Nachrichten November 2015


TERROR: Niederländische Reaktionen auf Anschläge in Paris

Den Haag/Paris. AF/FD/KH/NOS/NRC/Pauw/Rijksoverheid. 16. November 2015.

Der Königliche Palast in Amsterdam erstrahlte am Sonntagabend in den Farben der französischen Tricolore, um Solidarität mit den Opfern der Pariser Terroranschläge zu bekunden. Überall in den Niederlanden hielten die Menschen am Montag um zwölf Uhr für eine Schweigeminute inne, und landesweit wurde die Beflaggung auf Halbmast gesetzt. „Ich bin von den Anschlägen gestern Abend in Paris tief schockiert“, teilte König Willem-Alexander am Samstag mit. „Mit dem französischen Volk trauern wir um die Opfer. Mit dem französischen Volk werden wir standhaft die Freiheit verteidigen gegen diejenigen, die versuchen, diese mit Terror zu unterminieren.“

Bei terroristischen Anschlägen in der französischen Hauptstadt Paris kamen am Freitag 129 Personen ums Leben, mehr als 350 Personen wurden verletzt, darunter drei Niederländer. „Die Situation ist noch sehr unübersichtlich, aber bereits jetzt ist klar, dass viele Opfer zu beklagen sind“, so Premier Mark Rutte am Freitag in einer ersten Reaktion gegenüber den Medien. „Das ist wirklich abscheulich und die gesamten Niederlande fühlen mit Frankreich. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen.“

Das niederländische Außenministerium zitierte die erste Reaktion des niederländischen Außenministers Bert Koenders bei Twitter: „#Koenders: ‚Geschockt und entsetzt von den neuen Anschlägen in #Paris. Worte reichen hier nicht aus. Die Niederlande stehen Seite an Seite mit Frankreich.‘“ Europa müsse im Kampf gegen den Terrorismus jetzt als Einheit auftreten, erklärte Außenminister Koenders am Montag gegenüber Het Financiele Dagblad. „Wir dürfen uns nicht gegeneinander ausspielen lassen.“

In einer Presseerklärung vom Samstag sprach Premier Rutte dann von „kaltblütigen, barbarischen und feigen“ Anschlägen. „Wir haben es mit Extremisten zu tun, die nur ein einziges Ziel haben: unsere westliche Gesellschaft zu destabilisieren, indem sie Hass, Uneinigkeit und Angst säen.“ Die Niederlande trauerten mit Frankreich um die Opfer. „In Momenten wie diesen ist die Verbundenheit untereinander noch größer als sonst. Wir teilen dieselben Werte und dieselbe Kultur. Die Niederlande stehen deshalb standhaft neben Frankreich, um zu beschützen und zu verteidigen, was uns lieb ist: An erster Stelle unsere Sicherheit und unsere Freiheit.“

Es sei klar, dass eine „so schreckliche Tat“ nicht ohne Entgegnung bleiben dürfe, so der niederländische Premier. In Frankreich würden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft und man müsse schauen, ob auch in den Niederlanden die Vorkehrungen erhöht werden müssten. Tatsächlich bestünde bei den niederländischen Geheimdiensten erhöhte Alarmbereitschaft, zudem sei die Grenzbewachung bereits intensiviert worden. Auch Großereignisse wie der nationale Sinterklaas-Einzug würden besonders aufmerksam überwacht.

Der niederländische Pendat zum deutschen Zentralrat der Muslime, Contactorgaan Moslims en Overheid, distanzierte sich am Samstag scharf von den Anschlägen in Paris. In einer Erklärung ließ die Organisation wissen, man verurteilte die „barbarischen, feigen, unmenschlichen Terroranschläge gegen die französische Gesellschaft und faktisch gegen die gesamte Menschheit“. Die niederländische Gemeinschaft der Muslime sei zutiefst betrübt und fühle sich mit den Opfern und dem französischen Volk verbunden.

Die Amsterdamer Synagogen und Moscheen hatten für Sonntagnachmittag eine Solidaritätsdemonstration in Amsterdam organisiert. Auch Bürgermeister Eberhard van der Laan (PvdA) nahm am Zug teil. In Arnheim hielt eine Gruppe von etwa 200 Flüchtlingen am Sonntagvormittag ebenfalls einen Solidaritätsmarsch ab. Auf dem Grote Markt in Groningen fand am Abend eine Gedenkveranstaltung statt, an der mehrere hundert Menschen teilnahmen.

Ein besonderes Zeichen der Solidarität setzte die niederländische Tageszeitung NRC Handelsblad: Die Redaktion, deren Geschäft ja die Nachrichten sind, machte ihr Onlineangebot vorläufig allen Lesern - mit oder ohne Abo – zugänglich, damit sich alle gut über die Geschehnisse in Paris informieren können.