VERKEHR: Mehr Senioren sterben in den Niederlanden bei Fahrradunfällen

Den Haag, TA/NOS/Trouw, 28. Juli 2020

Insgesamt kommen in den Niederlanden im Straßenverkehr immer weniger Menschen ums Leben. Gerade die Zahl der tödlichen Fahrradunfälle bei Senioren über 70 hat in den vergangenen 20 Jahren jedoch stark zugenommen, gibt das Zentrale Statistikamt (CBS) des Landes an. Das liege unter anderem daran, dass es immer mehr ältere Menschen gebe, allerdings seien auch E-Bikes für diesen Trend mitverantwortlich.

Im Jahr 1999 starben in den Niederlanden noch 814 Personen im Straßenverkehr, während es 2019 nur noch 440 waren, so das CBS. Diese Abnahme sei allerdings der geringeren Zahl an tödlichen Autounfällen zu verdanken, da die Zahl der tödlichen Fahrradunfälle auffallend konstant geblieben ist. Dabei ist vor allem die Zahl der Senioren über 70, die tödlich auf einem Rad verunglückten, mit 59 Prozent stark gestiegen, während immer weniger junge Menschen bei Fahrradunfällen sterben.

Laut dem niederländischen Fietsenbond (deutsch „Fahrradverband“) lässt diese Entwicklung sehen, dass die Ursache für tödliche Radunfälle nicht in der Missachtung von Verkehrsregeln zu suchen ist, da sich gerade junge Menschen häufiger nicht an solche Regeln halten. Vielmehr sei die Ursache im zunehmenden Gebrauch sogenannter E-Bikes zu suchen, da Senioren durch diese Räder länger Rad fahren, als mit einem „normalen“ Fahrrad. Auch legen sie immer mehr Kilometer zurück, so der Fietsenbond weiter. Allein dadurch sei die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls höher.

Senioren sind auf E-Bikes auch schneller unterwegs als mit „normalen“ Rädern, während sie häufig unsicher sind und wackelig fahren. Um sie an die Geschwindigkeit ihres E-Bikes zu gewöhnen, organisiert der Fietsenbond im ganzen Land Fahrtrainings, damit Senioren die Geschwindigkeit ihres Rades besser einschätzen können und so ihre Reaktionszeit nicht überschätzen.

Statistisch gesehen ist das Auto also in den vergangenen 20 Jahren zu einem sichereren Verkehrsmittel geworden als das Fahrrad. Während auf einer Strecke von 1 Milliarde Kilometer im Schnitt 1,6 Personen bei Autounfällen starben, kamen ganze 11 Fahrradfahrer ums Leben.

Gerade in den letzten zwei Jahren ist die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle jedoch wieder um rund 10 Prozent gestiegen. Mögliche Ursachen hierfür sind, so die niederländische Tageszeitung Trouw, der zunehmende Gebrauch von Handys am Steuer und die Zunahme von Teslas und SUVs auf niederländischen Straßen, die "viel tödlicher" seien als andere Autos. Eventuell spiele auch der Konsum von Lachgas eine Rolle. Allerdings seien solche „Wellenbewegungen“ bei einer Statistik durchaus nichts Ungewöhnliches.