Nachrichten Dezember 2015
KLIMA: Niederländische Reaktionen auf Pariser Klimavertrag
Den Haag. SiW/KNMI/NOS/Rijksoverheid/TG. 14. Dezember 2015.
Der Klimagipfel in Paris ist vorüber. Im zustande gekommenen Vertragswerk einigen sich die Nationen darauf bis zum Ende dieses Jahrhunderts die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken. Für die Niederlande, die zu einem Viertel unter dem Meeresspiegel liegen, ist ein solcher Vertrag dringend notwendig. Bereits jetzt bewerten viele Niederländer den neuen Klimavertrag deshalb als „historisch“.
„Der 12. Dezember ist der Tag an dem wir grüne Geschichte schreiben. Heute wurde eine großartige Leistung erbracht, indem zum ersten Mal in der Geschichte ein für alle Länder gültiger und juristisch bindender Klimavertrag geschlossen wurde. Wir haben unsern Kindern und Enkelkindern einen großen Dienst bewiesen“, so die niederländische Staatssekretärin des Umweltministeriums, Sharon Dijksma (PvdA), in einer Pressemitteilung zum neuen Vertragswerk.
„Historisch“ nannte den Klimavertrag auch der niederländische Premier Mark Rutte (VVD) auf seiner Facebookseite: „Das sind gute Nachrichten für die Niederlande, für Europa und für die Welt“. Er lobte das niederländische Team, das die Verhandlungen in Paris geführt hatte, vor allem Sharon Dijksma. „Dieser Erfolg ist auch nachdrücklich ihr Erfolg.“
Das Koninklijk Nederlands Meteorologisch Instituut (KNMI) hielt sich bei der Bewertung des Vertrags etwas bedeckter. Der Vertrag biete gute Chancen, „weltweit die Erwärmung der Erde zu senken.“ Das Ziel, die Erderwärmung statt 2,0 Grad auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken nannte das Institut „ehrgeizig“. Die niederländische Gesellschaft käme dennoch nicht umhin, sich auf eine Klimaveränderung einzustellen und sich dagegen zu wappnen.
Die Niederlande werden von den Absprachen, die beim Klimagipfel in Paris getroffen wurden schnell etwas merken, so Tjerk Wagenaar der Direktor der niederländischen Stiftung Natuur en Milieu gegenüber der Rundfunkanstalt NOS. Wenn man 1,5 Grad Celsius Erwärmung bis Ende dieses Jahrhunderts als Ausgangspunkt nehme, müsse schon in den kommenden eineinhalb Jahren viel passieren. Die Schließung der Kohlekraftwerke müsse stärker forciert werden und es müsse stärker auf erneuerbare Energien gesetzt werden. Die Niederländer würden viel mehr Solaranlagen auf ihren Dächern zu sehen kriegen, so die Erwartung Wagenaars. „Der Preis sinkt jetzt schon. Man muss davon ausgehen, dass innerhalb von zehn Jahren bei Renovierungen und bei Neubauten Solaranlagen Standard werden“.
Sekptischer zeigte sich Klimaforscher Pier Vellinga im Boulevardblatt De Telegraaf: „Die Niederlande sind eines der Länder auf der Welt, die am stärksten von fossilen Energieträgern abhängig sind.“ Diverse Industrien wie beispielsweise die Raffinerien in Rotterdam, die chemische Industrie oder die Stahlindustrie, müssten mit einschneidenden Veränderungen rechnen. Dennoch sei der Pariser Vertrag „eine historische Übereinkunft“, auf die man viele Jahre habe warten müssen.
Marjan Minnesma von der Umweltstiftung Urgenda äußerte sich gegenüber NOS ebenfalls lobend „Ich hatte keine hohen Erwartungen an den Gipfel, aber es geht doch. Dass die 1,5 Grad im Vertrag stehen, bedeutet wirklich, dass man innerhalb von 20 Jahren von den fossilen Brennstoffen wegmuss.“ Minnesma erwartet, dass man demnächst eher mit einem elektrischen Auto fahren werde und bald auch mehr Windkraftanlagen gebaut würden. Sie erwartet zudem, dass Energie für Großverbraucher teurer werde , was dazu führen könne, dass der Preis einiger Produkte in die Höhe schnellen könne, es sei denn die Betriebe produzierten „grün“.
Indes wies die Branchenorganisation Energie-Nederland daraufhin, dass die niederländischen Energiebetriebe schon viel täten. Der Energiesektor habe sich selbst das Ziel gesteckt, die Hälfte der Energie bis 2023 nachhaltig zu produzieren, so Wortführer Sjoerd Marbus gegenüber NOS. Möglicherweise, so Marbus, müsse noch mehr getan werden, um die Ziele von Paris zu erreichen, dies müsse jedoch erst auf europäischem Niveau besprochen werden.