Nachrichten August 2017


SICHERHEIT: Das Konzert der Rockband Allah-Las wurde aufgrund einer Terrorwarnung abgesagt

Rotterdam. EF/NRC/VK/NOS. 24. August 2017.

Statt vieler anstehender Fans der US-amerikanischen Rock-Band Allah-Las aus Los Angeles fand man gestern rund um das Konzertgebäude Maassilo lediglich Polizisten mit kugelsicheren Westen und laut der niederländischen Rundfunkanstalt NOS den Dienst Speciale Interventies (DSI), eine auf terrorischtische Anschläge spezialisierte Einheit der niederländischen Polizei, die nur bei potentieller schwerer Gewalt oder terroristischen Bedrohungen eingesetzt wird. Das Gebäude wurde evakuiert. Grund für diese Räumung war eine Terrorwarnung der spanischen Behörden, gab der Bürgermeister Rotterdams Ahmed Aboutaleb am Mittwochabend in einer Pressekonferenz preis. In der Nähe des Konzertgebäudes wurde schließlich ein Bus mit spanischem Kennzeichen und einem mit Gasflaschen gefüllten Kofferraum sichergestellt. Der Fahrer wurde vorläufig festgenommen. Daraufhin wurde in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag noch ein weiterer Verdächtiger festgenommen. 

Die Terrorwarnung der spanischen Behörden ging gestern gegen 17:30 Uhr bei der niederländischen Polizei ein. Erst einige Stunden später wurde der Konzertsaal geräumt. Die Türen des Maassilo-Gebäudes sollten sich um 19:30 Uhr öffnen. Die Mitteilung der Polizei, dass das Konzert aufgrund einer Terrorwarnung nicht stattfinden kann, wurde den Veranstaltern gegen 18:45 Uhr mitgeteilt. Die öffentliche Absage des Konzerts wurde erst um 19:20 Uhr bekannt gegeben. Wie viele Menschen sich zu diesem Zeitpunkt bereits in der Nähe der Konzerthalle befanden, ist unbekannt. Jedoch befand sich noch kein Fan im Gebäude selbst. Die Band blieb zunächst unter polizeilicher Aufsicht im Konzertsaal und wurde, so ist es auf der Rotterdammer Newsseite Media TV angegeben, gegen 20:45 Uhr von der Polizei aus dem Maassilo hinausbegleitet. Um kurz nach 21:00 Uhr gab die niederländische Polizei schließlich bekannt, dass die Situation wieder „unter Kontrolle“ sei. Trotzdem ist bislang noch nicht bekannt, woher die terroristische Bedrohung stammt. Weitere Nachforschungen folgen. 


Nachdem die Terrorwarnung der spanischen Behörden bei der niederländischen Polizei eingegangen waren, fiel ein spanischer Bus auf dem Mijnsherenlaan durch das auffällige Fahrverhalten seines Fahrers auf. Das Fahrzeug wurde von Sprengstoffexperten, dem Explosieve Opruimingsdienst (EODD) kontrolliert. Es stellte sich heraus, dass es sich bei dem Fahrer um einen spanischen Monteur handelte, der zwar unter Alkoholeinfluss stand, aber durchaus eine logische Erklärung für die Gasflaschen in seinem Auto liefern konnte. Laut der niederländischen Tageszeitung De Volkskrant hieß es, dass der Monteur die Gasflaschen für die Arbeit benötige. Und auch der internationale Nachrichtendienst Reuters schreibt, dass ein mit Gasflaschen gefüllter Bus stark an die Anschläge in Barcelona und Cambrils erinnere, dass allerdings kein Zusammenhang zwischen dem spanischen Fahrer in Rotterdam und den Anschlägen in Spanien bestehe. Die spanische Presseagentur Europa Press berichtete außerdem, dass der Fahrer dieses Busses nicht mit Dschihadisten in Zusammenhang gebracht werden könne und dass die Gasflaschen für den Hausgebrauch bestimmt seien, so Bastiaan Nagtegaal, Redakteur der niederländischen Tageszeitung NRC Handelsblad. Das mühsame Verhör des Spaniers, welches gestern letztendlich eingestellt wurde, wird heute weitergeführt. Im Anschluss wird die Untersuchungshaft aufgehoben. 

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag erschien letztlich noch ein zweiter Verdächtiger auf der Bildfläche, der möglicherweise mit der Terrordrohung zu tun hat: ein 22-jähriger Mann aus Brabant. Gegen 2:00 Uhr drang ein Inhaftierungsteam des DSI  in das Haus des Verdächtigen ein und durchsuchte seine Wohnung. Der Mann wurde vorläufig festgenommen und wird aktuell noch von der Polizei verhört. Was genau ihm vorgeworfen wird, ist noch nicht bekannt. Bei dem Verdächtigen handelt es sich um einen Mann mit niederländischer Nationalität. Der Rotterdamer Polizeichef Frank Paauw möchte sich jedoch nicht dazu äußern, ob es sich bei dem Mann um einen der Polizei bereits bekannten Verdächtigen handelt. Er konnte, so Paauw, mithilfe der Informationen der spanischen Polizei und eigenen Nachforschungen ausfindig gemacht werden.

Für die Rockband Allah-Las ist dies nicht das erste abgesagte Konzert. In einem Interview mit der britischen Zeitung The Guardian aus dem vergangenen Jahr hieß es, dass man in der Türkei bereits ein Konzert abgesagt habe, da sich der Promoter Sorgen wegen des Namens machte. Eine Sorge, die auch Rotterdams Bürgermeister Aboutaleb impliziert, als er sagt: „Es ist natürlich durchaus ein komischer Name.“ Doch ist der bloße Name dieser Band ein Motiv für einen Terroranschlag? Dass er viele Fragen offen lässt, das ist jedenfalls sicher. Schließlich bekommen die Mitglieder laut eigenen Aussagen häufig Anfragen von Moslems, die sich aufgrund dieser Namenswahl beleidigt fühlen. Es war jedoch keinesfalls ihre Absicht, den islamistischen Glauben zu verspotten. Sie waren auf der Suche nach einem Namen, der „heilig klingt“.
Auch Fans können eine Terrordrohung im Zusammenhang mit dieser Band nicht verstehen. Die von Fans als psychedelisch beschriebene Musik dieser Retropop-Band habe keinesfalls einen religiösen Bezug. „Sie singen absolut nicht über Religion“, sagt Sharon Garzón, ein Fan eben dieser Band. „Die Lieder handeln von Freiheit. Es ist alternative Musik. Eine terroristische Bedrohung erwartet man bei Popkonzerten in einem Stadion, nicht bei so einer relativ unbekannten Band wie Allah-Las“. Trotz aller Diskussionen um den Band-Namen oder Motive steht eines fest: Viele Fans dürften gestern mehr als enttäuscht gewesen sein, als der Konzertabend abgesagt wurde. Die Kosten in Höhe von 19 Euro pro Eintrittskarte würden allerdings laut Daan Meijer, einem Fan der aus Kalifornien stammenden Band, rückerstattet.