Nachrichten Februar 2014
POLITIK: Ehemalige niederländische Gesundheitsministerin Els Borst verstorben [UPDATE]
Bilthoven. MWE/NOS/NRC/parlement.com/VK. 12. Februar 2014.
Die ehemalige niederländische Gesundheitsministerin Els Borst (D66) ist am vergangenen Montag tot aufgefunden worden. Die 81-Jährige wurde am Abend in der Garage ihres Hauses in Bilthoven von einer Freundin gefunden. Da die Umstände ihres Todes bislang unklar sind, wurde die Polizei eingeschaltet.
Politiker aller Parteien zeigten sich betroffen über ihren Tod. Der D66-Vorsitzende, Alexander Pechtold sagte, er sei sehr traurig über ihren plötzlichen Tod. Noch am vergangenen Samstag habe sie beim Parteikongress in der ersten Reihe gesessen. Auch der amtierende Ministerpräsident Mark Rutte (VVD) zeigte sich geschockt. Ihr Tod sei ein großer Verlust für die niederländische Politik. Borst habe nie das Menschliche aus den Augen verloren und Menschen durch ihre Offenheit, Freigebigkeit und Ehrlichkeit für sich einnehmen können. Zugleich lobte Rutte ihre fachliche Kompetenz. Für die jetzige Gesundheitsministerin Edith Schippers (VVD) war Borst eine sehr besondere Politikerin, die sich von der Masse abhob. In ihrer Zeit als Gesundheitsministerin habe Borst Schritte unternommen, die für das Selbstbestimmungsrecht von Menschen überaus wichtig gewesen seien.
Unklar ist bislang, ob es sich bei dem Tod Borsts um einen Unfall oder um ein Verbrechen handelt. Die Polizei konnte dazu noch keine Angaben machen. Nach einer ersten Untersuchung konnte eine Verletzung, die Els Borst erlitten hat, als Todesursache ausgemacht werden. Diese könnte jedoch sowohl von einem Unfall als auch von einem Verbrechen herrühren.
[Update 13. Februar 2014, MWE: Die Staatsanwaltschaft gab heute bekannt, dass Els Borst sehr wahrscheinlich einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Dies habe sich nach der Auswertung aller Spuren gezeigt. Die Polizei sucht nun unter anderem nach Zeugen, die Els Borst zwischen Samstag und Montag noch gesehen haben. Ihr Leichnam wurde inzwischen zur Bestattung freigegeben. Am kommenden Samstag findet in Utrecht ein Gedenkgottesdienst statt. Im Anschluss wird sie im engsten Familienkreis beigesetzt.]
Borst wurde am 22. März 1932 in Amsterdam geboren. Nach ihrem Medizinstudium und ihrer Promotion an der Universität von Amsterdam arbeitete sie viele Jahre als Ärztin in verschiedenen Krankenhäusern. Sie führte von 1986 bis 1994 den Vizevorsitz im Gesundheitsrat und erhielt 1992 eine Stiftungsprofessur am Amsterdams Medisch Centrum der Universität von Amsterdam.
Bereits seit 1968 war sie Mitglied der Democraten 1966 (D66). Nach den Wahlen von 1994 wurde sie zur Gesundheitsministerin im Kabinett unter Wim Kok ernannt und übte dieses Amt bis 2002 aus. 1998 führte sie als Spitzenkandidatin die Wahlliste der D66 an und wurde nach den Wahlen – zusätzlich zu ihrem Amt als Gesundheitsministerin – Vize-Ministerpräsidentin. Während ihrer Amtszeit war sie die treibende Kraft hinter der Euthanasiegesetzgebung aus dem Jahr 2001, die sie gegen die heftige Kritik aus dem In- wie Ausland verteidigte.
2002 schied Els Borst aus der Zweiten Kammer aus und wurde 2003 von ihrer Partei zum Ehrenmitglied ernannt. Auch nach ihrer politischen Karriere engagierte sie sich gesellschaftlich und war Vorsitzende sowie Mitglied verschiedener Arbeitsgruppen, Aufsichtsräte und Organisationen im Gesundheitswesen. Im Dezember 2012 wurde ihr der Ehrentitel Minister van Staat verliehen. Els Borst und Marga Klompé waren bislang die einzigen Frauen in der niederländischen Geschichte, die diesen Titel führen durften. Darüber hinaus erhielt Els Borst für ihre Verdienste 2012 den Aletta Jacobs-Preis der Rijksuniversiteit Groningen (NiederlandeNet berichtete). Dieser geht jedes Jahr an eine Akademikerin, die eine entscheidende Rolle in der Emanzipation der Frau spielt und damit eine Vorbildfunktion für andere Frauen innehat.