Nachrichten November 2014
MH17: Nationale Gedenkfeier für die Opfer des Flugzeugabsturzes
Amsterdam. KK/DT/NOS/NRC. 10. November 2014.
Im Amsterdamer RAI fand heute die nationale Gedenkfeier für die Opfer des Flugs MH17 statt, der am 17. Juli in der Ostukraine abgestürzt war. Im Beisein des niederländischen Königspaares sowie hochrangiger Politiker gedachten rund 1.600 Hinterbliebene ihrer Angehörigen, drückten ihre Trauer aus und suchten Halt in der Verbundenheit.
„Wir sind es in den Niederlanden gewohnt, bei großen Katastrophen eine nationale Gedenkfeier zu veranstalten. Was ich von den Menschen höre, auch in der Vergangenheit, ist, dass so etwas hilft, auch wenn wir wissen, dass es damit nicht vorbei ist,“ so Ministerpräsident Mark Rutte im Vorfeld gegenüber der Rundfunkanstalt NOS. „Ich denke, dass es für die Niederlande eine Chance ist, erneut zu zeigen, dass die Angehörigen nicht allein sind, dass wir nicht nur am 17 Juli, am 18. Juli, am 19. Juli, sondern auch am 10. November einander an den Händen halten.“
Bei der heutigen Feier standen die Angehörigen der 298 Opfer im Mittelpunkt. Zwar waren auch das Königspaar Willem-Alexander und Máxima, Prinzessin Beatrix und Prinzessin Margriet und ihr Mann Pieter van Vollenhoven anwesend, sie setzten sich jedoch nicht, wie sonst üblich, in die erste Reihe, sondern nahmen zwischen den Angehörigen Platz.
Als einziger Außenstehender sprach Ministerpräsident Rutte ein paar Worte, mit denen er erneut die Trauer und den Zusammenhalt der Hinterbliebenen würdigte. Er begann seine Rede mit der Frage, die sich alle Angehörigen nicht nur einmal gestellt haben: Was wäre wenn? Wenn der Urlaub einen Tag später begonnen hätte? Wenn der Flug Verspätung gehabt hätte? Doch er stellte fest: „Das ist eine Frage ohne Antwort. Denn es gibt kein ‚was wäre wenn‘. Es gibt nur die harte Realität von 298 Toten.“
„Heute sprechen wir ihre Namen laut aus. Sie werden nicht vergessen. Die schönen, warmen und bewegenden Erinnerungen sind für immer. Ihre eigene einzigartige Erinnerung an einzigartige Menschen. (...) So bleiben sie lebendig. So bleiben sie eine Inspirationsquelle. So bleiben sie bei uns.“
Im Mittelpunkt der Gedenkfeier standen die Angehörigen der Opfer. In enger Abstimmung mit ihnen wurde das Programm unter dem Motto „Geborgenheit und Verbundenheit“ aufgestellt. Anton Knot beschrieb, was viele fühlten: „Wir fühlen uns amputiert.“ Er zeichnete das Bild eines fahrenden Zuges, der niemals anhält und beschrieb das Gefühl der Ohnmacht, die Fragen, das Warten auf Neuigkeiten. Die Gedenkfeier gebe die Möglichkeit, zur Besinnung zu kommen. Die Verbundenheit gebe Kraft um weiter zu machen. „Ich mache weiter, für meine Mutter. Ich will, dass sie, wenn sie von oben auf mich herunterblickt, stolz auf mich ist“, so die 13-jährige Gita Wiegel, deren Mutter bei dem Absturz ums Leben kam.
Anschließend verlasen Angehörige die Namen der 298 Opfer, um die Bilder und Erinnerungen am Leben zu halten. Worte reichten nicht aus, das seien nur Buchstaben auf einem Blatt Papier. Doch Namen gäben den Opfern ein Gesicht, so Maartje van Weegen, die die Veranstaltung moderierte.
Von den 298 Opfern sind mittlerweile 289 identifiziert. In den letzten Tagen konnten noch weitere sterbliche Überreste an der Absturzstelle sichergestellt werden, die in die Niederlande überführt wurden. Auch sollen einige Wrackteile für Untersuchungen in die Niederlande gebracht werden. Die Sicherheitslage vor Ort ist allerdings noch immer schwierig.
Bei der Flugzeugkatastrophe kamen am 17. Juli diesen Jahres alle 298 Insassen – darunter 196 niederländische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger – ums Leben. Westliche Nationen gehen davon aus, dass die Passagiermaschine von pro-russischen Separatisten abgeschossen wurde. Die Ermittlungen zur Absturzursache dauern noch an. Einen vorläufigen Bericht hat der niederländische Onderzoeksraad voor Veiligheid (dt. Untersuchungsrat für Sicherheit) im September veröffentlicht. Darin wird die Abschussthese gestützt, die Schuldfrage allerdings nicht behandelt (NiederlandeNet berichtete).