Nachrichten März 2014


MEDIEN: Immer mehr Niederländer steigen auf digitale Zeitungen um

Amsterdam. KL/HOI/nieuws.nl/NU/NRC/VK. 25. März 2014.

Die Auflage von Druckausgaben der größten niederländischen Zeitungen ist im vierten Quartal 2013 im Vergleich zum Vorjahr stark gesunken. Dieser Rückgang konnte zwar zum Teil durch den Zugewinn von Abonnenten der Digitaleditionen kompensiert werden. Es bleibt jedoch fraglich, ob das Wachstum im Digitalbereich langfristig ausreichen wird, um die Verluste im Printbereich vollständig auszugleichen. Das geht aus den aktuellen Zahlen hervor, die Het Oplage Instituut (HOI) am Dienstag veröffentlicht hat.

Obwohl die meisten niederländischen Zeitungen im Jahr 2013 zahlreiche Abonnenten für ihre Digitalausgaben hinzugewinnen konnten, zeichnet sich insgesamt kein klarer Aufwärtstrend ab. Dass Leserzugewinne oft nur durch neue Strategien der Medienverlage möglich sind, lässt sich am Beispiel von NRC Next veranschaulichen: Wenngleich die gedruckte Auflage der Zeitung um 20,1 Prozent zurückging, wurde dieser Verlust, dank eines starken Zuwachses bei der Digitalausgabe, vollständig kompensiert. Insgesamt stiegen die digitale und die gedruckte Auflage zusammen um 9,2 Prozent. Die Zunahme verdankt NRC Next jedoch ausschließlich der Einführung einer neuen Samstagsausgabe. Berücksichtigt man diese nicht, dann sank die Auflage des Blattes an Werktagen vielmehr um satte 31 Prozent. Selbst wenn man die digitale Ausgabe hinzuaddiert, ist das immer noch gleichbedeutend mit einem Rückgang von 18,8 Prozent.

Bei anderen Medienhäusern sieht es nicht besser aus. So ist beispielsweise die Auflage der größten niederländischen Zeitung, De Telegraaf, stark rückläufig. Da hilft auch die wachsende Zahl Leser der Digitaledition wenig: Unter dem Strich ergibt sich ein Minus von 6,4 Prozent. Die kostenlosen Zeitungen Metro und Spits verlieren ebenfalls Marktanteile (1,5 bzw. 0,8 Prozent). Nur zwei niederländische Tageszeitungen schafften es 2013, ihre Auflage im Printbereich im Vergleich zum Vorjahr zu steigern. Die Leserschaft des gedruckten Het Financieele Dagblad wuchs um 1,8 Prozent und die des Friesch Dagblad sogar um 2,1 Prozent. Andere größere Zeitungen in den Niederlanden können immerhin Erfolge aufweisen, wenn man die Digital- und die Printversion zusammenzählt: dann nämlich legten die Auflagen von AD (um 1,3 Prozent), De Volkskrant (um 1,8 Prozent) und Trouw (um 7,3 Prozent) zu.

Unklar ist allerdings, inwieweit die steigende Zahl von Abonnenten auf digitalem Gebiet tatsächlich Rückschlüsse auf die Gesamtzahl der Leser zulässt. Bei den am Dienstag von HOI vorgelegten Zahlen wird nämlich nicht zwischen Kunden unterschieden, die ausschließlich die Digitalausgabe abonniert haben, und solchen, die sowohl die Papier- als auch die Digitalversion lesen. Es ist also durchaus möglich, dass der starke Zuwachs bei Lesern im Digitalbereich überwiegend auf Abonnenten der gedruckten Zeitung zurückzuführen ist, die daneben auch das elektronische Format nutzen – diese werden dann als zwei Leser gezählt. Sollte sich diese Vermutung bewahrheiten, wären die Zukunftsaussichten für die Zeitungsbranche in den Niederlanden noch weniger rosig als sie sich ohnehin schon darstellen.

HOI, das sich selbst als „Institut für Medien-Auditing“ bezeichnet, wurde 1998 mit dem Ziel gegründet, verlässliche Auflagezahlen von niederländischen Zeitungen und Zeitschriften für gewerbliche Inserenten zu ermitteln. Seit 2005 überprüft das Unternehmen auch die Auflagen digitaler Medien, die speziell für die Nutzung auf Computern und Mobilgeräten entwickelt wurden. Inzwischen werden 700 Titel von HOI beobachtet, dazu zählen alle in den Niederlanden erscheinenden Zeitungen sowie die meisten Zeitschriften.