GESELLSCHAFT: Erstmals mehr tödliche Fahrrad- als Autounfälle

Den Haag, TA/VK/NRC 25. April 2018


Zum ersten Mal sind in den Niederlanden im Verlauf eines Jahres mehr Fahrrad- als Autounfälle tödlich ausgegangen. Im Jahr 2017 verunglückten 206 Fahrradfahrer – 17 mehr als 2016 – während die Anzahl an tödlichen Autounfällen von 231 auf 201 Fälle zurückging.

Die Zunahme an tödlich verunglückten Radfahrern ist vor allem der wachsenden Popularität des E-Bikes zuzuschreiben. Rund ein Viertel der verunglückten Radfahrer war mit einem E-Bike unterwegs. Das ergibt sich aus Zahlen, die das Centraal Bureau voor de Statistiek (CBS, deutsch „Zentrales Statistikamt“) heute publizierte. Seit Jahren sinkt die Zahl der tödlichen Autounfälle, während die Anzahl der tödlichen Fahrradunfälle kaum zurückgeht.

Die Erklärung für diese Entwicklung liegt laut der Meinung vieler Sachverständiger auf der Hand: Das Auto als Transportmittel wird immer sicherer, während das Fahrrad als Verkehrsmittel kaum noch sicherer gemacht werden kann. Außerdem werde immer mehr Rad gefahren.

Der Fietsersbond (deutsch „Fahrradverband“) meint jedoch, genau wie Peter van der Knaap von der Stichting Wetenschappelijk Onderzoek Verkeersveiligheid (deutsch „Stiftung Wissenschaftlicher Forschung Verkehrssicherheit“), dass an diesen Zahlen auch eine positive Entwicklung zu erkennen sei, da immer mehr Strecken mit dem Fahrrad zurückgelegt werden, die Zahl der Unfälle jedoch nicht steige. „Fahrradfahren ist gesund“, so Van der Knaap. „Wir müssen vor allem damit weitermachen, das anzuregen“.  

Bei mehr als einem Viertel der tödlichen Fahrradunfälle handelt es sich dabei um Unfälle mit einem E-Bike. Das überrascht weder die Stichting Wetenschappelijk Onderzoek Verkeersveiligheid noch den Fietsersbond, da das schnelle E-Bike vor allem unter Senioren sehr populär sei. Man vermutet, dass Senioren mit dem E-Bike schneller als mit einem normalen Fahrrad fahren und dabei ihre eigenen körperlichen Möglichkeiten überschätzen. Offizielle Forschungen gibt es aber hierzu noch nicht.

 „Was wir wissen, ist, dass schon einfache Unfälle, auch die mit einem tödlichen Ausgang, oft einer schlechten Fahrbahndecke zuzuschreiben sind.“, so Van der Knaap. Man dürfe außerdem nicht unterschätzen, wie viele Unfälle von Senioren schon beim Auf- oder beim Absteigen von einem E-Bike geschehen. „So ein Fahrrad ist schwerer als ein Normales, da fängt das Problem manchmal schon an, weil manche Senioren nicht berücksichtigen, dass ihre eigenen körperlichen Möglichkeiten abnehmen.“

Laut Van der Knaap seien außerdem noch zwei andere Faktoren für die Zahl an tödlichen Fahrradunfällen verantwortlich: Das Verhalten der Radfahrer und die Stabilität und Sicherheit der Fahrräder selber. So fahren Radfahrer oft zu schnell oder schauen während der Fahrt auf das Smartphone. Auch fahren sie häufig ohne Licht oder beachten Ampeln nicht.  An der Sicherheit eines Fahrrades selber lässt sich aber -  im Vergleich zu einem Auto  - aufgrund der Beschaffenheit dieses Transportmittels allerdings nur wenig ändern.

„Die Straßenmeistereien, wie etwa Gemeinden, Provinzen und der Staat müssen mehr Geld in die Verbreiterung und die Qualität von Radwegen stecken.“, so Van der Knaap. Und das werde ihm zufolge auch bereits getan. Man habe letztes Jahr mit vielen Organisationen gemeinsam ein Manifest aufgestellt über die Sicherheit im Straßenverkehr. Die Sicherheit von Radfahrern stehe dabei an erster Stelle und das Kabinett stelle bereits Geld zur Verfügung um die Fahrradsicherheit zu verbessern.

Außerdem könnte der finanziellen Unterstützung von Kursen für das Fahren mit E-Bikes eine gewisse Bedeutung zukommen, meinen Sachverständige. Der Fietsersbond bietet solche Kurse bereits seit einigen Jahren an und will sein Angebot noch ausbauen. Für eine Helmpflicht für E-Bikes tritt der Fietsersbond jedoch nicht ein.  Auch die Stichting Wetenschappelijk Onderzoek Verkeersveiligheid, die für eine Helmpflicht ist, relativiert den „Gewinn“ davon.  Pro Jahr würde eine Helmpflicht „null bis fünf“ Menschen das Leben retten, zeigen Forschungen.