Nachrichten März 2015


LITERATUR: Wahnsinnige 80. Boekenweek

Den Haag/Berlin. AF/PH/boekenweek.nl/NRC/VN/VK 11. März 2015.

Am vergangenen Freitag wurde die 80. Boekenweek (dt.: Bücherwoche) der Niederlande mit dem traditionellen Boekenbal (dt.: Bücherball) in der Stadsschouwburg Amsterdam eröffnet. Noch bis zum 15. März finden im ganzen Land Lesungen und Veranstaltungen statt, an einigen Tagen gibt es zudem zusätzliche literarische Events und Aktionen. Für die Leserschaft besteht die Möglichkeit eine Vielzahl von Autoren zu treffen.

Die Bücherwoche ist ein jährliches, niederlandeweites Event zur Förderung des niederländischsprachigen Buches. In öffentlichen Bibliotheken bekommen Besucher ein Boekenweekbundel mit Beiträgen verschiedener prominenter Niederländer geschenkt. Hierdurch und dank des Bücherwochengeschenks – ein extra zu diesem Anlass geschriebenes Büchlein, das man mit dem Kauf eines Buches in teilnehmenden niederländischen und flämischen Buchhandlungen erhält – wird nicht nur die literarische Elite, sondern das ganze Land in die mehrtägige Veranstaltung miteinbezogen. Besonders attraktiv an der Aktion: Am kommenden Sonntag darf jeder, der das Bücherwochengeschenk bei sich trägt, innerhalb der Niederlande gratis mit dem Zug fahren.

Dimitri Verhulst: Autor des diesjährigen Boekenweekgeschenks

In diesem Jahr wurde das Boekenweekgeschenk vom flämischen Autor Dimitri Verhulst verfasst. Während der Bücherwoche hält er in vielen verschiedenen Städten Lesungen mit anschließender Signierstunde. In De zommer hou je ook niet tegen (dt. Den Sommer hälst Du auch nich auf) schreibt Verhulst über den mehrfach behinderten, 16-jährigen Sonny, der vom Protagonisten Pierre in die Provence mitgenommen wird, ohne dasss die Einrichtung, in der Sonny wohnt, von dem Ausflug weiß. Auch Sonnys Medikamente werden nicht auf die Reise mitgenommen. Während eines Picknicks erzählt Pierre Sonny die Geschichte von der Liebe seines Lebens: Sonnys Mutter.

De zomer hou je ook niet tegen ist eine leicht verdauliche Novelle mit schönen Passagen: eine noch zu bewältigende Einleitung in das Werk von einem der besseren Autoren unserer Zeit“, so Rezensent Arjen Fortuin im NRC Handelsblad. Die Raserei die für frühere Bücher Verhulsts charakteristisch sei, hätte für ein Millionenpublikum vielleicht etwas beängstigend sein können, doch etwas mehr Aufregung hätte der Novelle nicht geschadet, so sein Fazit.

Wahnsinnige Literatur

Fortuins Kritik muss vor dem Hintergrund verstanden werden, dass das Motto der diesjährigen Bücherwoche „Te gek voor woorden“ (dt.: Zu verrückt für Worte) lautet. Der Boekenweekessay von Pieters Steinz, den man für 2,50 Euro erwerben kann, beschäftigt sich nicht zufällig mit dem Waanzin in de wereldliteratuur (dt.: Wahnsinn in der Weltliteratur). Der Essay dient wiederum als Basis für die anlässlich der Bücherwoche konzipierte Ausstellung „Je ein normales Buch gelesen…?“ in der ehemaligen ‚Irrenanstalt‘ Het Dolhuys in Haarlem.

Wer ‚wahnsinnige‘ Literatur nicht nur konsumieren, sondern auch produzieren will, kann sich am Schreibwettbewerb der Bücherwoche beteiligen. Der Autor der besten Geschichte zum Thema Wahnsinn gewinnt eine fünftägige Reise nach Island.

Auch Schulen nutzen die Bücherwoche, um Schülerinnen und Schülern die niederländischsprachige Literatur näher zu bringen. So findet beispielsweise am Mittwochmittag von 13.00 bis 14.00 Uhr eine Literarische Talkshow statt, bei der sich Schüler mit Autor Dimitri Verhulsts über Literatur und die niederländische Sprache unterhalten. Die zugehörige Sendung aus der Öffentlichen Bibliothek Amsterdam kann per Videostream live verfolgt werden.

Mehr über niederländische Literatur in unserer Rubrik Literatur und Sprache