Nachrichten März 2015


WIRTSCHAFT: Königspaar als „Handelsreisende“ in Deutschland

Den Haag. /duitslandweb.nl/NOS/rtlnieuws/RVD. 19. März 2015.

Gegen kurz vor 12 Uhr am Mittag landete heute das niederländische Regierungsflugzeug auf deutschem Boden. An Bord waren unter anderem König Willem-Alexander und seine Frau Máxima, die nach ihrem Staatsbesuch in Dänemark nun für zwei Tage Norddeutschland einen Arbeitsbesuch abstatten. Begleitet wurde das Königspaar auf ihrer Reise nach Schleswig-Holstein und Hamburg von der niederländischen Außenhandelsministerin Lilianne Ploumen und einer großen Handelsdelegation aus unserem westlichen Nachbarland.

Es ist der Beruf des Handelsreisenden, den der niederländische Monarch in diesen Tagen vor allem ausübt. Während seine Mutter Beatrix als Königin es noch mehr oder weniger widerwillig tolerierte, dass im Schatten ihrer Staatsbesuche Handelsmissionen mitreisten, ist unter Willem-Alexander eher das Gegenteil der Fall: Der König möchte mit Hilfe seiner Reisen den wirtschaftlichen Delegationen eine größere Strahlkraft verleihen. Und so kommt der NOS-Königshausredakteur Piet van Asseldonk aktuell auch zu dem Schluss, dass die Grenzen zwischen Staatsbesuch und Handelsmission unter Willem-Alexander als Monarchen immer undeutlicher werden: „Die Mission des Königs ist die Handelsmission“, so Asseldonk in der vergangenen Woche in einem Meinungsartikel. Ein Trend, der in anderen europäischen Königshäusern ebenfalls zu beobachten ist. Womöglich ist es die Folge davon, dass sich – auch in den Niederlanden – viele Menschen fragen, wofür man die für den Steuerzahler teils sehr kostspieligen Königshäuser in der heutigen Zeit noch braucht. Ein Staatsoberhaupt als Gallionsfigur für die stark von Export abhängige niederländische Wirtschaft ist dabei eine mögliche Antwort, die bei den Kritikern die Argumente ausgehen lassen könnte.

Die starke ökonomische Färbung der Auslandsbesuche von Willem-Alexander und Máxima wird besonders deutlich, wenn man sich das Programm des aktuellen Arbeitsbesuches in Norddeutschland anschaut. Hauptthemen des zweitägigen Besuchs sind – ebenso wie zuletzt beim Staatsbesuch in Dänemark – eine nachhaltige Energieproduktion und die moderne Gesundheitsindustrie. Zudem wird es bei den Besuchen in Schleswig-Holstein und Hamburg um eine engere Zusammenarbeit zwischen niederländischen und deutschen Unternehmen im Bereich der Kreativindustrie, des maritimen Sektors und der biologische Landwirtschaft gehen; Handels- und Investitionsbeziehungen zwischen ihnen sollen ausgebaut werden (NiederlandeNet berichtete).

Mit dafür sorgen sollen Vertreter von mehr als 40 Unternehmen, die im Schlepptau von König und Ministerin am Deutschlandbesuch teilnehmen. Insgesamt sind es sogar rund 125 niederländische Firmen, die bei den verschiedenen Veranstaltungen um den königlichen Besuch herum in das Programm einbezogen wurden. Sie alle hoffen auf ein Stück von großen Kuchen, den es zu verteilen gilt. So beläuft sich das Handelsvolumen zwischen den Niederlanden und Norddeutschland bereits heute auf gut zehn Milliarden Euro. Und allein in Hamburg sind die Niederlande mit Einlagen in Höhe von 7,6 Milliarden Euro größter Investor. Nach dem Arbeitsbesuch 2013 in Baden-Württemberg und Hessen (NiederlandeNet berichtete) sowie 2014 in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen (NiederlandeNet berichtete) soll die königliche Mission nun also auch für eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Niederlanden und Norddeutschland sorgen.

Dass eine engere Verknüpfung der beiden Wirtschaften zu Vorteilen für sowohl die Niederlande als auch Deutschland führen kann, wird auch durch einen Bericht der Wirtschaftsabteilung der niederländischen ING-Bank deutlich, der am Mittwoch veröffentlicht wurde. Hiernach ist die aktuelle Handelsmission etwa für die Zukunft der Energiegewinnung mit Windturbinen auf dem Meer von großer Wichtigkeit. Nur wenn Deutschland und die Niederlande in diesem Bereich enger zusammenwirken, so die ING-Bank, kann die Technik in Nordeuropa weiter wachsen und sich langfristig wirtschaftlich rentieren. Bereits jetzt arbeiten beide Staaten auf dem Gebiet der nachhaltigen Energieproduktion eng zusammen, es gebe aber noch immer viel Raum für eine zusätzliche Intensivierung der Kooperation – etwa durch gemeinschaftliche offshore-Plattformen auf hoher See, auf denen die Energie von verschiedenen Windparks diesseits und jenseits der Grenze zusammenläuft. Aktuell werden die jeweiligen Windparks noch alleine an das jeweilige nationale Stromnetz angeschlossen, aus Effektivitätsgründen muss dies aber nicht so bleiben und man könnte beide Netze auch über das Meer vernetzen. Nachdem das Verhältnis zwischen beiden Ländern auf dem Energiesektor in den vergangenen Jahren oftmals eher im Zeichen von Konflikt als von Kooperation stand (NiederlandeNet berichtete), kann eine stärkere Zusammenarbeit hier für beide Länder sicherlich sehr vorteilhaft sein.

Der Arbeitsbesuch des Königspaares und die Handelsmission von Ministerin Ploumen dauern noch bis zum Freitag.

Mehr über die niederländische Monarchie in unserem Themendossier Das niederländische Königshaus.