GESUNDHEIT: Parlament debattiert über Corona-Maßnahmen und Mangel an Intensivbetten

Den Haag, SW/NOS/NRC/VK, 02. April 2020

Bei der Parlamentsdebatte am Mittwoch wurden noch einmal die beschlossenen Corona-Maßnahmen diskutiert, über deren Verlängerung Ministerpräsident Rutte bereits am Vorabend informierte. Besonders in den Fokus geriet darüber hinaus erneut die Intensivpflege, bei der die Kapazitätsgrenze der Betten bald erreicht zu sein scheint.


Mehrere Parteien haben sich aufgrund der Einschätzung von Experten, nach der der Höhepunkt der Infektionswelle noch immer nicht erreicht sein könnte, für eine Verschärfung der Beschränkungen ausgesprochen. Besonders standen dabei das Verbot religiöser Veranstaltungen, sowie die Schließung von Ferienparks und Campingplätzen im Vordergrund, aber auch der Umgang mit deutschen Urlaubern zu Ostern und mit Fluggästen aus Covid-19-Krisenregionen wurde diskutiert. Kurz nachdem Rutte sich für seine moderate Einstellung gerechtfertigt hatte, warf der rechtspopulistische Geert Wilders (PVV) ein weiteres brisantes Thema in den Raum: „Gibt es genug Intensivbetten?“


Diederik Gommers, Vorsitzender der Niederländischen Vereinigung für Intensivpflege, gab bereits vorher zu verstehen, dass am kommenden Sonntag bereits 2400 Intensivbetten gebraucht werden würden und der Höhepunkt auch dann noch nicht erreicht wäre. Momentan sind knapp 1200 von 1400 verfügbaren Plätzen belegt, während die Belegungszeit etwa drei Wochen beträgt. „Dann kommt man in eine Krisensituation“, sagte Gommers im Hinblick auf den Zeitpunkt, an dem alle Betten voll sind. Mehrere Parlamentsmitglieder, darunter auch Wilders, forderten daraufhin, ein Szenario mit 3000 Intensivbetten zu entwerfen. Gesundheitsminister de Jonge lehnte eine Festlegung auf Zahlen dagegen ab. Die Krankenhäuser sollten weiterhin „von Tag zu Tag“ schauen, wie viele Betten, Geräte und wie viel Personal sie für die Intensivstationen aufwenden könnten.


Währenddessen sei de Jonge bewusst, dass die Ärzte im Katastrophenfall selbst wählen müssten, welche Patienten sie versorgen und welche nicht. Deshalb versuchten er und das Kabinett, die heutige Situation „so lang wie möglich aufrecht zu erhalten“. Helfen soll dabei auch der Austausch mit Deutschland. Der Gesundheitsminister habe bereits einen Appell an das Nachbarland geäußert, die Kapazitäten in den Intensivstationen mit den Niederlanden zu teilen. Gleichzeitig bestätigte er, dass die Qualität in der Versorgung abnehme, unter anderem weil das Personal, das für andere einspringe, nicht immer über entsprechende Schulungen verfüge. Nichtsdestotrotz sei das Niveau noch immer „akzeptabel“.


Für eine gute Nachricht sorgte Jaap van Dissel, Direktor der niederländischen Gesundheitsbehörde (RIVM). Laut neuesten Erkenntnissen würde die Reproduktionszahl, also die Anzahl der Personen, die ein Infizierter durchschnittlich ansteckt, stark sinken. Während sie Ende Februar noch bei 3 lag, ist sie nun auf 0,3 gesunken. Er mahnte aber auch: „Das bedeutet nicht, dass die Maßnahmen gelockert werden können, denn die Verbreitung geht auch bei 0,3 oder 0,2 noch immer weiter.“