Louis Couperus
* Den Haag, 10. Juni 1863 - † De Steeg, 16. Juli 1923 - Schriftsteller
Louis Anne Marie Couperus ist ein echter "Klassiker" der niederländischen Literatur. Aus deutscher Sicht könnte man sein vierteiliges und über tausendseitiges Werk De boeken der kleine zielen ("Die Bücher der kleinen Seelen") als "niederländische Buddenbrooks" bezeichnen. Das Buch erschien sogar beinahe zeitgleich mit Thomas Manns berühmten Roman von 1901-1903.
Couperus wurde am 10. Juni 1863 in Den Haag geboren. Er war das Nesthäkchen und wuchs in der beschützten Umgebung einer wohlhabenden Haager Familie auf, die enge Beziehungen zu Niederländisch-Indien unterhielt. Couperus' Vater war in Niederländisch-Indien geboren worden und hatte die Tochter eines hohen Kolonialbeamten geheiratet. Die meisten ihrer Kinder wurden in Batavia, der damaligen Hauptstadt von Niederländisch-Indien, geboren. 1872 zog die gesamte Familie nach Niederländisch-Indien zurück. Diese indonesischen Jahre sollten die schönsten in Louis Couperus' Leben werden. Er genoss das sonnige Klima, die Weite der Landschaft und die wilde Natur.
Um so enttäuschender war nach etwa fünf Jahren für ihn die Rückkehr in die Niederlande, als die Familie wieder nach Den Haag zurückzog. Couperus fand es unerträglich, dort in die Schule zu gehen und konnte sich nur für den Niederländischunterricht begeistern. Sein Niederländischlehrer erkannte Couperus' literarisches Talent und überredete den Vater, seinen Sohn Niederländisch studieren zu lassen.
884 zog die Familie innerhalb Den Haags in ein monumentales Haus um. Dort entstanden Couperus' erste Romane. Zuvor hatte er sich als Lyriker versucht, sich nach der vernichtenden Rezension eines Kritikers über seinen ersten Gedichtband Een lent van vaerzen (1884) jedoch geschworen, von nun an keine Gedichte mehr zu schreiben.
So machte er sich an seinen ersten, preisgekrönten Roman Eline Vere (1889). In naturalistischer Manier beschreibt dieser Text den unabwendbaren Untergang der nervösen Hauptfigur Eline, die dem Haager Leben nicht standhält.
In seinem Roman Langs de lijnen van geleidelijkheid (1900, dt.: Die langen Linien der Allmählichkeit, 2001) legt Couperus mehr Wert auf genaue Beschreibung der Charaktere als auf die damals übliche, möglichst wissenschaftliche Beschreibung des sozialen Umfelds der Figuren. Auch in seinem oben angedeuteten Hauptwerk De boeken der kleine zielen ("Die Bücher der kleinen Seelen") skizziert er detailliert das gehobene Bürgertum und bleibt seinem Konzept des unabwendbaren Schicksals treu. Zusätzlich tritt in diesem Romanzyklus der Gegensatz zwischen dem negativ gezeichneten, kühlen Norden (Niederlande) und dem positiv dargestellten, sonnigen Süden (Italien) in den Vordergrund.
Couperus selbst wohnte lange Zeit seines Lebens im "Süden". Sechs Jahre, nachdem er seine Frau Elisabeth Baud geheiratet hatte, zogen die beiden zuerst nach Nizza, danach nach Italien, wo viele literarische Werke Couperus' entstanden. 1898 erschien das Märchen Psyche (1898, dt.: Psyche, 1924), 1900 der bekannte Kolonialroman De stille kracht ("Die stille Kraft"). 1905/06 verfasste Couperus einen historischen Roman über Kaiser Antonius, De berg van licht (1905/06, dt.: Heliogabal, 1916). Die von Couperus' Übersetzerin Else Otten ins Deutsche übertragene Version dieses Werks erreichte eine weit höhere Auflage als sein niederländisches Original. Auch in anderen Ländern erreichte der niederländische Kosmopolit einen hohen Bekanntheitsgrad.
Mit dem Ausbruch des ersten Weltkriegs musste Couperus nach Den Haag zurückkehren. Waren noch in den Jahren zuvor zeitgenössische Romane wie Van Oude Menschen, de Dingen die Voorbiijgaan (1906, dt.: Von alten Menschen, den Dingen, die vorübergehen, 1985) entstanden, so verlegte sich Couperus nun ausschließlich auf historische Romane, weil er sich nicht mehr fähig fühlte, die Ereignisse seiner Zeit literarisch zu verarbeiten. Schließlich konnte er als Korrespondent die Niederlande verlassen und reiste nach Algerien, Indonesien, Japan und China. In Japan erkrankte Couperus, kehrte 1922 geschwächt in die Niederlande zurück und starb 1923 bei Arnheim.
Da seine Popularität in den Niederlanden wesentlich auf seinen Beiträgen in Zeitungen beruhte, die er von 1900 an aufgrund rückläufiger Verkaufszahlen seiner Romane verfasst hatte, verblasste sein Ruhm nach seinem Tod schnell. Erst in der zweiten Hälfte der Achtziger Jahre erfolgte ein Couperus-Revival, seit 1993 besteht eine Louis-Couperus-Gesellschaft in den Niederlanden und 1996 wurde in Den Haag das Louis-Couperus-Museum eröffnet. 2004 erschien eine Audioserie mit 13 Titeln von Couperus, die von der Drogeriekette Kruidvat vertrieben wurde. So konnte sein Werk zwischen Zahnpasta, Shampoo und Deo wieder ein großes Publikum erreichen.
Auszeichnungen 1889 - D.H.Thieme-Preis für Eline Vere 1914 - Nieuwe Gids-Preis für Antiek toerisme (1911) Zu seinem 60. Geburtstag Ernennung zum "Ridder in de Orde van de Nederlandse Leeuw" |
Autorin: Beatrix van Dam
Erstellt: Mai 2007