Nachrichten August 2015


WIRTSCHAFT: Niederländischer Mutterkonzern nach Pleite von Imtech Deutschland angeschlagen

Amsterdam/Berlin/Gouda. KL/FD/NRC/TR/VK. 10. August 2015.

Die Insolvenz von Imtech Deutschland wird vermutlich nicht nur zu einer weiteren Verzögerung bei der Fertigstellung des Flughafens Berlin-Brandenburg führen. Auch die niederländischen Arbeitnehmer der in Gouda ansässigen Unternehmensgruppe Royal Imtech N.V. blicken mit Sorgen in die Zukunft.

Der geplante Eröffnungstermin des Flughafens Berlin-Brandenburg 2017, der ohnehin schon um fünf Jahre verschoben wurde, ist durch die finanziellen Probleme bei Imtech erneut in Frage gestellt. Vergangenen Freitag erschien ein Teil der Mitarbeiter nicht zur Arbeit auf dem Flughafen. „Es ist klar, dass das Auswirkungen auf die Bauplanung hat“, sagte Lufthafenchef Karsten Mühlenfeld.

Die Flughafenleitung schöpft derzeit Hoffnung aus den Worten des vorläufigen Insolvenzverwalters von Imtech Deutschland, Peter Borchardt, der seit vergangenen Donnerstag im Amt ist. Nach dessen Aussagen werden alle Bauprojekte fortgeführt. „Das Ziel ist der Erhalt des Unternehmens und aller Arbeitsplätze“, erklärte Borchardt am Freitag. Sämtliche viertausend Mitarbeiter von Imtech Deutschland erhielten auf jeden Fall bis Ende Oktober Lohnfortzahlungen.

Auf dem zukünftigen Flughafen der Bundeshauptstadt, der den Namen des Altbundeskanzlers Willy Brandt tragen soll, ist Imtech Deutschland für die Technik verantwortlich. Der Konzern ist unter anderem für die Beleuchtung und die Stromversorgung zuständig. Außerdem ist Imtech mit dem Brandschutz der Terminals betraut und soll demzufolge Sprinkleranlagen, Rauchmelder und Brandschutztüren installieren.

Die Geschäftsführung von Imtech Deutschland hatte vergangenen Donnerstag Insolvenz angemeldet, nachdem die Verhandlungen mit den Geldgebern über 75 Millionen Euro zur Notfinanzierung ins Stocken geraten waren. Eine Ursache für das Scheitern der Gespräche sollen angebliche Betrugsfälle sein, über die in den letzten Jahren wiederholt vor allem in deutschen Medien berichtet wurde. Imtech bestreitet bisher hartnäckig, dass es Unregelmäßigkeiten beim Zahlungsverkehr gegeben habe.

Neuerliche Verhandlungen mit den Finanzgebern am vergangenen Wochenende wurden ebenfalls ergebnislos abgebrochen, wie das Unternehmen am Montagmorgen bekanntgab. Inzwischen werde auch eine vorübergehende Einstellung der Zahlungen nicht mehr ausgeschlossen. Die Aktienkurse brachen daraufhin im Vergleich zum vergangenen Freitag um weitere 33 Prozent ein. Seit vergangener Woche hat der Konzern somit rund 75 Prozent seines Börsenwerts verloren.

Derzeit ist noch unklar, welche Folgen die Pleite von Imtech Deutschland auf die Unternehmensgruppe als Ganzes haben wird, die international rund 20.000 Mitarbeiter beschäftigt. Sollte der Gesamtkonzern in die Insolvenz gehen, dann wären auch niederländische Bauprojekte in Gefahr. Davon betroffen wären beispielsweise die Bahnhöfe in Amsterdam, auf denen Imtech unter anderem für die Beleuchtung, Rolltreppen und Aufzüge verantwortlich ist.