Nachrichten SEPTEMBER 2014
112: Zweite Kammer beschäftigt sich mit Löchern im Handynetz der Grenzregion
Den Haag. AF/OB/OG/tweedekamer.nl. 10. September 2014.
Die Notrufnummer 112 sollte von jedem Ort aus jederzeit erreichbar sein. Doch auf dem Land und in der Nähe der niederländischen Landesgrenzen gibt es weiße Flecken auf der Landkarte. Auf dieses Problem haben vier regionale Rundfunkanstalten mit einer Petition aufmerksam gemacht. Sie fordern eine lückenlose Erreichbarkeit der Notrufnummer. Am Mittwoch beschäftigte sich deshalb eine Kommission der Zweiten Kammer mit dem Thema.
Die regionalen Rundfunkanstalten Omroep Gelderland, RTV Noord, RTV Drenthe und Omroep Zeeland hatten ihre Leserschaft dazu aufgerufen, Mobilfunklöcher in der Region zu melden. Diese Inventarisierung mit rund 1.000 Meldungen über schlechten Netzempfang überreichten die Initiatoren am Dienstag Marc Verheijen (VVD), dem Vorsitzenden des ständigen Parlamentsausschusses für Wirtschaftsfragen. Der christdemokratische CDA verkündete anschließend, man wolle eine Untersuchung veranlassen, die den Fragen nachgehen soll, ob ein lückenloses Mobilnetz in den Niederlanden nicht doch möglich ist und welche Kosten damit verbunden wären. Gesetzlich festgeschrieben ist in den Niederlanden ein Deckungsgrad von 95 Prozent.
Heute nun befasste sich der ständige Parlamentsausschuss für Wirtschaftsfragen in einer öffentlichen Debatte am runden Tisch mit den Löchern im Mobilfunknetz. Der für die Sitzung vorgesehene Saal fasste nicht alle aus der Grenzregion angereisten Besucher, sie mussten von einem Nebensaal aus die Gespräche verfolgen.
Im ersten Teil der Sitzung berichteten Betroffene von ihren eigenen Erfahrungen: Neben alltäglichen Ärgernissen – wie dem Stau auf dem Weg zur Arbeit und der Unmöglichkeit, kurz telefonisch Bescheid zu geben, dass man zu spät kommt – wurden auch lebensbedrohende Situationen geschildert. Eine Frau erzählte vom Brand auf dem elterlichen Bauernhof und den 16 Pferden, die gerade noch gerettet werden konnten. Mobilnetzempfang, um die Feuerwehr zu rufen, gab es nicht. Häufig wählten sich Mobiltelefone in der Grenzregion auch in das Netz des Nachbarlandes ein, wie die Geschichte eines Bauern illustriert, dessen Traktor vor seinen Augen gestohlen wurde. Der Besitzer wählte 112, um die niederländische Polizei zu erreichenund kam bei der deutschen Feuerwehr heraus.
Im zweiten Teil der Sitzung beschäftigten sich die Ausschussmitglieder mit der technischen Seite des Problems. Der Vertreter des Netzbetreibers KPN erklärte, in Grenzgebieten dürften die Sendemasten nicht auf voller Leistung laufen, damit keine Interferenzen mit ausländischen Sendern entstehen. Zudem wies er auf den Wunsch mancher Anwohner hin, wenig oder keine Handystrahlen ausgesetzt zu werden. Dies sei jedoch selten das Problem in dünnbesiedelten Gebieten, sondern betreffe eher Gegenden wie das Amsterdamer Jordaan-Viertel. „Hundertprozentige Netzabdeckung ist nicht einfach zu realisieren. Wir tun alles dafür, um die Situation zu verbessern.“
Madeleine van Toorenburg, CDA-Abgeordnete der Zweiten Kammer, die selbst im ländlichen Raum Brabants wohnt, brachte es bereits im Vorfeld des Symposiums auf den Punkt: „Ein Foto bei Twitter hochzuladen, muss ich gar nicht erst probieren. Das klappt einfach nicht. Damit kann ich leben. Doch die Notrufnummer, die muss von überall aus erreichbar sein.“ Lösen müssen das Problem in van Toorenburgs Augen nicht nur die Netzbetreiber. „Hierfür ist auch die Regierung zuständig.“