Nachrichten Juni 2014


GASFÖRDERUNG: Die deutsche Seite fordert mehr Informationen über niederländische Fracking-Pläne

Berlin/Den Haag/Düsseldorf. KL/DW/RP/VK/WZ. 3. Juni 2014.

Die Landesregierung in NRW soll Kontakt zur niederländischen Regierung aufnehmen, das haben SPD und Grüne in einem Eilantrag am Montag gefordert. Dem westlichen Nachbarland müsse klargemacht werden, dass NRW die Fracking-Technologie „für nicht verantwortbar“ halte. Beim Fracking werden unter hohem Druck Chemikalien eingesetzt, um Gas aus dem Bodengestein in ein bis vier Kilometer Tiefe zu gewinnen. Die Methode ist umstritten, da die Auswirkungen auf das Grund- und Trinkwasser nicht abschließend geklärt sind. Besonders die Kreise Wesel, Heinsberg und Viersen haben Bedenken gegen die niederländischen Pläne geäußert.

Diese Pläne sehen vor, entlang der Grenze zu NRW Probebohrungen durchzuführen. Ab 2015 könnte dort dann die umstrittene Gasfördermethode Fracking eingesetzt werden. Das zumindest steht in einem Entwurf des niederländischen Wirtschaftsministeriums mit dem Titel „Strukturvision Schiefergas“, der auch auf Deutsch im Internet verfügbar ist. Demnach geht die niederländische Regierung von großen Schiefergasvorkommen im eigenen Land aus, darunter befinden sich direkt an Deutschland angrenzende Gebiete in den Provinzen Limburg, Nordbrabant und Gelderland.

Auch auf Bundesebene verlangt Deutschland nähere Auskunft über das niederländische Vorhaben, Schiefergas mit Hilfe der Fracking-Technologie zu gewinnen. Bereits am vergangenen Freitag sagte ein Sprecher des deutschen Bundesministeriums für Umwelt, dass die grenznahen Gebiete im deutschen NRW an der Planung in den Niederlanden beteiligt werden sollten. Das Umweltministerium in Berlin stellte sich damit hinter die Forderungen des Bundeslandes. Dort hatte man sich zuvor darüber beschwert, bisher nur unzureichend über die niederländischen Fracking-Pläne informiert zu sein.

Im deutschen Bundesland Niedersachsen soll die umstrittene Fracking-Methode hingegen erlaubt bleiben. Das Land verfügt Schätzungen zufolge über 95 Prozent der deutschen Erdgasvorkommen. Der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) machte jüngst allerdings deutlich, dass Fracking auf die herkömmliche Gasförderung beschränkt bleiben solle, unkonventionelle Quellen würden per Erlass ausgeschlossen. Zwischen 1961 und 2011 gab es nach Angaben des zuständigen Landesamtes insgesamt 326 Fracking-Maßnahmen in Niedersachsen. Aufgrund der öffentlichen Debatte über diese Förderungsmethode hat das Land in den letzten drei Jahren keine Anträge auf Fracking mehr bearbeitet.

In den Niederlanden hatte die Fracking-Technologie zuletzt im Sommer vergangenen Jahres eine heftige öffentliche Debatte in den Niederlanden ausgelöst (NiederlandeNet berichtete).

Als Folge der konventionellen Gasgewinnung hatte sich zudem in der niederländischen Provinz Groningen zwischen 2010 und 2013 eine Rekordanzahl an Erdbeben ereignet (NiederlandeNet berichtete).

In Deutschland ist der Widerstand gegen das Fracking-Verfahren allerdings auch nicht die ganz unumstritten. Der Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung (WEG) hat die deutsche Seite in den vergangenen Tagen erneut dazu aufgefordert, ihre ablehnende Haltung gegenüber dem Fracking zu überdenken. Man brauche dringend Pilot-Projekte im Schiefergassektor, um die Wirtschaftlichkeit dieser zukunftsträchtigen Art der Gasgewinnung auszuloten.