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Anky van Grunsven

*Erp, 2. Januar 1968 – niederländische Dressurreiterin, dreifache Olympiasiegerin und mehrfache Sportlerin des Jahres

Dreimal hintereinander hat Theodora Elisabeth Gerarda van Grunsven die olympische Goldmedaille bisher gewonnen. Ganze sieben Mal wurde sie zur „Reiterin des Jahres“ ernannt – zweimal sogar als „Reiterin des Jahrhunderts“ geehrt. Dass alles mit dem kleinen Shetlandpony Heleentje begann, welches Van Grunsven von ihrem Vater Wim van Grunsven mit sechs Jahren geschenkt bekam, wissen nur wenige. Damals ahnte sicherlich noch keiner, dass Anky van Grunsven die erfolgreichste Dressurreiterin, nicht nur der Niederlande, sondern bis dato weltweit werden sollte.

Heleentje war ein sehr störrisches Pony, welches am liebsten von der 1968 geborenen Anky van Grunsven gestreichelt und gebürstet wurde. Obwohl das Pony unterm Sattel oftmals seinen Kopf durchsetzen wollte, unterrichte Wim van Grunsven seine Tochter auf dem kleinen Vierbeiner und schon ein Jahr später startete Van Grunsven auf ihren ersten Turnieren. Ihre ersten richtigen Erfolge sollte Anky van Grunsven aber erst mit ihrem Pferd Prisco erzielen. Die Zwölfjährige war damals sofort von dem dunkelbraunen Wallach angetan und stieg in den kommenden Jahren in den Leistungsklassen des Pferdesports stetig auf, wobei sie eine unendliche Geduld mit den großen Tieren entwickelte. Denn sowohl Prisco als auch ihr nächstes Pferd Bonfire waren gefühlvolle und sensible Pferde, die sich ab und zu als launisch erwiesen und gerne mal nicht das taten, was verlangt wurde. Doch Van Grunsvens hartes Training sollte sich bezahlt machen: Mit gerade einmal 20 Jahren wurde Anky van Grunsven 1988 Mitglied des niederländischen Olympischen Reiterteams, welches in Seoul an den Start ging. Seitdem ist sie immer für die niederländische Equipe, die nationale Reitmannschaft, bei Olympischen Spielen geritten.

Als 1991 Sjef Janssen – der heutige Trainer des niederländischen Nationalteams – Anky van Grunsvens Trainer und später auch Lebenspartner wurde, war sie nicht mehr zu halten: 1994 setzte  Van Grunsven bei den Weltmeisterschaften im Reiten, den sogenannten Weltreiterspielen in Den Haag, alles auf eine Karte und wurde belohnt – sie gewann Gold und wurde Weltmeisterin. Es folgte eine Vielzahl nationaler und internationaler Titel. Ganze neun Mal wurde Van Grunsven Gewinnerin des Weltcups, eine internationale Turnierserie im Dressursport. Sechs Mal davon startete sie mit ihrem Pferd Bonfire. Aber Van Grunsven gewann nicht nur mehrere nationale und internationale Turniere, sie glänzte auch bei den Olympischen Spielen 2000 – ihrem letzten großen Ritt mit Bonfire, der danach in Ruhestand gehen durfte – und belegte den ersten Platz. Ihr gutes Gespür für Toppferde war ihr dabei sehr hilfreich: Auch ihr nächstes Pferd I.P.S. Salinero erwies sich als Medaillengarant. Mit ihm gewann sie weitere drei Mal den Weltcup und erlangte bei den Olympischen Spielen 2004 und 2008 ebenfalls die Goldmedaille.

Anky van Grunsven dominiert aber nicht nur im Dressursport. Auch im Westernreitern hat sie schon einige Erfolge erzielt. Bei den Weltreiterspielen im Jahr 2010 in Kentucky verzichtete sie freiwillig auf einen Platz in der Dressurequipe und startete als Vertretung für einen anderen Reiter in der Westerndisziplin Reining, der Dressur des Westernsports. Darüber hinaus besitzt Anky van Grunsven seit dem Jahr 1999 bereits eine eigene Marke für Pferde- und Reiterzubehör. Unter dem Namen ANKY Technical Casuals sind in über 30 Ländern Decken, Reithosen und anderes Zubehör zu erwerben. 2009 eröffnete in China sogar das erste ANKY Geschäft. Kein Wunder also, dass Van Grunsven neben ihren ganzen sportlichen Titeln und Erfolgen sowohl zum Ritter im Orden von Oranje Nassau als auch zum Ritter im Orden des niederländischen Löwen ernannt worden ist. Eine besondere Ehre wurde der Dressurreiterin am 30. April 2013 zuteil, als der niederländische König Willem Alexander sie während der Zeremonie seiner Amtseinführung als eine von mehreren Wappenherolden ernannt hatte, die den neuen König auf seinem Weg vom Königlichen Palast zur Nieuwe Kerk begleiteten.

Aber nicht nur beruflich, sondern auch im Privatleben hat sich bei der niederländischen Sport-Ikone in den letzten zehn Jahren viel getan. Das Jahr 2003 wird Anky van Grunsven noch lange in Erinnerung bleiben: Zunächst brach sie sich bei einem Sturz im Training das linke Bein an drei Stellen, was einen Trainingsverlust von fünf Monaten bedeutete. Viel schwerer traf sie aber der Tod ihres Vaters Wim im selben Jahr. Ein harter Schlag für die damals 35-Jährige. Die Beziehung zu ihrem Vater war immer sehr eng gewesen und als ihr größter Fan hatte er bei all ihren Wettstreiten immer vom Rand des Dressurplatzes aus zugesehen. Doch auch schöne Dinge haben sich in den vergangenen zehn Jahren in ihrem Leben ereignet: Nach den Olympischen Spielen 2004 in Athen gaben Van Grunsven und ihr langjähriger Lebenspartner und Trainier Sjef Janssen bekannt, dass sie schwanger ist. Im November desselben Jahres wurde ihr Sohn Yannick Janssen geboren. Grund genug für das Paar im April 2005 in Las Vegas zu heiraten. 2006 musste Anky van Grunsven nochmals aufgrund einer Schwangerschaft eine Trainingspause einlegen; 2007 wird ihre Tochter Ava Eden geboren.

Danach wurde es sportlich etwas ruhiger um die zweifache Mutter. Van Grunsven, die zu den bestbezahltesten Sportlerinnen der Niederlande zählt, konzentriert sich in den letzten Jahren vermehrt auf ihre Tätigkeiten als Trainerin und Züchterin. In ihrem eigenen Stall stellt die gebürtige Brabanterin immer wieder ihre Fähigkeiten unter Beweis und bietet internationalen Gästen Kurse und Unterricht an. Dass Anky van Grunsven auch heute noch eine Schwäche für dunkelbraune Pferde hat, zeigt sich an ihrem neuen Liebling: I.P.S. Upido. Mit dem zehnjährigem Hengst  trainiert sie seit 2010 für die Olympischen Spiele in London im Jahr 2012.

Obwohl Van Grunsven weltweit viele Fans hat, so hat sie auch eine große Anzahl Kritiker. Ihre Trainingsmethode Low-Deep-Round (LDR), welche sie zusammen mit ihrem Ehemann und Trainer Sjef Janssen entwickelt hat, wird heiß diskutiert. Die Hyperflexion, umgangssprachlich besser bekannt unter dem Namen „Rollkur“, ist eine Reitmethode, bei welcher der Kopf des Pferdes durch Zügeleinwirkung bis auf die Brust hinabgezogen wird. Zwar hat die International Federation of Equestrian Sports (kurz FEI), die weltweite Dachorganisation des Pferdesports, im Februar 2010 nach langen Diskussionen und Verhandlungen entschieden, die Rollkur sei nur dann verboten, wenn sie auf eine „aggressive Weise“ eingesetzt werden würde. Dennoch ist die Reitweise bei Kritikern verschrien, da sie nicht der natürlichen Haltung des Pferdes entspricht. Anky van Grunsven und ihr Ehemann bestreiten jedoch die Verbindung zwischen der Rollkur und ihrer Trainingsmethode. Nach eigenen Aussagen dient die LDR, korrekt angewandt, nur zur Gymnastizierung des Pferdes. Dennoch sorgt das Ehepaar mit dieser Reitmethode immer wieder für Diskussionen im Pferdesport.

Autorin: Agnes Sieland und Online-Redaktion
Erstellt:
Februar 2011
Aktualisiert: August 2013