Nachrichten Juni 2014
UNFALL: Gasexplosion bei Shell schockt Niederländer im Schlaf
Moerdijk. ML/Die Welt/spiegel.online/VK. 04. Juni 2014.
In der Nähe von Rotterdam hat gestern Abend auf dem Gelände des Chemiekonzerns Shell eine gewaltige Explosion stattgefunden. Zwei Mitarbeiter wurden dabei leicht verletzt. Ein Großbrand der sich anschließend entwickelte, konnte mittlerweile gelöscht werden. Anwohner müssen jedoch weiterhin Sicherheitsregeln beachten.
Mitten im Schichtwechsel erschütterte gegen 22.45 Uhr eine gewaltige Detonation das Produktionsgelände von Shell. Die Explosion war derart heftig, dass in den umliegenden Gemeinden Fenster und Türen vibrierten. Der Flammenball des Großfeuers, das der Detonation unmittelbar folgte, konnte noch aus einer Entfernung von 30 Kilometern gesehen werden. Zwei Mitarbeiter Shells erlitten leichte Brandverletzungen und wurden in ein Krankenhaus eingeliefert, welches sie nach Aussage von Moerdijks Bürgermeister Jac Klijs voraussichtlich bereits am heutigen Mittwoch wieder verlassen können.
Der Shell-Konzern teilt auf seiner Homepage mit, dass in dem Moerdijker Werk die flüchtigen und schnell brennbaren Chemikalien Styrol-Monomer und Propylenoxide hergestellt werden. Erzeugt werden diese Chemikalien aus Benzol, einem krebserregender Stoff, der ebenfalls leicht entzündlich ist. Wie de Volkskrant berichtet, erfolgte die Explosion in einer solchen Benzol-Anlage. Bei einer vollständigen Verbrennung zerfällt Benzol allerdings zu Wasser und Kohlendioxid, das unmittelbar keine Gefahrenquelle für die Umwelt bedeutet.
Ein Großaufgebot niederländischer Feuerwehren bekämpfte die ganze Nacht den Brand und konnte das Feuer schließlich gegen 6.00 Uhr unter Kontrolle bringen. Anschließende Proben brachten allerdings die beunruhigende Erkenntnis, dass bei dem Unglück Schwermetalle freigesetzt worden sind. Diese befinden sich unter anderem in der Asche, die mit dem Rauch in das Gebiet um das Chemiewerk transportiert wurde. Den Anwohnern wurde daher empfohlen, sich die Hände gründlich mit Seife zu waschen und die Schuhe abzuputzen, wenn sie vom Freien wieder ins Haus kommen.
Der Chemieunfall hatte auch Auswirkungen auf den Schiffs- und Autoverkehr. Die Nordseeschifffahrt in der Umgebung von Moerdijk musste eingestellt werden und die Auf- und Abfahrten von der Autobahn A17 mussten in der Nähe des Unfallortes ebenfalls gesperrt werden.
Die Explosion weckte schnell Erinnerungen an den verheerenden Unfall bei dem ehemaligen Unternehmen Chemie-Pack im Januar 2011 auf dem gleichen Areal. Damals erlitten ungefähr 170 Menschen gesundheitliche Beeinträchtigungen und es entstand ein Gesamtschaden von über 70 Millionen Euro. Der niederländische Staatsrat verurteilte das verantwortliche Unternehmen jüngst zu einer Schadensersatzleistung von elf Millionen Euro.
In Nordrhein-Westfalen (NRW) ist der Chemiegigant Shell nach einer Reihe von Pannen am Standort Köln in das Visier der Politik geraten. Nachdem es zuletzt auch in der Rheinland-Raffinerie zu einem Brand mit Giftgasaustritt kam, kündigte NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) Mitte Februar an, dass er Deutschlands größte Raffinerie auf Sicherheitslücken hin extern überprüfen lassen wolle.