
Prinz Hendrik
* Schwerin, 19. April 1876 - † Den Haag, 03. Juli 1934, Prinzgemahl von Königin Wilhelmina
Unter den deutschstämmigen Prinzgemahlen der niederländischen Königinnen Wilhelmina, Juliana und Beatrix ist Prinz Hendrik die wohl tragischste Figur. Ohne staatsrechtliche Funktion und Aufgabe blieb der ehemals preußische Offizier zeit seines relativ kurzen Lebens stets im Schatten seiner ‚übergroßen‘ königlichen Ehefrau.
Heinrich Wladimir Albrecht Ernst zu Mecklenburg war das jüngste von elf Kindern des Großherzogs Friedrich Franz II. von Mecklenburg (1823-1883). Er entstammt der dritten Ehe seines Vaters mit Prinzessin Marie von Schwarzburg-Rudolstadt (1850-1922). Nach dem Besuch des Dresdener Vitzthum-Gymnasiums unternahm er zunächst Reisen nach Amerika, Griechenland, Ceylon und Britisch-Indien und begann schließlich eine Offizierslaufbahn an der Militärakademie von Metz. Anschließend trat er im Rang eines Oberleutnants in das preußische Garde-Jäger-Bataillon ein.
Die junge Königin Wilhelmina der Niederlande lernte Herzog Heinrich 1900 während ihres Besuches bei Verwandten im thüringischen Rudolstadt kennen. Schon im nächsten Jahr, am 07. Februar 1901 fand die Hochzeit, die wohl fast ausschließlich als Vernunftehe gesehen werden muss, statt. Heinrich wurde als niederländischer Prinzgemahl zu Hendrik, blieb allerdings auch nach der Hochzeit staatsrechtlich einflusslos. Er durfte sich nicht Prinz von Oranien sondern nur Prinz der Niederlande nennen, besaß keine königlichen Souveränitätsrechte und blieb finanziell, gemäß einiger Besonderheiten der niederländischen Verfassung, zeit seines Lebens auf eine Apanage angewiesen, die ihm durch sein mecklenburgisches Stammhaus ausgezahlt wurde. Heinrich, der zwar Mitglied des niederländischen Staatsrats war, besaß keinerlei politischen Einfluss weshalb er auch sein Leben lang keine besonderen politischen Ambitionen entwickelte. Er bekleidete verschiedene hohe militärische (Ehren-)Ämter wie Konteradmiral, Vizeadmiral und Generalleutnant wobei seine Tätigkeit sich auch hierbei zumeist auf rein Repräsentatives beschränkte.
Aus der Ehe, die später verschiedentlich als sehr unglücklich beschrieben wurde, ging nur die spätere Königin Juliana (1909-2004) hervor. Noch vor der Geburt der einzigen Tochter kam es wohl zu zahlreichen Konflikten und Problemen zwischen den Eheleuten, die eine Entfremdung vorantrieben. Zum einen wurde hierfür die Unterschiedlichkeit der Charaktereigenschaften der Eheleute – Heinrich, der einfache Landedelmann mit grob-bäuerlichem Humor und Wilhelmina, die strenge und pflichtbewusste Regentin – angeführt. Zum anderen dürften die persönliche Unzufriedenheit des ‚hauptberuflichen‘ Prinzgemahls und die Häufung seiner Fehltritte und Eskapaden für zusätzliches Konfliktpotential gesorgt haben. Seit den 70er Jahren wurde bekannt, dass Heinrich im Laufe seines Lebens mehrere uneheliche Kinder gezeugt hatte. Unter anderem den niederländischen Juristen und Politiker Albrecht Willem (Pim) Lier.
Ein echtes Betätigungsfeld fand Herzog Heinrich in der Jagd und Forstwirtschaft, der er sich mit besonderer Inbrunst widmete. So kümmerte er sich zeitweilig fast ausschließlich um den Wild- und Forstbestand im gelderländischen Veluwe-Gebiet. Diese Tätigkeit trug ihm im Volksmund den Spottnamen Schweine-Heini (Zwijnen Heintje) ein. Einige seiner sozialen Tätigkeiten verhalfen ihm allerdings auch zu einem gewissen Ansehen: So führte er 1907 selbsttätig eine Schiffsrettungsaktion auf hoher See durch, machte sich um niederländische Pfadfinderorganisationen verdient und fungierte als Vorsitzender des niederländischen Roten Kreuzes. 1928 eröffnete er die IX. Olympischen Sommerspiele in Amsterdam.
Im Verlauf der 20er Jahren verschlechterte sich Heinrichs Gesundheitszustand zunehmend. Wegen seines illustren Lebenswandels und seiner zerrütteten Ehe hielt er sich nur noch selten bei Hofe auf und verbrachte seine Tage mit Lustbarkeiten, Ausflügen und ähnlichen Zerstreuungen. Rheumatisches Leiden und ein erster Herzinfarkt 1929 schränkten seinen Bewegungsradius jedoch zunehmend ein. Ein zweiter Herzinfarkt folgte fünf Tage vor seinem Tod am 03. Juli 1934. Heinrich zu Mecklenburg wurde in der Krypta der Nieuwe Kerk in Delft, der traditionellen Grablege der niederländischen Königsfamilie seit Wilhelm von Oranien, bestattet.
Autor: Christian Kuck
Erstellt: November 2011