jahrhunderts reflektieren sowie gesellschaftliche und politische Vorgänge innerhalb des samischen Lebensraumes diskutieren.

In ihrem lebhaften Vortrag am Münsteraner Institut präsentierten die beiden Saminnen dem Publikum traditionelle Halstücher (silkii), samische Schuhe (skaller), einen von Hand gefertigten samischen Gürtel sowie traditionelle Frauentrachten (Kofte), anhand derer das Alter der bekleideten Frauen zu erkennen ist. Neben der traditionellen samischen Bekleidung präsentierten Mari Helander und ihre Schwester Anne-Lise Johnsen weitere samische Gegenstände wie z.B. die samische Flagge, einen Kaffeebeutel aus Rentierleder, zwei samische Messer (fabrikproduziert und handgefertigt), zwei aus Holz und den Hörnern eines Rentiers hergestellte Messer sowie eine samische Puppe in südsamischer Tracht.
Darüber hinaus gaben sie dem Publikum mit zahlreichen musikalischen Gesangseinlagen eine Kostprobe der traditionellen samischen Lieder, die sie mit rhythmischen Schlägen auf einer samischen Trommel (Sjamantrommen) begleiteten (Titel der Lieder: (1) Bures Boutin (velkommen joiken komponiert von Mari Helander); (2) Gula Gula (Hør, hør von Mari Boine); (3) Go voulggan douddarii (Reinkalvens joik); (4) Deanu Maija (Tanas Maija) Gedichtlesung mit Chorgesang im Hintergrund, Titel des Gedichts: Leage Liinis (En joik om nærhet og kjærlighet).
In ihrem Vortrag thematisierten sie zudem insbesondere den Konflikt, der in Norwegen zwischen der norwegischen Bevölkerung und dem samischen Volk herrscht. Sie beschreiben das Verhältnis dieser beiden Bevölkerungsgruppen als angespannt und von Respektlosigkeit gegenüber der samischen Minderheit geprägt. Im Alltag sei diese Spannung ihrem Empfinden nach stark zu spüren und äußere sich in Form von missbilligenden Kommentaren gegenüber Menschen mit samischer Abstammung. Die Schwestern wiesen jedoch die Opferrolle, die der samischen Bevölkerung oktroyiert würde, vehement zurück. Vielmehr betonten sie die Stärke und die Bedeutung ihrer Kultur und vor allem ihr Bewusstsein für ihre eigene – und besondere – kulturelle Identität. Heutzutage sind es ungefähr 20.000 Samen und Saminnen, die ihre Kultur im Alltag praktizieren. Vor allem ist es die ältere Generation, die sich ihrer traditionellen Kultur besonders nahe fühlt und stärker mit der samischen Kultur verwurzelt ist als die junge Generation. Mari Helander und Anne-Lise Johnsen setzen sich dafür ein, dass auch junge Menschen an die Traditionen der samischen Kultur herangeführt werden, damit diese auch an zukünftige Generationen weiter gegeben werden können.

Strindberg Filmabend 2012
© Institut für Nordische Philologie

Organisation: Sven Hungenberg

Im Sommersemester 2012 präsentierte das Institut für Nordische Philologie im Rahmen des Strindbergjubiläums fünf großartige Strindberg-Filmabende. Gezeigt wurden zum einen Verfilmungen von Strindbergs Dramen zum anderen aber auch eine Spielfilmreihe über das Leben August Strindbergs.