Thé Tjong-Khing

* Purworedjo (Java), 4. August 1933 - Buchillustrator, Comiczeichner

Thé Tjong-Khing wuchs 1933 in Indonesien, damals noch niederländische Kolonie, als fünftes Kind einer chinesischen Kaufmannsfamilie auf. Nach dem Wunsch seines Vaters sollte er das elterliche Geschäft übernehmen. Aber sein Interesse galt schon sehr früh dem Zeichnen und nach der Schule besuchte er die Kunstakademie in Bandung. Gegen den Willen seines Vaters, aber mit Unterstützung der Mutter, ging er 1956 mit 23 Jahren nach Amsterdam, um dort an der Kunstgewerbeschule seine Studien fortzusetzen. Während seines Studiums arbeitete er für die Agentur Van Toonder als Comiczeichner und Werbegrafiker. Da er jedoch nur mit einem Studentenvisum in den Niederlanden war und somit keine Arbeitserlaubnis hatte, sollte er ausgewiesen werden. Sein Arbeitgeber, der von seinen Arbeiten begeistert war, setzte sich für ihn ein und erreichte, dass er bleiben konnte.

Seit den 1960er Jahren zeichnete Thé Tjong-Khing Comicstrips, die in verschiedenen niederländischen Zeitungen erschienen – unter anderem in De Telegraaf und Het Algemeen Dagblad. In Zusammenarbeit mit Lo Hartog van Banda, einem niederländischen Autor, der die Szenarien für die Comics schrieb, erschienen unter anderem die Comics: Student Tijloos (dt. Student zeitlos) 1969, Iris 1968, Arman en Ilva (dt. Arman und Ilva) 1969 bis 1975. Für Arman en Ilva wurde Thé 1971 mit dem belgischen Science-Fiction-Preis ausgezeichnet. Mit Lo Hartog van Banda und zehn anderen Zeichnern gründete er 1975 das Comicstripmagazin De Vrije Balloen, in dem er die Comicserie Storende Verhalen (dt. Verwirrende Geschichten) publizierte. Von 1977 an unterrichtete er an der Rietveld Academie in Amsterdam zwei Jahre lang graphisches Design. Das Zeichnen von Comics hatte er zu diesem Zeitpunkt schon aufgegeben.

Schon 1963 hatte Thé Tjong-Khing das Buch Beesten aan boord (dt. Monster an Bord) von Roald Dahl illustriert und auch in den folgenden Jahren immer wieder neben seinen Comiczeichnungen Buchcover gestaltet. 1970 wandte er sich dann endgültig der Buchillustration zu. Hatten seine Comics sich dadurch ausgezeichnet, dass sie die spezielle Atmosphäre der jeweiligen Zeit realistisch wiederspiegelten, so zeigten seine Kinderbuchillustrationen beispielhaft die märchenhaften Dimensionen der Geschichten. Er zeichnete für bekannte Autoren wie zum Beispiel Guus Kuijer, Els Pelgrom, Miep Diekman, Sylvia Vanden Heede und Dolf Verroen, mit dem er das Buch De prins op het witte paard (dt. Der Prinz auf dem Schimmel) für die Kinderbuchwoche 2011 herausgab. Inzwischen hat Thé Tjong-Khing mehr als 300 Kinderbücher illustriert.

2004 erschien sein erstes eigenes Bilderbuch mit dem Titel Waar is de taart? (dt. Wo ist die Torte?), ein Buch ohne Text, bei dem sich die Geschichte von Bild zu Bild weiterentwickelt. In der Folge erschienen die Bände Picknick met taart (dt. Picknick mit Torte) und Verjaardag met taart (dt. Geburtstag mit Torte), die ebenfalls sehr erfolgreich waren. Die Torte spielt in allen Büchern die Hauptrolle und um sie ranken sich die Handlungsstränge, die sich für die verschiedenen Personen vom Anfang bis zum Ende auf den verschiedenen Wegen verfolgen lassen. Für Kinder lassen sich in jedem der Bücher vielfältige Geschichten entdecken, denn die von Thé liebevoll gestalteten Figuren sind durch Kleidung und Gegenstände immer wiederzuerkennen.

2009 schenkte Thé Tjong-Khing die Sammlung seiner Illustrationen dem Letterkundig Museum in Den Haag. Das im Literaturmuseum beheimatete Kinderboekenmuseum widmete ihm eine Ausstellung. Vom 28. September 2011 bis zum 31. August 2012 führte die Ausstellung zahllose Kinder über interaktive Spielstationen Van strip tot sprookje (dt. Vom Comic zum Märchen). Thé Tjong-Khing wurde mit vielen bedeutenden Buchpreisen ausgezeichnet. Er erhielt drei Goldene Pinsel, den Woutertje Pieterse Prijs, den Silbernen Griffel, den Jugendliteraturpreis, den belgischen Science-Fiction-Preis, den trentenaire-prijs, den Gouden Uil Prijs und den Max Velthuijs-prijs für sein Lebenswerk.

Autorin: Ingrid Wohland
Erstellt: September 2012