Nachrichten März 2014


BILDUNG: Vielfältige Kooperationen von Hochschulen in NRW und den Niederlanden inventarisiert

Düsseldorf/Münster. /MIWF/ZNS. 14. März 2014.

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Binationale deutsch-niederländische Studiengänge wie hier am Haus der Niederlande in Münster bieten in NRW mehere Universitäten und Fachhochschulen an, Quelle: ZNS

Zwischen Hochschulen in Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden existieren vielfältige Kooperationen in Form von gemeinsamen Studiengängen oder Studierendenaustauschen. Der Weg hin zu einer derartigen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Fachhochschulen ist jedoch oft steinig und geht mit etlichen Schwierigkeiten einher. Zu diesem Ergebnis kommt eine Inventarisierung des Zentrums für Niederlande-Studien der Universität Münster, die jüngst im Auftrag des Ministeriums für Innovation, Wissenschaft und Forschung NRW entstanden ist.

Seit dem Beginn des Bologna-Prozesses Ende der 1990er Jahre sind die Studiengänge innerhalb der Europäischen Union vergleichbarer geworden und die Hürden für die Weiterführung eines Hochschulstudiums in einem anderen Mitgliedsland gesunken. Seither sind auf Hochschulebene auch etliche grenzüberschreitende Kooperationen entstanden – auch zwischen Universitäten und Fachhochschulen in Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden. Durch die räumliche Nähe, aber auch aufgrund der vielen wirtschaftlichen Verflechtungen beider Ökonomien, bestehen seit langem viele formelle und informelle Kontakte, durch die auch im Hochschulwesen die jetzt diagnostizierten weitreichenden und festen Kooperationen entstehen konnten.

Über 30 Kooperationen unterschiedlichster Art

Mit der Inventarisierung der Zusammenarbeit auf Hochschulniveau, die nun unter Leitung von Prof. Dr. Friso Wielenga am Zentrum für Niederlande-Studien an der WWU Münster entstand, konnten an den 16 Universitäten und 50 Fachhochschulen in NRW insgesamt 34 Hochschulkooperationen mit niederländischen Partnerhochschulen ausgemacht werden. Bei den Universitäten sind es die RWTH Aachen, die Ruhr-Universität Bochum, die Universität Duisburg-Essen, die Universität zu Köln sowie die WWU Münster, an denen Kooperationen mit Partnern auf niederländischer Seite existieren. Bei den Fachhochschulen arbeiten die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, die Cologne Business School, die FH Dortmund, die FH Münster sowie die Hochschule Neuss für internationale Wirtschaft auf verschiedene Art und Weise eng mit niederländischen Partnerhochschulen zusammen.

Der Grad an Zusammenarbeit ist dabei unterschiedlich stark ausgeprägt, ihnen allen ist jedoch gemeinsam, dass es sich um feste Kooperationen handelt, bei denen ein Austausch von Studierenden obligatorisch vorgesehen ist. Die Bandbreite geht dabei von der gemeinsamen Organisation von Sommerprogrammen über verpflichtende Auslandsaufenthalte in den Niederlanden bis hin zu gemeinsam konzipierten binationalen Studiengängen und Abschlüssen verschiedener Fachrichtungen auf Basis von Double- oder Joint Degrees. Beispielhaft herausgegriffen seien der Masterstudiengang „Niederlande-Deutschland-Studien“ an der Uni Münster und der RU Nijmegen, dem ein Joint Degree beider Hochschulen zugrunde liegt, das Bachelorstudium „International Business Management“ zwischen der FH Dortmund und der HES Amsterdam, welches mit einem Double Degree abgeschlossen werden kann, das gemeinsam organisierte „Seminar für deutsche und niederländische Polizeibeamte“, welches jährlich von der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster und der Politieacademie in Apeldoorn angeboten wird, sowie die gemeinsame Promotionsmöglichkeit – dem „Doctorate under Joint Binational Supervision“ – an den Universitäten Münster, Nimwegen und Groningen.

Barrieren bei der grenzüberschreitenden Hochschulkooperation

So erfolgreich die grenzüberschreitenden Hochschulkooperationen auch sind, bis eine Zusammenarbeit zwischen einer nordrhein-westfälischen und einer niederländischen Hochschule zustande kommen kann, müssen – wie die Befragung der 66 Hochschulen in NRW ergab – meist sehr viele Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. So stellen unterschiedliche – oft inkompatible – administrative und rechtliche Vorgaben die größten Hindernisse einer grenzüberschreitenden Kooperation dar. Dazu gehört in etwa die unterschiedlich lange Regelstudienzeit in beiden Ländern, die andere Aufgliederung des Studiums und unterschiedliche Anfangszeitpunkte der Semester und Studienjahre, aber auch ein unterschiedliches Benotungssystem oder Schwierigkeiten bei der Anerkennung von Studienleistungen. Die Existenz von Studiengebühren und nicht vorhandene Sprachkenntnisse sind weitere Punkte, die vor einem Studium im jeweils anderen Land abhalten können. Während die Studiengebühren in den Niederlanden dabei vor allem für Studieninteressierte in NRW ein Grund sind, sich gegen ein Studium auf der anderen Seite der Grenze zu entscheiden, schreckt Niederländerinnen und Niederländer an Nordrhein-Westfalen und Deutschland vor allem ab, dass es im Gegensatz zu ihrem Heimatland hierzulande nur ein sehr geringes Angebot an englischsprachigen Lehrveranstaltungen gibt.

Das nordrhein-westfälische Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung als Auftraggeber der Inventarisierung nennt die rund 30 identifizieren Hochschulkooperationen zwischen den Niederlanden und NRW ein gutes Ergebnis, ist aber auch davon überzeugt, dass noch viel Potential für den Ausbau der Studierendenmobilität zwischen beiden Ländern vorhanden ist. Aus diesem Grund ist für den Herbst auch eine gemeinsame Konferenz von NRW-Ministerin Svenja Schulze und ihrer niederländischen Amtskollegin Jet Bussemaker in Münster geplant, auf der anhand von best practice-Beispielen anderen an einer engeren Kooperation mit den Niederlanden interessierten Universitäten und Fachhochschulen Hilfestellungen angeboten werden sollen. Ziel dieses Treffens wird sicherlich auch sein, bürokratische und andere Hindernisse abzubauen und eine Intensivierung des Austausches in die Wege zu leiten.

Die komplette Inventarisierung kann hier heruntergeladen werden.