Simon Stevin
Simon Stevin
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Simon Stevin

* Brügge, 1548/49 - 1620 - Mathematiker und Physiker

Man könnte ihn beinahe als Leonardo da Vinci der Niederlande und Flanderns bezeichnen, denn Simon Stevin (1548-1620) war wie der italienische Renaissancekünstler ein vielseitiger Denker. Über Stevins Leben ist nicht alles bekannt – es ist jedoch sicher, dass er einer der wichtigsten und einflussreichsten niederländischen Wissenschaftler seiner Zeit war. Stevin war als Naturwissenschaftler, Sprachkundler, Architekt und Militärstratege aktiv. Zudem wird allgemein angenommen, dass er der einflussreichste Mentor des Statthalters Maurits von Oranien, Sohn und Nachfolger Willem von Oraniens, war.

Stevin wurde vermutlich 1548 in Brügge geboren. Sein ganzes Leben lang wird er sich selbst Simon Stevinius Brugensis nennen. Unter diesem Namen schrieb er sich auch 1581 an der gerade errichteten Leidener Universität ein. Kurze Zeit später erschienen seine ersten Publikationen.

Stevin beschäftigte sich während seines Lebens mit den verschiedensten Themenbereichen. Er schrieb über Mathematik, Wirtschaftsrechnen, Wirtschaft, die niederländische Sprache, Militärstrategien, Festungsanlagen, über das heliozentrische Sonnensystem, Schiffsnavigation und Musik. In seinem Traktat „Het burgherlick leven“ philosophierte er über die Rolle des Bürgers im modernen Staat. Er vertritt darin die Meinung, dass man „seiner Obrigkeit jegliche Treue und Untertänigkeit schuldet”. („alle getrouheyt ende onderdanicheyt an sijn overheyt schuldich is“)

Seit den 1590er Jahren (offiziell seit 1604) im Dienstes des Staates, war Stevin persönlicher Lehrer von Prinz Maurits. Er brachte dem Prinzen Mathematik, Mechanik und vor allem antike Militärstrategien und Festungsbau bei. Insbesondere die letzte Fähigkeit kam dem Prinzen, der später als Statthalter an der Spitze der aufständischen niederländischen Truppen stehen sollte, zugute. Das Stevinsche Festungsanlageprinzip wurden zum Standard der Republik der Sieben Provinzen. Es handelte sich dabei um revolutionäre baukundliche Grundlagen, die die niederländischen Städte äußerst gut vor feindlichen Angriffen schützten.

Im Auftrag von Maurits fertigte Stevin auch ein so genanntes Segelfahrzeug an. In Anlehnung an bereits existierende Fuhrwerke mit Segeln aus China schaffte es Stevin, am Nordseestrand erfolgreich seinen mit Segeln angetriebenen Wagen zu präsentieren.

“Wenn man sich in die Arbeit Stevins vertieft, sieht man, dass nicht alles original ist. Aber er schaffte es oft, Ergebnisse, die zu seiner Zeit bereits bekannt waren, in einer überraschenden und neuen Art und Weise zu präsentieren”, so Wissenschaftshistoriker A.J. Kox. Dennoch wird er in den Niederlanden und Belgien, als geborener Flame, als einer der originellsten Geister seiner Zeit gefeiert. Er soll eine ganze Generation niederländischer Wissenschaftler inspiriert haben.

In den meisten niederländischen und belgischen Städten sind Straßen nach ihm benannt. Zudem führen passenderweise einige Naturwissenschaftsvereinigungen in beiden Ländern seinen Namen.

Autor: Lennert Savenije
Erstellt: Dezember 2008