Nachrichten September 2015
FUSSBALL: „Oranjes Untergang“ – Pressestimmen zum Länderspiel Türkei – Niederlande
Den Haag. AF/AD/nrc.next/TG/TR/VK 07. September 2015.
„Größter Misserfolg des niederländischen Fußballs“, „Oranjes dramatischer Untergang komplett“, „Blamage von historischer Dimension“ – die Zeitungskritiker sind sich einig: Das EM-Qualifikationsspiel der niederländischen Fuballnationalmannschaft gegen die Türkei am Sonntagabend war beschämend schlecht. Hinzu kommt: Durch die 0:3-Niederlage hat Oranje die Qualifikation für die EM nicht mehr in der Hand. Lesen Sie hier die niederländischen Pressestimmen zum Spiel.
„Oranje versinkt in einem tiefen, schwarzen Loch“ so die Tageszeitung Trouw in der heutigen Ausgabe über das gestrige EM-Qualifikationsspiel der niederländischen Nationalmannschaft gegen die Türkei. Die „Holländische Schule“ sei bei diesem Länderspiel „zu Grabe getragen“ worden, der niederländische Fußball habe „kurz- und langfristig nur aschgraue Perspektiven“. In der Analyse kommt vor allem der neue Nationaltrainer Danny Blind schlecht weg. Bereits bei seinem ersten Länderspiel gegen Island am vergangenen Donnerstag, bei dem die Niederlande 0:1 verlor, habe Blind eine angeschlagene Mannschaft aufgestellt, wodurch er zu Auswechslungen gezwungen gewesen sei. Für das Spiel gegen die Türken habe Blind erneut ein leichtes Mittelfeld formiert: „Wieder dachte Blind es mit drei gleichartigen, auf Ballbesitz ausgerichtete Mittelfeldspieler richten zu können – ein Anachronismus im heutigen Fußball – und wieder fielen frühe Tore.“ Blind habe sich „für ein international nicht funktionierendes System“ entschieden, „mit drei Spitzen und drei Mittelfeldspielern, was die Schwächen der Mannschaft doppelt so stark hervorhob – noch deutlicher vielleicht als unter Hiddink.“
Dennoch, so weiß De Telegraaf zu berichten, stehe der niederländische Fußballverband KNVB hinter dem Trainer. KNVB-Geschäftsführer Bert van Oostveen erklärte gegenüber dem Blatt: „Ich habe vollstes Vertrauen zu Danny. Wir werden nach zwei Spielen keine verrückten Sachen machen.“ Dennoch räumte er ein, es sei „bitter, dass ein Turnier, das beinahe in unserem Hinterhof stattfindet, in weite Ferne gerückt ist.“
Das Algemeen Dagblad sieht die Ursachen für die Niederlage nicht allein beim Trainer, das sei zu einfach. Schlechter weg kommen die „zu Bodybuildern aufgepumpten“ Spieler. Kritiker Willem van Hanegem: „Bei Oranje laufen mehrere Spieler herum, die nur mit sich selbst beschäftigt sind. Zum Beispiel Memphis. Mit seinen hübschen Schuhen ist er wie Goldfinger. Aber was hat die niederländische Mannschaft davon?“ Auch für den Kritiker des NRC.next verloren die Niederlande aufgrund individueller Fehler auf dem Feld. „Was ging schief in der Torku-Arena? Zu viel. Fehler in der Deckung, fatale Ballverluste, verpasste Chancen und unpräzise Flanken.“
Einig sind sich alle darin, dass die Mannschaft, die unter Trainer Louis van Gaal bei der WM 2014 noch den dritten Platz machte (NiederlandeNet berichtete), bei den bisherigen Qualifikationsspielen für die Fußball-Europameisterschaft 2016 versagt hat. Die Tageszeitung de Volkskrant konstatiert: „Oranje hat sich zu einer blassen, abstoßenden Mannschaft verwandelt.“ Das Algemeen Dagblad geht sogar noch weiter und spricht von „Ungekanntem Chaos“: „Mit dem Debakel in Konya stürzte sich der niederländische Fußball in eine allumfassende Identitätskrise. Auf dem Papier ist die EM-Teilnahme noch zu schaffen, aber nach dem 0:3 gegen die Türkei gibt es eigentlich niemanden, der daran noch glaubt.“
Tatsächlich kann sich die niederländische Mannschaft nur noch dann für die EM qualifizieren, wenn man in einem Play-Off gegen einen anderen Gruppendritten gewinne. Dafür müsse man aber gegen Kasachstan und Tschechien gewinnen und „hoffen, dass die Türken noch mal verlieren gegen die bereits qualifizierten Länder Island und Tschechien – das wird nicht einfach“, so de Volkskrant.