Nachrichten SEPTEMBER 2014


ENERGIE: Neue Windpark-Standorte vor der Küste beschlossen

Den Haag. KL/DB/DT/NOS/NRC/NU/RO/VK. 29. September 2014.

Die niederländische Regierung hat vergangenen Freitag drei Gebiete für den Bau neuer Offshore-Windparks festgelegt. Die Windkraftanlagen werden vor den Küsten der Provinzen Seeland, Nord- und Südholland errichtet. Fünf Millionen Haushalte sollen darüber mit Strom versorgt werden.

Mit dem Bau des ersten Windparks wird nach dem Willen der Regierung bereits nächstes Jahr begonnen. 2017 sollen dann die übrigen zwei Offshore-Projekte folgen. Die Standorte der neuen Windanlagen werden voraussichtlich 22 beziehungsweise.18,5 Kilometer vor der Küste liegen.

Damit hat die niederländische Regierung sich für wenige große und gegen mehrere kleine Standorte entschieden. Nach Aussage der zuständigen Minister Henk Kamp (Wirtschaft) und Melanie Schultz van Haegen (Umwelt und Infrastruktur) wird diese Bündelung in den nächsten Jahren zu Einsparungen von drei Milliarden Euro führen. Beide Politiker betonten, dass sie die Einwände von Küstengemeinden bei ihren Vorschlägen berücksichtigt hätten. Durch die Zusammenfassung der Windparks in sogenannte „Cluster“ halte sich die Horizonvervuiling (dt. Horizontverschmutzung) in Grenzen.

Minister Kamp räumte gegenüber der Nachrichten-Website NU.nl jedoch ein, dass die neuen Windparks von der Küste aus zu sehen sein werden, das gelte auch für die Badestrände in diesen Gebieten. Seiner Ansicht nach müsse man das jedoch „richtig einordnen“: Windanlagen auf dem Land seien zum Teil nur 1.500 Meter von Wohnhäusern entfernt, hier gehe es hingegen um rund 20 Kilometer.

Darüber hinaus hat die niederländische Regierung vergangenen Freitag Änderungen beim Vergabeverfahren beschlossen. Der Anbieter mit dem günstigsten Angebot soll zukünftig die Baugenehmigung und die dazugehörigen Subventionen gleichzeitig bekommen. Bisher konnten die Energieunternehmen Subventionen erst nach der Genehmigung beantragen.

Außerdem nimmt die Regierung neun in der Vergangenheit erteilte Baugenehmigungen zurück, weil die Projekte angeblich teurer wären als beim neuen System. Die fünf betroffenen Energieunternehmen werden in noch ungekannter Höhe entschädigt. Eines dieser Unternehmen, die Eneco Holding N.V., hatte die Regierung jüngst noch davor gewarnt, den im sogenannten „Energieabkommen“ festgelegten Fahrplan durcheinanderzubringen. Das Abkommen sieht 14 Prozent erneuerbare Energie bis 2020 vor.

Inzwischen hat das Energieunternehmen Eneco seine Enttäuschung über den Kabinettsbeschluss geäußert. Mit der Rücknahme bereits erteilter Baugenehmigungen beschädige die Regierung das Vertrauen der Investoren in nachhaltige Energie. Man habe bereits mehrere Millionen Euro in ein Offshore-Projekt vor der Küste von Bergen aan Zee investiert. Nun sei „diese Tür laut zugeschlagen worden“, sagte ein Sprecher des Unternehmens in einer schriftlichen Stellungnahme.

Die eigene Partei der zuständigen Minister Kamp und Schultz van Haegen, VVD, reagierte im Parlament zunächst kritisch auf den neuen Plan. Insbesondere die Nähe zur Küste wurde als problematisch bezeichnet. Der VVD-Parlamentarier René Leegte fasste seine Auffassung so zusammen: „Je weiter von der Küste entfernt, desto stärker weht der Wind und desto weniger Menschen fühlen sich durch die Windanlagen beeinträchtigt.“

Minister Kamp konterte die Kritik seiner Parteifreunde umgehend. Die VVD habe das Regierungsprogramm unterschrieben und dem Energieabkommen zugestimmt. Im eigenen Wahlprogramm habe man sogar 40 Prozent nachhaltige Energie festgeschrieben. Wenn man diese Ziele erreichen wolle, dann gehörten auch Offshore-Windparks dazu. „Das ist einfach die Realität“, sagte der Minister abschließend.

Weiterführende Informationen zu diesem Thema finden Sie im Dossier „Energiewirtschaft in den Niederlanden“ von NiederlandeNet.