IV. Wirtschaftsüberblick: NRW und Gesamtdeutschland
Im dicht besiedelten Flächenland Nordrhein-Westfalen kann der Strukturwandel, den das Land bis zum heutigen Tag durchlebt, sehr gut anhand der Zahlen zur Verteilung der Erwerbstätigkeit (Tabelle 1) nachvollzogen werden. So hat sich der Anteil der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe von 1997 bis zum Jahr 2007 um ganze 7 Prozent verringert. Besondere Einbußen gab es dabei im verarbeitenden Gewerbe, in dem im Jahr 2007 5,2 Prozent weniger Beschäftigte arbeiteten. Zudem spielt die Bergbaubranche mit 0,4 Prozent an Beschäftigten keine bedeutende Rolle mehr. Gegensätzlich entwickelte sich hingegen der Dienstleistungsbereich, indem die Beschäftigtenrate um 7,2 Prozentpunkte auf 74,2 Prozent der Erwerbstätigen zunahm – ein Wert, der noch vor Beginn des Zechensterbens in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts nicht denkbar war. Die höchsten Zuwächse im nordrhein-westfälischen Dienstleistungssektor konnte in den Bereichen Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleistung verzeichnet werden (+ 5,2 %).
Anteile an der Gesamtwirtschaft, Quelle: Wirtschaftsministerium NRW: Jahreswirtschaftsbericht 2009, S. 104. | |||
2007 |
1997 | Differenz |
|
Land- und Forstwirtschaft; Fischerei |
1,5 % | 1,5 % | ±0 % |
Produzierendes Gewerbe | 24,4 % | 31,4 % | -7 % |
Bergbau, Gewinnung von Steinen und Erden | 0,4 % | 1,1 % | -0,7 % |
Verarbeitendes Gewerbe | 18,3 % | 23,5 % | -5,2 % |
Energie- und Wasserversorgung | 1,0 % | 1,0 % | ±0 % |
Baugewerbe | 4,7 % | 6,0 % | -1,3 % |
Dienstleistungsbereich | 74,2 % | 67,0 % | +7,2 % |
Handel, Gastgewerbe und Verkehr | 26,3 % | 25,8 % | +0,5 % |
Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleistung | 17,8 % | 12,6 % | +5,2 % |
Öffentliche und private Dienstleister | 30,0 % | 28,6 % | +1,4 |
Und auch bei der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung der nordrhein-westfälischen Wirtschaft (Tabelle 2) kann die aktuelle Überlegenheit des Dienstleistungsbereichs gegenüber dem produzierenden Gewerbe herausgelesen werden. Zwar fallen die Veränderungen zum Jahr 1997 hier nicht ganz so deutlich aus wie bei der Übersicht über die Erwerbstätigkeit; Dominanz und Zunahme der nichtproduzierenden Industriezweige (+1,6 % beim Vergleich von 1997 und 2007 sowie -1,5 % beim produzierenden Gewerbe) stechen aber auch hier deutlich hervor. Insgesamt konnte NRW in diesem Zeitraum sein Bruttoinlandsprodukt um fast 100 Milliarden Euro auf 529,4 Milliarden Euro im Jahr 2007 steigern – ein Zeichen, dass ein Strukturwandel stattgefunden hat und man sich von den Jahren des wirtschaftlichen Abschwungs erholt hat.
Anteile an der Gesamtwirtschaft, Quelle: Wirtschaftsministerium NRW: Jahreswirtschaftsbericht 2009, S. 105. | |||
2007 |
1997 | Differenz |
|
Land- und Forstwirtschaft; Fischerei |
0,6 % | 0,8 % | -0,2 % |
Produzierendes Gewerbe | 30,0 % | 31,5 % | -1,5 % |
Bergbau, Gewinnung von Steinen und Erden | 0,1 % | 0,3 % | -0,2 % |
Verarbeitendes Gewerbe | 23,3 % | 24,1 % | -0,8 % |
Energie- und Wasserversorgung | 3,1 % | 2,5 % | +0,6% |
Baugewerbe | 3,5 % | 4,6 % | -1,1 % |
Dienstleistungsbereich | 69,4 % | 67,8 % | +1,6 % |
Handel, Gastgewerbe und Verkehr | 18,1 % | 18,1 % | ±0 % |
Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleistung | 29,1 % | 27,6% | +1,5 % |
Öffentliche und private Dienstleister | 22,1 % | 22,0 % | +0,1 % |
Das für den Handel besonders wichtige verarbeitende Gewerbe (Tabelle 3) setzt sich im heutigen Nordrhein-Westfalen aus den großen Industriebranchen wie der Chemischen Industrie (15,5 %), der Maschinenbaubranche (13,9 %), den Unternehmen der Metallerzeugung und -bearbeitung (13,4 %), den Herstellern von Automobilien samt ihrer Zuliefererfirmen (9,9 %), der Metall erzeugenden Industrie (9,5 %) sowie dem Ernährungsgewerbe (8,8 %) zusammen.
Zahlen für 2007, Beschäftigte in 1.000, Umsatz in Mio. Euro, Quellee: Wirtschaftsministerium NRW: Jahreswirtschaftsbericht 2009, S. 106ff. | ||
Beschäftigte | Umsatz | |
Verarbeitendes Gewerbe | 1.283 | 354.367 |
Chemische Industrie | 107 | 54.947 |
Maschinenbau | 219 | 49.388 |
Metallerzeugung und -bearbeitung | 111 | 47.537 |
Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen | 83 | 35.143 |
Herstellung von Metallerzeugnissen | 180 | 33.734 |
Ernährungsgewerbe | 96 | 31.203 |
Bauhauptgewerbe | 57,7 | 8.687 |
Dienstleistungsbereich | 3.832 | 782.488 |
Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz und Gebrauchtwagen | 904 | 492.002 |
Verkehr und Nachrichtenübermittlung | 323 | 127.969 |
Erbringung von wirtschaftlichen Dienstleistungen | 611 | 56.302 |
Gastgewerbe | 131 | 11.391 |
Kultur, Sport und Unterhaltung | 67 | 11.428 |
Datenverarbeitung und Datenbanken | 88 | 10.380 |
Vermietung beweglicher Sachen ohne Bedienungspersonal | 14 | 7.981 |
Gesundheitswesen | 425 | 7.652 |
Kredit- und Versicherungsgewerbe | 213 | 6.335 |
Forschung und Entwicklung | 27 | 1.059 |
Sonstige Dienstleistungen | 1028 | 49.989 |
Bei den Außenhandelszahlen konnte Nordrhein-Westfalen seit 1997 bei der Höhe der ausgeführten und eingeführten Waren einen gewaltigen Schritt nach vorne machen. So exportierte man im Jahr 2007 Waren und Dienstleistungen mit einem Wert von insgesamt 174,1 Milliarden Euro aus NRW heraus – das sind 53,9 Milliarden mehr als noch zehn Jahre zuvor (Tabelle 4). Der Großteil davon verblieb innerhalb der Europäischen Union (116,8 Mrd. Euro), wobei die Niederlande hier mit 17,3 Milliarden Euro (+7,8 Mrd. Euro) wiederum die Spitzenposition einnahmen. Weitere starke Exportpartner sind Frankreich (15,6 Mrd. Euro) und das Vereinigte Königreich (12,1 Mrd. Euro), die direkt hinter den Niederlanden auf den Plätzen zwei und drei folgen. Bei den Exportgütern haben sich mittlerweile chemische Erzeugnisse mit einem Wert von 28,3 Milliarden Euro in 2007 als Exportgut Nummer eins entwickelt. Dicht dahinter folgen Maschinen mit 26,9 Milliarden, Metalle und Metall-Halbwaren mit 25,6 Milliarden sowie Kraftwagen und Kraftwagenteile mit einem Exportumsatz von 20,4 Milliarden Euro.
Angaben in Mrd. Euro, Quelle: Wirtschaftsministerium NRW: Jahreswirtschaftsbericht 2009, S. 109. | |||
2007 | 1997 | Veränderung | |
Wichtigste Handelspartner | |||
EU-Länder | 116,8 | 62,9 | +53,9 |
Niederlande | 17,3 | 9,5 | +7,8 |
Frankreich | 15,6 | 8,7 | +6,9 |
Vereinigtes Königreich | 12,1 | 7,5 | +4,6 |
Polen, Ungarn und Tschechische Republik | 13,1 | 4,9 | +8,2 |
Belgien und Luxemburg | 12,1 | 8,8 | +3,3 |
Italien | 11,4 | 7,1 | +4,3 |
Vereinigte Staaten | 9,3 | 6,8 | +2,5 |
Österreich | 9,3 | 4,4 | +4,9 |
Spanien | 8,4 | 3,4 | +5,0 |
Volksrepublik China | 6,5 | 1,1 | +5,4 |
Wichtigste Exportgüter | |||
Chemische Erzeugnisse | 28,3 | 18,2 | +10,1 |
Maschinen | 26,9 | 16,8 | +10,1 |
Metalle und Halbwaren daraus | 25,6 | 11,7 | +13,9 |
Kraftwagen und Kraftwagenteile | 20,4 | 11,8 | +8,6 |
Beim Warenimport gelangten im Jahr 2007 Güter im Wert von 180,8 Milliarden Euro nach Nordrhein-Westfalen, wobei auch hier der Großteil der Waren aus Partnerländern innerhalb der Europäischen Union (118,5 Mrd. Euro) stammte (Tabelle 5). Und genau wie bei den Exportzahlen nehmen auch beim Import die Niederlande mit 26,6 Milliarden Euro (+12,7 Mrd. Euro) die Position des wichtigsten Handelspartners ein. Auf den Plätzen zwei und drei folgen mit recht deutlichem Abstand zu den Niederlanden die Importpartner Frankreich (14,1 Mrd. Euro) und China (13,8 Mrd. Euro). Bei den Importgütern nehmen Metalle und Metall-Halbwaren mit 27,4 Milliarden Euro in 2007 die Spitzenposition ein. Mit einem gewissen Abstand folgen Chemische Erzeugnisse mit 18,1 Milliarden Euro, Kraftwagen und Kraftwagenteile mit 16,1 Milliarden Euro sowie Erdöl und Erdgas mit einem Importumsatz von 15,3 Milliarden Euro.
Angaben in Mrd. Euro, Quelle: Wirtschaftsministerium NRW: Jahreswirtschaftsbericht 2009, S. 109ff. | |||
2007 | 1997 | Veränderung | |
Wichtigste Handelspartner | |||
EU-Länder | 118,5 | 63,4 | +55,1 |
Niederlande | 26,6 | 13,9 | +12,7 |
Frankreich | 14,1 | 8,2 | +5,9 |
Volksrepublik China | 13,8 | 3,3 | +10,5 |
Belgien und Luxemburg | 13,8 | 9,5 | +4,3 |
Vereinigtes Königreich | 14,0 | 6,7 | +7,3 |
Polen, Ungarn und Tschechische Republik | 13,1 | 4,3 | +8,8 |
Italien | 10,0 | 6,5 | +3,5 |
Japan | 7,5 | 6,1 | +1,4 |
Russische Förderation | 5,7 | 1,6 | +4,1 |
Norwegen | 4,0 | 2,2 | +1,8 |
Vereinigte Staaten | 5,6 | 4,7 | +0,9 |
Wichtigste Importgüter |
|||
Metalle und Halbwaren daraus | 27,4 | 10,0 | +17,4 |
Chemische Erzeugnisse | 18,1 | 8,8 | +9,3 |
Kraftwagen und Kraftwagenteile | 16,1 | 8,8 | +7,3 |
Erdöl und Erdgas | 15,3 | 5,4 | +9,9 |
Verschiebt man den Blick aus dem Teilstaat Nordrhein-Westfalen heraus auf die gesamtdeutsche Ebene, dann wird deutlich, dass die Niederlande beim Im- und Export im Jahr 2007 nicht zum wichtigsten Handelspartner der BRD zählten – der westliche Nachbar konnte sich aber jeweils unter den ersten fünf Ländern platzieren. Beide Länder sind jedoch stark voneinander abhängig und besonders für die Niederlande ist Deutschland als Handelspartner von sehr großer Bedeutung. So machte der Handel mit Deutschland im Jahr 2007 einen Anteil von 23,5 Prozent des niederländischen Exports und 20 Prozent des Imports aus. Auf der anderen Seite betrug der Handel mit den Niederlanden 6,4 Prozent des deutschen Exports und 8,2 Prozent des Imports. Insgesamt wurden in 2007 aus Deutschland Güter mit einem Wert von 969 Milliarden Euro heraus exportiert.[1] Konkret (Tabelle 6) belegten dabei die Niederlande mit 62,4 Milliarden Euro den fünften Platz hinter Frankreich (93,9 Mrd. Euro), den USA (73,4 Mrd. Euro), Großbritannien (71,0 Mrd. Euro) und Italien (65,1 Mrd. Euro). Zu den wichtigsten Exportgütern von Deutschland in die Niederlande gehörten im Jahr 2007 Maschinen mit einem Exportwert von 5,52 Milliarden Euro, Kraftwagen und Kraftwagenteile mit einem Anteil von 5,44 Milliarden Euro, Lebensmittel im Gesamtwert von 4,91 Milliarden Euro und Eisen- und Stahlprodukte für 2,29 Milliarden Euro.
Angaben in Mrd. Euro, Quelle: DNHK: Economisch Profiel Duitsland, S. 6f. | |
2007 | |
Wichtigste Handelspartner | |
Frankreich | 93,9 |
USA | 73,4 |
Großbritannien | 71,0 |
Italien | 65,1 |
Niederlande | 62,4 |
Wichtigste Exportgüter | |
Kraftwagen und Kraftwagenteile | 180,9 |
Maschinen | 138,7 |
Chemische Erzeugnisse | 127,6 |
Exportgüter in die Niederlande | |
Maschinen | 5,52 |
Kraftwagen und Kraftwagenteile | 5,44 |
Lebensmittel | 4,91 |
Eisen und Stahl | 2,29 |
Bei den Importzahlen kommt die Bundesrepublik insgesamt auf einen Umsatz von 772,5 Milliarden Euro im Jahr 2007. Hierbei schnitten die Niederlande hingegen weit höher ab (Tabelle 7) und landeten nur ganz knapp hinter Frankreich (64,9 Mrd. Euro) mit 64,3 Milliarden Euro auf Platz zwei. Auf den Plätzen drei bis fünf der wichtigsten deutschen Handelspartner folgten 2007 China (54,6 Mrd. Euro), die USA (45,6 Mrd. Euro) und Italien (44,3 Mrd. Euro). Zu den wichtigsten Gütern, die 2007 aus den Niederlanden heraus nach Deutschland importiert wurden, zählten an erster Stelle Energieträger wie beispielsweise Erdöl oder Gas mit einer Höhe von 6,36 Milliarden Euro, gefolgt von Chemischen Erzeugnissen mit einem Importwert von 4,14 Milliarden Euro und Agrarprodukte im Wert von 3,38 Milliarden Euro.
Angaben in Mrd. Euro, Quelle: DNHK: Economisch Profiel Duitsland, S. 6f. | |
2007 | |
Wichtigste Handelspartner | |
Frankreich | 64,9 |
Niederlande | 64,3 |
China | 54,6 |
USA | 45,6 |
Italien | 44,3 |
Wichtigste Importgüter | |
Chemische Erzeugnisse | 90,5 |
Kraftwagen und Kraftwagenteile | 76,4 |
Maschinen | 54,4 |
Importgüter aus den Niederlanden |
|
Energieträger (Erdöl, Gas, etc.) | 6,36 |
Chemische Erzeugnisse | 4,14 |
Agrarprodukte | 3,38 |
[1] Vgl. Deutsch-Niederländische Handelskammer: Economisch Profiel Duitsland, S. 6f., Online.
Autor: Robert van der Veen
Erstellt: November 2009