Nachrichten Juni 2014
FUSSBALL: Elftal erreicht Viertelfinale
Fortaleza. KK/AD/ARD/DT/DW/DZ/HM/NOS/nu.nl/omroepwest. 30. Juni 2014.
Die niederländische Elftal besiegte bei der Fußball-WM in Brasilien gestern Abend Mexiko mit 2:1 und zieht somit ins Viertelfinale ein. Nach einer unspektakulären ersten Halbzeit gingen die zunächst überlegenen Mexikaner in der 48. Minute dank Giovani dos Santos in Führung. Das war der Weckruf für die Niederlande, die nun offensiver spielten und vom defensiven 5-3-2-System auf 4-3-3 umstellten. Ein Tor ließ dennoch auf sich warten. Wesley Sneijder konnte in der 88. Minute schließlich ausgleichen und Klaas-Jan Huntelaar verwandelte in der Nachspielzeit noch einen Foulelfmeter zum 2:1. Am Samstag steht nun das Viertelfinale gegen Costa Rica an.
Wer dachte, dass die Niederländer das Viertelfinale erreichen, wurde zu Beginn der Weltmeisterschaft zum Teil verwundert angeschaut. Bondscoach Louis van Gaal rückte mit 14 Spielern ohne internationale Erfahrung an. Bekannte Namen waren nur die Bundesliga-Profis Klaas-Jan Huntelaar (Schalke 04), Arjen Robben (Bayern München) und Paul Verhaegh (FC Augsburg) sowie die ebenso bekannten Spieler Robin van Persie, Wesley Sneijder und Nigel de Jong (NiederlandeNet berichtete). Doch in Deutschland vergisst man gerne, dass die Niederländer 2010 in Südafrika Vize-Weltmeister wurden und damit erfolgreicher als das deutsche Team waren. Dennoch ist es den Niederländern bisher nicht gelungen, den Weltmeistertitel mit nach Hause zu nehmen. 1974 erreichten sie erstmals das Finale, wo sie von Deutschland besiegt wurden – bis heute ein traumatisches Ereignis für viele Niederländer. Vier Jahre später standen sie erneut im Finale und verloren gegen Argentinien. Und bei der letzten WM wurden sie im Finale von Spanien geschlagen, die sie beim ersten Spiel dieser WM mit 5:1 besiegten.
Bei der diesjährigen WM ist die Elftal eine der wenigen europäischen Mannschaften, die sich bisher behaupten konnten. Der Weltmeister Spanien sowie Italien, England, Portugal und Griechenland sind bereits ausgeschieden. Frankreich, die Schweiz, Belgien und Deutschland stehen im Achtelfinale. Nicht zuletzt die klimatischen Bedingungen machen den Europäern zu schaffen. Erstmals bei dieser WM hat der Schiedsrichter daher auch zwei Trinkpausen zugelassen – bei 30 °C und rund 70 Prozent Luftfeuchtigkeit auch dringend nötig. Zeitungen titeln dann auch „Niederlande gewinnen Hitzedrama von Fortaleza“ oder „Auch müde Europäer können gewinnen“. Die Trainer nutzten die Trinkpausen auch, um strategische Anweisungen zu geben: „In der zweiten Trinkpause konnte ich Plan B erklären. Das passte sehr gut“, so Van Gaal nach dem Spiel.
Was auch in diesem Spiel nicht fehlen durfte, waren Schiedsrichterentscheidungen, über die es sich zu diskutieren lohnt. So gab es in dem Spiel gegen Mexiko einige knifflige Szenen mit möglichen Fouls an Arjen Robben. Insgesamt viermal ging er theatralisch zu Boden. Nach dem Spiel gab er zu: In der ersten Halbzeit habe er sich einmal fallen gelassen, wofür er sich entschuldigte. Aber der Elfmeter, der schließlich das Siegtor brachte, sei korrekt gewesen. Darüber, wie viel gegnerischer Fuß und wieviel schauspielerisches Talent im Spiel war, wird nun heftig diskutiert. In englischen Wettbüros konnte man vor der WM sogar Geld darauf setzen, ob Robben für eine Schwalbe bei diesem Turnier eine gelbe Karte bekommen würde.
Verwandelt wurde der Elfmeter von Klaas-Jan Huntelaar. Der hatte seine letzten drei Elfmeter in der Bundesliga verschossen. Doch im niederländischen Team war man sich einig, dass Huntelaar die Ruhe habe, den Ball zu verwandeln. Und so fragte Robben ihn gestern auch, ob er den Elfmeter nicht übernehmen wolle. Huntelaar wurde damit „vom Elferdeppen zu Hollands Retter“ und „vom WM-Touristen zum Helden“. Besonderes Interesse hat die Frage hervorgerufen, wohin Huntelaar verschwunden sei, bevor er eingewechselt wurde: Er musste dringend zur Toilette. Die Hamburger Morgenpost titelte daher: „Matchwinner Huntelaar kam vom Klo“.
In den Niederlanden verfolgten gestern durchschnittlich über 8 Millionen Zuschauer das Spiel vor den Bildschirmen, den Schlusspfiff erlebten sogar über 9 Millionen. Wie viele Fans das Spiel draußen oder in Kneipen verfolgt haben, ist noch nicht bekannt. Das Parkpop-Festival in Den Haag wurde für das Spiel unterbrochen und der Zeitplan angepasst, sodass die 190.000 Besucher das Spiel auf großen Leinwänden verfolgen konnten. Und auch auf dem Museumplein in Amsterdam fanden sich 45.000 Menschen zum gemeinschaftlichen Fußballschauen zusammen. Auch in Deutschland war die Begeisterung groß: über 17 Millionen Zuschauer verfolgten das Spiel und stellten damit einen neuen Rekord für ein Spiel ohne deutsche Beteiligung auf.
Das nächste Spiel steht am Samstag gegen Costa Rica an. Die beiden Mannschaften haben noch nie gegeneinander gespielt. Trotzdem haben Robben und Huntelaar schon Erfahrung mit Costa Rica: 2001 verloren sie bei der U20-Weltmeisterschaft in Argentinien in der Gruppenphase 3:1 gegen Costa Rica. Auch der Trainer war ein Bekannter: Louis van Gaal.
Mehr zur niederländischen Fußballgeschichte in unserem Dossier zu Deutsch-niederländischen Fußballrivalitäten.