Nachrichten November 2014


SINTERKLAAS: Festnahmen beim nationalen Nikolaus-Einzug in Gouda

Gouda. KK/NRC/NOS/nu.nl/TR. 12. November 2014.

Am Wochenende feierten die Niederländer die Ankunft von Sinterklaas, der traditionell drei Wochen vor dem Nikolausfest mit dem Dampfschiff aus Spanien ankommt. Der nationale Einzug findet in jedem Jahr in einer anderen Stadt statt und wird im Fernsehen übertragen. Begleitet wird der niederländische Nikolaus dabei von den Zwarte Pieten. Die Darstellung dieser Helfer mit schwarzem Gesicht, krausem schwarzen Haar, goldenen Ohrringen und roten Lippen sorgt seit Jahren in Teilen der niederländischen Bevölkerung für Unmut, da sie als rassistisch empfunden wird. Bei der diesjährigen Ankunft in Gouda kam es bei Demonstrationen von Befürwortern und Gegnern der Figur zu 90 Festnahmen.

Die Gemeinde Gouda hatte außerhalb des Veranstaltungsorts zwei Plätze zu Demonstrationszwecken ausgewiesen, einen für Befürworter und einen für die Gegner des Zwarte Piet. Dennoch zogen einige Demonstranten ins Zentrum. Gegner entrollten dort ein Transparent mit der Aufschrift „Zwarte Piet ist Rassismus“, was zu Rangeleien mit Befürwortern der Figur führte. Auch kam es am Rande der Veranstaltung zu Rempeleien und Beleidigungen von Polizisten. Bürgermeister Milo Schoenmaker beschrieb die Stimmung als „grimmig“. Insgesamt wurden 60 Personen – sowohl Gegner als auch Befürworter – inhaftiert, weil sie außerhalb der genehmigten Orte demonstrierten, 30 weitere wegen Störung der öffentlichen Ordnung. Alle wurden am selben Abend wieder auf freien Fuß gesetzt.

Bürgermeister Schoenmaker zeigte sich enttäuscht über die Zwischenfälle. Auch Ministerpräsident Mark Rutte nannte die Unruhen während des Umzugs „sehr traurig“. „Wir können uns endlos über die Hautfarbe des Zwarte Piet streiten, aber man darf doch ein Kinderfest nicht derartig stören.“

Die Debatte rund um den farbigen Helfer von Sinterklaas wird in den Niederlanden seit einigen Jahren geführt. Gegner finden die Figur des Zwarte Piet rassistisch, Befürworter dagegen wollen die Tradition nicht aufgeben. Gouda hatte bereits im Vorfeld angekündigt, dass auch Käsepieten und Stroopwafel-Pieten den Sinterklaas bei dem Umzug begleiten würden. Nun liefen auch weiße Pieten und Clowns-Pieten mit. Diese waren in den vorherigen Tagen im Sinterklaasjournaal, einer Nachrichtensendung für Kinder, die in den Wochen vor dem Nikolausfest über Neuigkeiten von Sinterklaas und seinen Helfern berichtet, eingeführt worden. In der Sendung waren die alten Zwarte Pieten auf der Reise mit dem Dampfschiff von Spanien in die Niederlande fast alle von Bord gesprungen, weil sie dachten, das Schiff würde sinken. Nun ist Sinterklaas auf der Suche nach neuen Pieten. Diese sind zum Teil noch weiß, werden aber im Rahmen ihrer Ausbildung, in der sie auch lernen durch Schornsteine zu klettern, durch den Ruß von Mal zu Mal dunkler. Der Ausbilder „Opa-Piet“ sagt dabei zu seinen Schützlingen: „Das wichtigste ist, dass du durch einen Schornstein kommst. Die Farbe des Zwarte Piet ist Nebensache.“ In den Sozialen Medien hatte die Einführung der neuen Pieten zu vielen Diskussionen geführt.

Auch in Amsterdam, wo der niederländische Nikolaus am Sonntag ankam, demonstrierten rund 150 Teilnehmer gegen den Zwarte Piet. Hier kam es laut eines Polizeisprechers zu keinen nennenswerten Zwischenfällen. Der Einzug des Sinterklaas in Amsterdam hatte im letzten Jahr zu einem Gerichtsverfahren geführt. Gegner hatten die Stadt wegen der Genehmigung des Umzugs verklagt, da der Zwarte Piet ein negatives Klischee darstelle und seine Rolle beleidigend für Menschen mit dunkler Hautfarbe sei. In der vergangenen Woche urteilte der Raad van State in zweiter Instanz, dass die Frage, ob die Figur des Zwarte Piet diskriminierend wirke, für die Genehmigung des Umzugs unerheblich sei (NiederlandeNet berichtete).

Die Chronologie der Ereignisse finden Sie in unserem Kurzbeitrag
Zwarte Piet is racisme– Chronologie einer Debatte