UMWELT: Shell-Chef van Beurden reagiert auf Gerichtsurteil
Den Haag, BJ/NRC/VK/Trouw, 10. Juni 2021
Am gestrigen Mittwoch reagierte Ben van Beurden, CEO von Shell, zum ersten Mal ausführlich auf das Urteil des Bezirksgerichts in Den Haag. Dieses hatte Shell Ende Mai dazu verurteilt seine CO2-Emissionen drastisch zu verringern (NiederlandeNet berichtete). Van Beurden versprach nun eine Beschleunigung der CO2-Reduktion. Zugleich kritisierte er das Urteil, da aus seiner Sicht nicht ein Unternehmen, sondern die gesamte Gesellschaft im Kampf gegen den Klimawandel gefordert sein.
Vor rund zwei Wochen entschied das Bezirksgericht in Den Haag, dass die Klimaschutzmaßnahmen von Shell nicht ausreichend seien. Die ursprünglichen Pläne von Shell sahen vor den CO2-Austoß bis zum Jahre 2030 um mindestens 20 Prozent zurückzudrängen – der Großteil der Emissionsreduzierung war dementsprechend für den Zeitraum nach 2030 vorgesehen, denn das Unternehmen hatte bereits vor dem Urteil versprochen seinen eigenen CO2-Austoß sowie den seiner Kunden bis zum Jahre 2050 auf null zurückzudrängen. Da Shell vom Gericht dazu verurteilt wurde seine weltweiten Netto-Emissionen bis zum Jahre 2030 um 45 Prozent im Vergleich zu 2019 zurückzudrängen, muss das Unternehmen seine Klimaschutzbemühungen mit sofortiger Wirkung intensivieren – unabhängig von einem wahrscheinlichen Berufungsverfahren.
Im Rahmen einer Stellungnahme auf LinkedIn und der Webseite von Shell gab Ben van Beurden nun bekannt, dass Shell sich verpflichtet fühle die durch das Urteil gestellte Herausforderung anzunehmen. Das Urteil sei weniger eine Veränderung, sondern vielmehr eine Beschleunigung der Ambitionen von Shell. Laut dem Chef von Shell werde das Unternehmen „in den kommenden Jahren gewagte, aber auch maßvolle Schritte gehen müssen“. Dabei werde man in der kommenden Zeit nach „Wegen suchen die Emissionen auf eine zielgerichtete und profitable Art und Weise zu reduzieren“. Welche konkreten Schritte unternommen werden, erklärte van Beurden nicht.
In seiner Stellungnahme kritisierte van Beurden auch das Gerichturteil, welches er als eine „Enttäuschung“ beschrieb. Seiner Meinung nach sei es keine Lösung ein einzelnes Unternehmen zur Verantwortung zu ziehen, da im Kampf gegen den Klimawandel die ganze Gesellschaft gefragt sei: Für die Energiewende sei die Zusammenarbeit von Unternehmen, Gesellschaften, Regierungen und Kunden notwendig. Zudem stellte van Beurden in Frage inwiefern dem Klima mit dem Urteil gedient sei, da Shell im Gegensatz zu seinen Konkurrenten bereits Milliarden in die Nachhaltigkeit investiere. Wenn Shell weniger Benzin- und Dieselprodukte herstelle, würden die Kunden einfach bei einem anderen Anbieter kaufen. Deshalb müsse sich auch die Nachfrage der Verbraucher ändern und reiche es nicht aus, wenn Energieunternehmen auf umweltschädliche Produkte verzichten.