Nachrichten März 2015


SCHULE: Niederländische Lehrer erhalten Anti-Radikalisierungstraining

Den Haag. KL/AD/DT/NCTV/NOS/NRC/RO/VK. 17. März 2015.

Niederländische Lehrkräfte in der Sekundarstufe können zukünftig ein kostenloses Training erhalten, um die drohende Radikalisierung unter Schülern früher zu erkennen und gezielter eingreifen zu können. Die Dozentenschulungen sollen gemeinsam vom Nationalen Koordinator für Terrorismus und Sicherheit (NCTV) und einer Spezialabteilung des Bildungsministeriums angeboten werden.

Das haben die für Bildung zuständige Ministerin Jet Bussemaker (PvdA) und Staatssekretär Sander Dekker (VVD) am Dienstag schriftlich der Zweiten Kammer mitgeteilt. „Wenn Jugendliche sich radikalisieren, ist die Schule einer der Orte, an denen das sichtbar werden kann. Dadurch fällt den Lehrkräften eine besondere Rolle zu, wenn sie feststellen, dass Jugendliche sich von der Gesellschaft abwenden.“

Die Idee zu den Dozentenschulungen hatten Bussemaker und Dekker im Rahmen einer Rundreise an niederländischen Schulen entwickelt. In vielen Gesprächen habe sich herausgestellt, dass die Schulen vor allem Bedarf an einer zentralen Anlaufstelle hätten, bei der sie sich über das heikle Thema Radikalisierung informieren können. Außerdem fänden sie die Kooperation mit Gemeinden, Sozialverbänden und der Polizei wichtig.

Das Anti-Radikalisierungstraining ist eine der Maßnahmen, die beide Politiker nennen, um Schulen bei der Bekämpfung des Extremismus unter Schülern zu helfen. Ihrer Ansicht nach hätten einige Schulen beim Umgang mit Radikalisierung schon gute Fortschritte gemacht, andere hingegen haderten mit dem Problem. Im Ministerium sei man sich bewusst, dass die Schulen keine aus Den Haag auferlegten Patentrezepte wünschten.

Das niederländische Bildungsministerium wolle Schulen zukünftig auf deren Anfrage hin mit Fachkräften unterstützen. Außerdem werde ein landesweites Interventionsteam eingeführt, das Schulen und Gemeinden helfen solle. Abgesehen davon seien spezielle Internetportale geplant, bei denen die Lehrer direkte Hilfe und Informationen erhielten. Bereits ab sofort können Schulen sich mit Fragen an eine neu eingerichtete Telefon-Hotline des Ministeriums wenden.

Bildungsministerin Bussemaker trifft sich am heutigen Dienstag auf einer EU-Konferenz in Paris mit 24 europäischen Amtskollegen, um über die Radikalisierung unter Jugendlichen und die Rolle des Bildungssektors bei deren Bekämpfung zu sprechen. Dabei soll es auch um die Förderung der gemeinsamen Werte - wie Freiheit, Toleranz und Anti-Diskriminierung - gehen. Die Konferenz ist eine Initiative der französischen Bildungsministerin Najat Vallaud-Bekacem (PS), die selbst aus Marokko stammt. Anlass dazu war der Terroranschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ Anfang des Jahres in Paris.

Im Januar dieses Jahres haben die niederländischen Behörden einen sogenannten Sicherheitsmonitor veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass sich die übergroße Mehrheit der Schüler und Lehrkräfte sicher fühlt. Im Grundschulbereich traf das auf 94 Prozent des Personals und auf 97 Prozent der Schüler zu, in den Sekundarstufen I und II lagen die Werte niedriger, nämlich bei 89 beziehungsweise 94 Prozent.