Nachrichten August 2017


UMWELT: Paraffin an niederländischen Stränden angespült

Den Helder/Zandvoort. Franziska Seufert/VK/NRC/RTL Nieuws. 10. August 2017.

An den Stränden und Küsten der Provinz Nordholland wurden in den letzten Tagen wieder Massen von Klumpen des Rohölbestandteils Paraffin angespült. Die Paraffinverschmutzung erstreckt sich Angaben zufolge über das gesamte Küstengebiet der Provinz (von Zandvoort bis Den Helder) und  strömt im Meer teils bis zu den niederländischen Nordseeinseln, so zum Beispiel nach Vlieland.  Rijkswaterstaat, die nationale Straßen- und Wasserbaubehörde der Niederlande, ist für die Säuberungsaktion zuständig und versucht, die Strände von den kerzenwachsähnlichen Klumpen zu befreien.

Es ist nicht das erste Mal, dass Paraffin (oder auch Palmöl) an den niederländischen Küsten angespült wird. In den Jahren 2007, 2011 und 2014 gab es viele Berichterstattungen über solche Verschmutzungen. In den vergangenen Jahren berichteten beispielsweise die niederländische Tageszeitung De Volkskrant oder auch der niederländische Nachrichtensender RTL Nieuws immer wieder über die Paraffin-Vorkommnisse. 2011 berichtete RTL Nieuws von einer Verschmutzung entlang 20 Kilometern Küste mit etwa 5000 Liter Paraffin. 2009 sollen es laut einem Artikel der niederländischen Tageszeitung NRC Handelsblad sogar 25.000 Liter gewesen sein. Erst vor einem Monat wurde zuletzt eine große Menge Paraffin gefunden, das sich zwischen den Küsten Nordfrankreichs und Vlielands verteilt hatte. Meeresbiologe Jan Andries van Franeker sagt, er selber habe Reste entlang der Wattenküste von Texel gefunden.

Es wird vermutet, dass Paraffinreste ins Meer gelangen, wenn der Schiffsraum von Frachtschiffen gesäubert wird, nachdem sie die Chemikalie transportiert haben. Das Abwasser wird ins Meer zurückgeführt und die Paraffinreste formen sich zu Klumpen zusammen, die an Land gespült werden. Laut dem ‚Internationalem Übereinkommen zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe‘ ist es Schiffen  zugestanden, kleine Mengen Schmutz ins Meer abzulassen. Über die Definition von ‚zulässigen‘ Mengen  wird  offensichtlich noch diskutiert . Rijkswaterstaat sagt, sie könnten nicht sagen, ob die zulässige Menge überschritten wurde. Van Franeker sieht das anders: „Wenn man diese Art von Brocken in dieser Menge am Strand findet, kann man davon ausgehen, dass das Abwasser nicht gemäß der Vertragsnorm abgelassen wurde.“

Viele Strandbesucher, sowohl Anwohner als auch Touristen, fragen sich, ob Paraffin gefährlich sei. Das Nebenprodukt von Erdöl gilt als nicht giftig und wird zum Beispiel für die Herstellung von Kerzen, Cremes oder Vaseline genutzt. Rijkswaterstaat warnt jedoch Hundebesitzer vorsichtig zu sein, da die Paraffinklumpen unverträglich für die Haustiere sein können. Auch hier stimmt der Meeresbiologe nicht ganz zu. Er rät jedem strengstens davon ab, die Klumpen auch nur anzufassen. Während Paraffin an und für sich ungefährlich sei, könnten doch (aggressive) Chemikalien bei der Schiffsreinigung gebraucht worden sein, die sich im Paraffin festsetzten.

Van Franeker weist auf die ganzen Seevögel hin, wie Möwen und  besonders Eissturmvögel, die solche Brocken oft schlucken würden. „In fast jedem vierten der aufgefundenen toten Eissturmvögel finden sich Paraffinklumpen“, gibt er zu bedenken. Bei zumindest einem kleinen Teil davon wäre die massive Blockierung des Magens unleugbar die Todesursache. Ein anderer Teil der Vögel sterbe an Erschöpfung, da das Gefieder verklebe und sie nicht mehr gut fliegen oder nach Futter tauchen könnten. Auswirkungen auf andere Organismen sein auch noch nicht bekannt.

Die Säuberungsaktionen sind langwierig: Die Klumpen müssen von Hand eingesammelt werden. Nur an einigen Strandabschnitten oder dort, wo besonders viel Dreck liegt, kann ein sogenannter ‚beach cleaner‘ eingesetzt werden. Es handelt sich dabei um einen Traktor, der ein großes Sieb hinter sich herzieht, mit dem die Klumpen aus dem Sand gesiebt werden. Die Säuberungsaktion dauert laut Rijkswaterstaat bestimmt noch bis Ende dieser Woche an, abhängig davon, wie viel Paraffin noch angespült wird. Die Strände bleiben während der Säuberung frei zugänglich, aber Besucher sollten einen gewissen Abstand halten.