Nachrichten Dezember 2015
GESELLSCHAFT: Gewalttätige Proteste gegen Asylbewerberheim
Geldermalsen. AF/AD/geldermalsen.nl/NOS/OG/SPON/TG. 17. Dezember 2015.
In der Gemeinde Geldermalsen (Provinz Gelderland) kam es am Mittwochabend zu gewalttätigen Ausschreitungen als Bewohner der Kleinstadt das Rathaus stürmen wollten. Im Gebäude beriet sich der Gemeinderat gerade über den Bau eines Asylbewerberheims für 1.500 Flüchtlinge. Die Randalierer warfen Zäune um, und bewarfen die Polizei mit Steinen, Dosen und Feuerwerk. Zwei Polizisten wurden leicht verletzt, 14 Personen wurden festgenommen. Die Gemeinde erklärte auf ihrer Website, man sei über die Vorfälle „sehr erschrocken“.
„Wir stellen uns jetzt die Frage, was in den Niederlanden los ist, dass eine politische Diskussion zu dieser Aggression führt“, heißt es in der Pressemitteilung der Gemeinde Geldermalsen zu den eskalierten Protesten weiter. „Ich bin über diese Ereignisse erschrocken und kann mir vorstellen, dass unsere Einwohner das ebenfalls sind. Ich finde es schrecklich, dass Aggression und Gewalt den demokratischen Prozess gestern Abend aufgehalten haben“, so die Bürgermeisterin der Ortschaft Miranda de Vries (PvdA).
Auch in Den Haag reagierten die Politiker auf die Vorfälle. Innenminister Ronald Plasterk (PvdA) verurteilte die Ausschreitungen als „abscheulich“. Der für Asylfragen zuständige Staatssekretär Klaas Dijkhoff (VVD) nannte die Vorfälle gegenüber Omroep Gelderland „unerhört“. „Die Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten für Asylbewerber ist schwierig. Doch es gibt eine Grenze. Wenn man seine Meinung äußern möchte, ist dafür genug Raum. Das macht man nicht, indem man Feuerwerk wirft.“ Von einer Verhärtung der Fronten in der gesellschaftlichen Debatte um die Flüchtlinge wollte Dijkhoff jedoch nicht sprechen.
Am Mittwochabend hatte sich der Geldermalsener Gemeinderat im Verhandlungssaal des Rathauses versammelt, um über den Bau eines Asylbewerberheims zu diskutieren. Da eine Todesdrohung gegen ein Gemeinderatsmitglied vorlag, waren im Vorfeld der Sitzung Vorkehrungen getroffen worden, um eventuelle Ausschreitungen kontrollieren zu können. Dennoch drangen kurze Zeit nach dem Beginn der Sitzung mehrere Dutzend Randalierer durch die aufgestellten Zäune. Videos zeigen, dass die Menge Gegenständen und Feuerwerk auf das Rathaus und die davor postierten Polizisten warfen. Die Polizei gab Warnschüsse ab, der Ratssaal wurde geräumt. Danach gingen noch einige Fenster zu Bruch. Mithilfe von zusätzlichen Spezialeinheiten bekam die Polizei die Lage gegen 23 Uhr wieder unter Kontrolle.
14 Personen wurden festgenommen. Hierbei handelte es sich ausschließlich um Einwohner Geldermalsens. Das widerlegte die Annahme, bei den Randalierern handle es sich um Hooligans von außerhalb. „Das heißt, dass es aus dem Ort selbst kommt, während ich eigentlich gedacht und gehofft hatte, das Geldermalsen eine vitale und gute Gemeinde ist, wo auch der Fremde einen Platz einnehmen kann“, erklärte der Ortspfarrer Gerard Krol gegenüber Omroep Gelderland. Die Debatte um den Bau des Asylbewerberheims soll am Donnerstag fortgesetzt werden, berichtet De Telegraaf.
Das Dorf Geldermalsen zählt rund 11.000 Einwohner, die Gemeinde hat rund 26.000 Einwohner. Nach Angaben des Algemeen Dagblad beteiligten sich rund 2.000 Menschen an den Protesten. An den Ausschreitungen waren laut Polizei etwa 80 Personen beteiligt.