Nachrichten September 2015
TIERSCHUTZ: Wilde Tiere in niederländischen Zirkussen verboten
Den Haag. TM/metro.nl/rtlnieuws.nl. 15. September 2015.
In den Niederlanden sind Zirkusvorstellungen mit wilden Tieren ab heute offiziell verboten. Damit möchte die Regierung in Den Haag einen Schritt hin zu mehr Tierschutz leisten. Zurück geht das neue Gesetz auf eine Initiative der Tierschutzpartei PvdD.
In etlichen Zirkussen werden noch immer Tiere dazu gezwungen, Kunststücke aufzuführen und müssten so viel Leid ertragen. Das Vergnügen von Menschen sei kein vernünftiger Grund, „um (wilde) Tiere einzusperren und ihnen ein unnatürliches Verhalten aufzuzwingen“, so eine Stellungnahme der kleinen PvdD-Parlamentsfraktion. Seit diesem Dienstag gehören Auftritte bestimmter Tierrassen wie etwa Elefanten, Zebras oder Tiger in den Niederlanden nun der Vergangenheit an. Mit einer Positivliste regelt von nun an ein Gesetz, welche Tiere noch bei Vorstellungen auftreten dürfen. Mit dazu gehören stark domestizierte Tiere wie Pferde, Esel oder Kaninchen.
Das Auftrittsverbot bedeutet aber nicht, dass sich alle Zirkusse automatisch von ihren wilden Tieren getrennt haben. Das Verbot betrifft hauptsächlich die Auftritte selbst – die Mitführung von Löwen und Co. hingegen ist etwas schwammig geregelt. „Diese Elefanten sind hier schon 35 Jahre, die gibt man nicht weg“, kommentiert Willem van Heybeek, Tourneemanager vom Zirkus Renz International gegenüber Metro. Leonie Vestering von der Vereniging Wilde Dieren de Tent Uit (dt. Verein Wilde Tiere aus dem Zelt) kann diese Einstellung allerdings nicht verstehen und findet sie dumm. Ihr Verein hatte sich in der Vergangenheit für das Zirkustier-Verbot stark gemacht. „Wir bieten jetzt an, die Tiere kostenlos unterzubringen.“ Was die Mitnahme der Tiere betrifft ist Vestering ganz sicher, wie das Gesetz auszulegen sei: „Wenn die Tiere bald beschlagnahmt werden, weil sie mit durchs Land reisen, wird dies die Zirkusse sehr viel Geld kosten.“ Beim Zirkus Freiwald tourt man deshalb auch ohne den Elefanten und die Zebras – sie verbleiben erst einmal im deutschen Winterquartier.
Gegen das neue Gesetz will sich Direktor Lutz Freiwald trotzdem mit allen Mitteln zur Wehr setzen. Unterstützt wird er dabei von der Niederländischen Vereinigung für Zirkusunternehmen VNCO, die genau zu diesem Zweck Juristen engagiert hat. „Was ist die Folge eines Verbotes? Die Tiere verschwinden ins Ausland“, so Simon van de Winter von der VNCO gegenüber Metro. Stattdessen schwebt dem Verband ein Gesetz vor, welches Wildtiere weiterhin erlaubt, an ihre Haltung aber strengere Regeln für ein besseres Tierwohl knüpft. „Es ist nicht Sache des Kabinetts, darüber zu bestimmen, ob etwas dem Zeitgeist noch oder nicht mehr entspricht. Das ist Sache der Zuschauer.“