GESUNDHEIT: Mundschutzproduktion mehrerer niederländischer Unternehmen läuft bald an

Den Haag, SW/NOS/Trouw/VK, 09. April 2020

Die Niederlande haben einen Mangel an Mundschutzen. Nicht nur Krankenhäuser, sondern auch die ambulante und stationäre Pflege, Arztpraxen sowie psychiatrische Einrichtungen benötigen die Gesichtsbedeckungen. Obwohl das Gesundheitsministerium bereits eine Lieferung von 30 Millionen neuen Exemplaren in Auftrag gegeben hat, kann den Pflegekräften oft nicht ausreichende Sicherheit garantiert werden. Mehrere niederländische Unternehmen wollen deshalb eine eigene Produktion starten.


Um einen verlässlichen Schutz zu gewährleisten, besteht im Gesundheitswesen vor allem nach sogenannten FFP2-Masken eine erhöhte Nachfrage. Aufgrund ihrer Beschaffenheit werden mindestens 95 Prozent aller Teile gefiltert, die kleiner als 0,3 Mikrometer sind. Zum Vergleich: ein Haar ist hundertmal dicker. Vor allem die Filter dieser Masken werden zum Problem in der Herstellung. Normalerweise können zu einer Fertigungslinie bis zu sechs Monate in Anspruch genommen werden, auch wenn chinesische Firmen dafür inzwischen wenige Tage anpeilen. Ein weiteres Problem stellen die „chirurgischen“ Masken dar, die man vor allem aus OP-Sälen kennt. Sie können, wenn sie von einer Person getragen werden, ihr Umfeld vor Bakterien und Viren schützen. Obwohl die Produktion um ein Vielfaches leichter ist, gehen auch hier die Vorräte zur Neige, da sie von mehr Menschen getragen werden.


Die Nachfrage soll nun mit Hilfe von inländischen Firmen gedeckt werden. Zwei Produktionslinien entstehen beim Filterproduzenten Afpro und zwei weitere beim Bettenfabrikanten Auping. Mit vereinten Kräften sind die beiden Unternehmen bestrebt, Ende April etwa 500.000 Exemplare täglich herzustellen. Insgesamt will die Regierung in den nächsten Wochen etwa 7 Millionen hochwertige Filtermasken abnehmen – 4,5 Millionen werden wöchentlich verbraucht. Noch liegen diese Zahlen allerdings in weiter Ferne, da auf eine Maschine aus China gewartet werden muss. Bei diesem Vorhaben kommt ein weiterer Betrieb ins Spiel: Der Chipmaschinenfabrikant ASML stellt Frachtraum in einem Flugzeug zum schnelleren Transport bereit. DSM, ein Chemiekonzern, kümmert sich darüber hinaus um die Verfügbarkeit von Filtermaterialen.


„Allein hätten wir das nicht gekonnt. Die Masken sind jetzt notwendig und wir sahen es schon geschehen, dass wir viel Zeit mit dem Transport unserer Maschinen in einem Seecontainer verlieren würden“, sagte der Direktor von Afpro, Joost Verlaan, gegenüber der Tageszeitung Trouw. In den kommenden zwei Wochen werden die Geräte aufgebaut und die neuen Mundschutze getestet, sodass sie den Qualitätsstandards genügen. „Wir haben das Wissen und das Können“, sagt Auping-Spitzenmann Bosman. Er will auch bis dahin nicht untätig bleiben: „Bis zu der Zeit stellen wir die Masken mit der Hand her, um so in jedem Fall der ersten Notnachfrage beizukommen.“ Dabei ist die Aktion für ihn nicht mit finanziellen Bestrebungen verbunden. „Wir machen alle Kosten für die Behörden einsehbar. Gewinn steht nicht zu Diskussion.“ Bosman fügte hinzu, dass auch er und seine Mitarbeiter unter der Corona-Krise leiden mussten und nun die Möglichkeit da wäre, wieder allen eine Beschäftigung zu geben.


Die Abhängigkeit von China als dem Hauptlieferanten von Schutzmasken könnte sich nun abschwächen. Für zusätzliche Schwierigkeiten hatten hier bisher nicht nur die Lieferengpässe, sondern auch die Fälschung von Zertifikaten geführt. Dazu hat Gesundheitsminister de Jonge einen neuen besseren Verteilschlüssel der Gesichtsbedeckungen in Aussicht gestellt. Er merkte jedoch auch an: „Die Knappheit kann ich nicht wegzaubern.“