Nachrichten August 2017
GESUNDHEIT: Die NVWA warnt vor giftigen Eiern - auch in Deutschland droht Gefahr
Barneveld. EF/VK/NRC/Trouw/WN. 01. August 2017.
Die niederländische Gesundheitsbehörde NVWA (Nederlandse Voedsel- en Warenautoriteit) rät aktuell vom Verzehr von Eiern mit bestimmten Kennzeichnungen ab. Grund dafür ist das Insektizid Fipronil. Aus einer Meldung der niederländischen Gesundheitsbehörde am Montag geht hervor, dass der Anteil dieses Insektizids in diesen Eiern so hoch ist, dass von ihnen eine akute Gesundheitsgefährdung ausgeht. All diese vergifteten Eier stammen aus einem Betrieb und können anhand des betriebseigenen Codes X-NL-40155XX identifiziert werden. Aktuell werden alle Eier dieses Unternehmens aus den Regalen niederländischer Supermärkte entfernt.
Darüber hinaus haben zehn weitere Betriebe ihre mit Fipronil belasteten Eier selbst zurückgerufen. Diese sind ebenfalls mit dem Insektizid belastet und können bei dauerhaftem Verzehr insbesondere für Kinder schädlich sein, deren gesundheitsschädlicher Grenzwert deutlich unter denen von Erwachsenen liegt. Die jeweiligen Eier sind mit den folgenden Codes der jeweiligen Betriebe gekennzeichnet: X-NL-43113XX, X-NL-43326XX, X-NL-43835XX, X-NL-42766XX, X-NL-42071XX, X-NL-43514XX, X-NL-41679XX, X-NL-43879XX, X-NL-43640XX und X-NL-42659XX. Eltern wird empfohlen, Eier mit diesen Kennzeichnungen von ihren Kindern fernzuhalten. Den entsprechenden Geflügelbauern stehen in diesem Zusammenhang nun zwei Optionen zur Auswahl. Entweder sie beseitigen ihre Hühner oder aber setzen sie auf eine bestimmte Diät, durch die sie sowohl Fett als auch Federn verlieren, was letztendlich zu einem Entgiftungsprozess der Hühner führt. Darüber hinaus müssen die Ställe nun gründlich gereinigt werden.
Bei dem Wirkstoff Fipronil handelt es sich um ein Insektizid, das vor allem in Produkten gegen Flöhe, Zecken und Milben vorkommt, wie beispielsweise in Flohhalsbändern für Hunde und Katzen. Fipronil darf allerdings nicht bei Tieren verwendet werden, die zur Gewinnung von Nahrungsmitteln dienen. Schließlich kann dieses Insektizid, sofern es in größeren Mengen konsumiert wird, zu Schädigungen der Niere, Leber oder Schilddrüse führen. In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass Chickfriend, ein niederländischer Spezialist in der Bekämpfung von (Blut-)Läusen, in vielen Geflügelbetrieben mit dem Insektizid Fipronil gearbeitet hat. Die NVWA konnte in den Eiern von insgesamt vier Unternehmen Fipronil nachweisen – allesamt Kunden von dem Unternehmen Chickfriend aus Barneveld.
Als Vorsichtsmaßnahme hat die NVWA rund 180 Betriebe stillgelegt, die nachweislich Kunden des Unternehmens Chickfriend sind. Es wird untersucht, ob auch in diesen Betrieben mit Fipronil vergiftete Eier anzutreffen sind. Bis dahin dürfen weder Eier, Fleisch noch Mist die jeweiligen Höfe verlassen. Auch Bio-Eier sind nicht vor Fipronil gefeit. Der Geflügelbauer Helmus Torsius aus Putten erklärt, dass alle seine Bio-Eier entsorgt werden müssen. „Dies ist ein Verlust von 20.000 Euro pro Woche.“ Die niederländische Landwirtschaftsorganisation LTO sagt zu diesem Thema, dass Chickfriend die Schädlingsbekämpfungsmittel in Belgien gekauft habe. Vermutlich wurde dem legalen Mittel, bestehend aus Eukalyptus und Menthol, mit dem die Ställe eingesprüht wurden, das illegale Fipronil beigefügt. Laut OVONED, dem Fachverband für den gesamten Eiersektor, sind seit dem 22 Juli keine kontaminierten Eier mehr in den Einzelhandel gelangt. Die Organisation kritisiert darüber hinaus die aktuelle Notlage, von der nun viele Geflügelbauern betroffen sind. Obwohl sie nicht für die aktuelle Situation verantwortlich sind, bleiben sie die Opfer dieses Skandals. Durch die Rückrufaktion entsteht für viele Bauern ein riesiger finanzieller Schaden.
Und dabei erstreckt sich die Rückrufaktion nicht nur auf niederländische Supermärkte. Auch deutsche Supermärkte sind von den verseuchten Eiern betroffen. Das niedersächsische Agrarministerium teilte mit, dass etwa 2,9 Millionen Eier aus den Niederlanden bzw. aus Belgien in einer Packstelle in Nordrhein-Westfalen eingegangen seien. 1,3 Millionen dieser Eier gelangten von dort aus nach Niedersachsen. In einer Packstelle im Kreis Borken (NRW) wurden bereits mit Fipronil belastete Eier gefunden. Dies hatte einen Rückruf von rund 900.000 Eiern zur Folge. „Es gilt in der Europäischen Union bei Fipronil Nulltoleranz“, so Agrarminister Christian Meyer aus Niedersachsen. „Das Insektizid hat in Lebensmitteln nichts zu suchen. Punkt.“ Zurzeit wird in Nordrhein-Westfalen mit einem Monitoring-Programm untersucht, ob noch andere Packstellen infizierte Eier erhalten haben. Der Pressesprecher des Landwirtschaftsministeriums in Düsseldorf geht jedoch davon aus, dass keine weiteren Eier in deutschen Supermarktregalen zu finden seien. Dennoch wird Verbrauchern empfohlen, eventuell kontaminierte Eier zurückzugeben. Die entsprechenden Eier wurden in Deutschland nach Angaben des niedersächsischen Agrarministeriums mit dem Stempelaufdruck 1-NL 4128604 oder 1-NL 4286001 sowie mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) 14.08.2017 bzw. 16.08.2017 versehen.